Gladbeck.

Wie zuvor im Mai 1933 deutschlandweit hat es auch in Gladbeck eine Bücherverbrennung der Nazis gegeben. Sie fand am Abend des 1. Juli 1933 am Ehrenmal im Wittringer Wald statt, „unter Teilnahme von einigen tausend Gladbeckern“, wie Heimatforscher Manfred Samen, pensionierter Studiendirektor des Ratsgymnasiums, erinnert.

Samen zeigte sich gegenüber der WAZ enttäuscht, dass bei der am 10. Mai stattgefundenen Gedenkveranstaltung der Stadt ein Hinweis auf die Gladbecker Bücherverbrennung gefehlt habe. Unbekannt dürfte diese nicht sein, auch wenn das Ereignis in Gladbeck bis in die 90er Jahre totgeschwiegen worden sei, so Samen. Er selbst habe in jenen Jahren noch Zeitzeugen sprechen können und Zeitungsberichte vom 3. Juli ‘33 gefunden, so der Heimatforscher. 2003 veröffentlichte er einen Bericht über die Ereignisse in der Verkehrsvereins-Zeitschrift „Gladbeck, unsere Stadt“.

Danach habe die Gladbecker Bücherverbrennung am Vorabend des „Festes der deutschen Schule“ im Rahmen der im Festprogramm vorgesehenen Sonnenwendfeier stattgefunden. Initiiert worden sei sie vom Fraktionsvorsitzenden der NSDAP, Johannes Passe, Studienrat am Jungengymnasium (heute Ratsgymnasium). Nazi-OB Hackenberg hatte, fand Samen heraus, die Bediensteten der Stadt zur Teilnahme aufgerufen, „die nachweislich auch in großer Zahl erfolgte.“ Werke von Autoren wie Heine, Marx, Mann, Kästner oder Freud, deren Gedanken nach Meinung der NS-Machthaber nicht in die „neue Zeit“ passten, wurden systematisch verbrannt.

Auftakt der Bücherverbrennung war nach Samens Recherchen der Marktplatz, von dem sich ein Fackelzug Richtung Wittringen formierte, an dem viele Gladbecker teilnahmen. Viele andere hatten sich bereits auf der Freifläche am Ehrenmal eingefunden.

In der Nähe des Ehrenmals stand ein großer Holzstoß, daneben war „undeutsches Schrifttum“ gestapelt worden, das die Hitler-Jugend zuvor gesammelt hatte. „Im Zentrum des Geschehens stand zunächst die Feuerrede des HJ-Führers Demme“, so Samen. Obwohl es zahlreiche überlieferte Fotos vom „Fest der deutschen Schule“ gebe, konnte er aber bislang trotz intensiven Suchens kein Foto der anschließenden Gladbecker Bücherverbrennung finden.