Gladbeck. .

Der neue saubere Haarbach passt in ein Rohr von 63 cm Durchmesser; dieses unterirdische Rohr verläuft auf mehr als einem Kilometer Länge zwischen dem Auslauf aus dem Nordparkteich und dem renaturieren Haarbach-Abschnitt in Ellinghorst.

Hinter dem Heisenberg-Gymnasium verschwindet der Bachlauf in der Erde - und dann?

Für die WAZ öffneten Stadt Gladbeck und Emschergenossenschaft am Mittwoch diese ganz besondere Unter-Tage-Welt, in der es fließt und strömt und manchmal auch recht streng riecht. . .

Es ist eine geheimnisvolle Welt, die nicht so leicht zu finden ist: Der Einstieg in die saubere Haarbach-Zukunft ist ein unscheinbarer, ganz normaler Kanaldeckel, ganz in Nähe der Gaststätte Kost an der Möllerstraße: Einmal-Anzug, Helm, Handschuhe, Gummistiefel, Taschenlampe, ein Atemgerät für den Notfall - wer die verborgenen Teile des Emschersystems erkunden will, muss stets streng nach Vorschrift ausgerüstet sein.

Doch am Ende der Einstiegsleiter ist es gleich zu erkennen: Das neue Haarbach-Rohr, das hier in Rohr-in-Rohr-Technik, meistens unter Beton verborgen, im großen Kanalrohr verlegt wurde.

Rohr-in-Rohr-Lösung in der Region einmalig

Gleich daneben fließt in offener Weise das Schmutzwasser ab - eine ganz besondere Lösung ist das; eine Lösung, die es in dieser Form in der Region kein zweites Mal gibt, wie auch Diplom-Ingenieur Walter Sauer von der Emschergenossenschaft gegenüber dem WAZ-Reporter betont.

Ohne diese millionenteure Rohr-in-Rohr-Lösung wäre an dieser Stelle keine Trennung von Schmutz- und sauberem Bachwasser möglich gewesen; ohne diese verborgene Rohr-in-Rohr-Variante gäbe es jetzt nicht den munter sprudelnden, natürlichen Haarbach direkt unterhalb der Ellinghorster Halde, wo er sich an Steinen und Gräsern entlang auf äußerst idyllische Weise seinen weiteren Weg bahnt.

Einstieg ins Haarbach-Rohr: Gut gesichert geht es in die Tiefe. Foto: Heinrich Jung / WAZFotoPool
Einstieg ins Haarbach-Rohr: Gut gesichert geht es in die Tiefe. Foto: Heinrich Jung / WAZFotoPool © WAZ FotoPool

Wer mit aller Vorsicht auf dem dunklen und schmalen Begleit-Weg das Haarbach-Rohr durchwandert, erahnt die praktischen Dimensionen des Emschersystem-Umbaus: Hier münden auch einzelne Zuläufe des insgesamt 210 Kilometer langen städtischen Kanalisationsnetzes in den Schmutzwasserlauf, hier sind Stadt-Entwässerung und das Jahrhundertprojekt des Emscherumbaus eng miteinander verzahnt.

Die verborgenen Seiten der Emscher-Renaturierung

„Diese Einleitung zum Beispiel kommt von der Möllerstraße“, sagt der städtische Kanalisations-Fachmann Frank Restemeyer mit Kennerblick bei der Unter-Tage-Tour. Und Diplom-Ingenieur Walter Sauer ruft eine Schacht-Öffnung hinauf: „Wo sind wir jetzt?“ „Unterhalb der Europabrücke“, antwortet eine Stimme aus dem Begleit-Team durch eine kreisrunde Kanaldeckel-Öffnung - Signale aus der hellen Über-Tage-Welt.

„Für die Emschersystem-Renaturierung werden Milliarden ausgegeben. Und vieles davon geschieht im Verborgenen“, sagt Frank Restemeyer. Die Gladbecker Rohr-in-Rohr-Lösung am Haarbach zählt zu diesem großen Emschersystem-Puzzle, als dessen Ergebnis sich im nächsten Jahrzehnt die Emscher selbst als klarer Fluß zwischen Dortmund und Dinslaken präsentieren soll.

Bis dahin müssen wir noch ein wenig warten, aber am Haarbach und an anderen, nun klaren Emschersystem-Zuläufen lässt sich diese neue Zukunft der Region schon erahnen.