Gladbeck. .

Beim Ortstermin knallte der Lorenz mit aller Kraft auf das Dach der Ingeborg-Drewitz-Gesamtschule, als wollte er beweisen: Seht her, die Vision von der Sonnenstadt Gladbeck ist längst wahr geworden. Denn nicht nur auf diesem Schuldach liegt bereits ein großer Teppich blau-glitzernder Photovoltaik-Elemente, sondern ebenso auf über 20 weiteren städtischen Gebäudedächern.

1,3 Megawatt Energie fließen auf diese Weise von Gladbecker Stadtdächern in das Stromnetz – der Bürgersolarpark nimmt immer konkretere Formen an und hat zum Stichtag 30. Juni das ehrgeizig gesetzte erste Etappenziel damit erreicht. Das war zu Beginn von besonderer Bedeutung, um noch um in den Genuss der bis dahin geltenden recht hohen Einspeisevergütung für Solarenergie zu kommen. Im Nachhinein stellte sich allerdings heraus: Die Eile war nicht nötig, denn es ändert sich nun doch erst einmal nichts an der Vergütung.

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Davon abgesehen weckt dieses einzigartige Gladbecker Modell für Erneuerbare Energien aber immer mehr Interesse bei anderen Kommunen. In Isselburg, Hagen, Olfen hat Klaus Schulze-Langenhorst diese ungewöhnliche Partnerschaft von Stadt, Bürgern und seiner Firma SL-Windenergie bereits vorgestellt und das besondere Geschäftsmodell erklärt: Die Stadt vermietet ihre geeigneten Dächer an die Firma, die dort Solarmodule anbringt und die Einspeisevergütung für den erzeugten Strom als Gewinn hat. Zusätzlich können die Bürger sich beteiligen und profitieren, indem sie entweder SolarSparkassenbriefe der Sparkasse (Gesamtwert 3,5 Mio Euro, drei Prozent Zinsen) kaufen, oder direkt bei der eigens gegründeten SL-Bürgerenergie Genussrechte (mind. 2000 Euro) erwerben, was ähnlich wie eine Fondsanlage funktioniert und eine Rendite von 5 bis 8 Prozent bringen kann.

„Das ganze Projekt tut Gladbeck gut“, ist Bürgermeister Ulrich Roland überzeugt. Nicht nur aus Klimaschutzgründen und der aktiven Bürgermitwirkung bei der Förderung von erneuerbarer Energie, sondern auch in pädagogischer Hinsicht gibt es einen Nutzen: Die Photovoltaik auf den mittlerweile sieben Schuldächern (neben Gesamtschule auch: Werner-v.Siemens, Elsa-Brändström, Erich-Fried, Anne-Frank, Heisenberg und Riesener) wird als schulisches Lehrobjekt genutzt. So soll auch in der Gesamtschule die täglich erzeugte Stromleistung auf einem Großdisplay gezeigt und im Internet veröffentlicht werden.

Eine Win-Win-Situation in mehrfacher Hinsicht also für alle Beteiligten. Der bislang in Sachen Windenergie erfahrene und erfolgreiche Gladbecker „Windmüller“ Schulze-Langenhorst erweitert seinen Geschäftsbereich, die Stadt verdient, indem sie ihre Dächer vermietet (der Mietpreis wird allerdings nicht genannt) und dazu Energiekosten spart, der Bürger kann seine Beteiligung in Euro und Cent einstecken. Dazu ist das Projekt nach oben offen, auch Unternehmen können sich mit ihren Firmendächern beteiligen. Und sogar Windenergieanlagen sind integrierbar.