Die Benzinpreise klettern auf neue Rekordhöhen, Bus und Bahn sind längst nicht immer eine Alternative. Zeit, den eigenen Benzinverbrauch kritisch zu überprüfen. Ein Selbstversuch mit dem Profi auf dem Beifahrersitz

Ich geb Gas ich geb Gas,
ich will Spaß ich will Spaß!

Was in der neuen deutschen Welle bei Markus noch nett uns lustig klang – im automobilen Alltag längst undenkbar. Bei 1,60 Euro für den Liter Super dürfte auch dem Sänger der Spaß am Gas geben vergangen sein. Grund genug, den eigenen Fahrstil auf den Prüfstand zu stellen, denn dass das Bundeskartellamt tatsächlich für billigeren Sprit sorgen wird, daran kann ich nicht glauben. Stattdessen will ich aktiv den Verbrauch senken.

Fahrlehrer Stefan Wulfekotte versorgt mich mit entsprechenden Profi-Tipps. Doch vorher stellt er mich auf die Probe. In seinem Fahrschulwagen, einem Audi-Geländewagen, scheucht er mich durch die Stadt. Wobei: Eigentlich scheuche ich mich selbst – gebe Gas, bremse ab und beschleunige anschließend wieder hektisch. Die Verbrauchsanzeige vor mir springt hin und her. Trete ich aufs Gas genehmigt sich der 170-PS-Diesel bis zu 40 Liter.

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Über die Horster Straße geht es Richtung Brauck und über die Helmutstraße ins Gewerbegebiet. Beim Roten Kreuz fällt mein Blick erstmals auf den durchschnittlichen Verbrauch. Über neun Liter verschlingt meine Fahrweise im Schnitt auf 100 Kilometer. „Im Fahrschulalltag pendelt sich der Verbrauch zwischen acht und 8,5 Liter ein“, setzt mich mein Beifahrer unter Druck, hat aber auch erste Tipps parat: „Die Gänge nicht so hochziehen und im Zweifel auch ruhig einen höheren Gang wählen.“ Das sagt sich leicht, schlechte Angewohnheiten wird man nur schnell wieder los. Immerhin habe ich vor zwölf Jahren noch gelernt, bei 50 Stundenkilometern ruhig im dritten Gang zu fahren. Keine Sorge, inzwischen nutze ich auch den vierten Gang, aber selbst das reicht Stefan Wulfekotte nicht. Auch der fünfte Gang ist in der Stadt vollkommen in Ordnung, „zumindest wenn die Straße eben und überschaubar ist, so dass wir ruhig rollen können“. Und tatsächlich: Der Unterschied ist sofort bemerkbar. Zeigt die Anzeige als momentanen Verbrauch im vierten Gang noch über sechs Liter an, sinkt der sofort um gut zwei Liter. Die kleine Anzeige im Armaturenbrett beweist es. Gleichzeitig spornt sie mich an. Es muss doch möglich sein, den durchschnittlichen Verbrauch Verbrauch weiter zu senken.

Inzwischen geht es durch Zweckel, vorbei an der Herz Jesu Kirche und der Shell-Tankstelle – wenn alles gut geht, muss ich hier demnächst seltener stoppen. Heute darf ich auch vorbeifahren und über die Feldhauser Straße wieder zurück Richtung Innenstadt lenken. Zurück am Ausgangspunkt folgt der Moment der Wahrheit. 13,9 Kilometer zeigt der Zähler, der durchschnittliche Verbrauch liegt bei 8,1 Liter. Puh, Glück gehabt, wenigstens liege ich nicht höher als die Fahrschüler.

Ein Durchschnittsverbrauch von 8,1 Liter, nicht schlecht ...
Ein Durchschnittsverbrauch von 8,1 Liter, nicht schlecht ... © WAZ FotoPool

Trotzdem, wirklich zufrieden ist der Fahrlehrer mit meiner Fahrweise nicht. Seine Meinung: „Man kann den Verbrauch locker noch um mindestens einen halben Liter senken.“ Also gut: Fahrerwechsel, dieselbe Strecke und diesmal sitzt der Experte selbst am Steuer. Und es sieht bitter für mich aus. Im Gewerbegebiet Brauck liegt sein durchschnittlicher Verbrauch bei 6,5 Litern. Zur Erinnerung, bei mir standen mehr als neun Liter zu Buche.

Aber was macht Wulfekotte anders? Seine Fahrweise wirkt auch viel ruhiger, selten überschreitet der Drehzahlmesser die 2000 Touren, selten muss er wirklich bis zum Stillstand abbremsen. Sein Trick: Vor Kreisverkehren und Ampeln hält er größeren Abstand, kann so häufig den Schwung nutzen und muss nicht ständig neu beschleunigen. Es gilt also nicht „Wer bremst, verliert“ sondern „Wer bremst, verbraucht“.

... doch am Ende beweist Stefan Wulfekotte: Es geht weniger. Fotos: Thomas Gödde / WAZ FotoPool
... doch am Ende beweist Stefan Wulfekotte: Es geht weniger. Fotos: Thomas Gödde / WAZ FotoPool © WAZ FotoPool

Auf der Feldhause Straße dann wieder der Blick auf den Durchschnittsverbrauch. 7,5 zeigt die Anzeige. Jetzt packt auch Wulfekotte der Ehrgeiz. Seine Ankündigung: „7,3 schaffe ich.“ Und ganz ehrlich: wahrscheinlich hätte er es tatsächlich geschafft. Lediglich der Rückstau vor der Baustelle am Busbahnhof rettet mich vor der totalen Niederlage. Am Ende verbraucht der Experte trotz der modernen Start-Stop-Automatik des Audis 7,6 Liter auf 100 Kilometer. immerhin: Das ist genau der halbe Liter weniger, den er zu Beginn seiner Fahrt angekündigt hatte.

Hochgerechnet auf eine Tankfüllung macht das eine Reichweite von locker 100 Kilometern aus. Ich glaube auch ich werde demnächst häufiger auf meine Verbrauchsanzeige schielen.