Gladbeck. .
Von wegen nur Fast-Food. Kinder essen auch gerne gesundes Essen. Diese Erfahrung hat Caritas-Küchenleiter Ralf Schäfer gemacht. „Salat mit Cocktailsoße, dazu frisch gebackenes Brot – das ist der Renner“, sagt der 51-Jährige.
Er muss es wissen. Seit drei Jahren bekocht er Gladbecker Schulkinder. Schon acht Jahre zeichnet er für die Versorgung von Senioren verantwortlich.
Neben den Schüleressen, überwiegend für Grundschüler, servieren Schäfer und seine vier Mitarbeiter noch rund 120 Essen auf Rädern sowie die Mahlzeiten für die Bewohner des Seniorenzentrums Johannes-van-Acken. Am 1. Juni kommen bis zu 80 weitere Portionen dazu, wenn die Caritas das St. Altfrid-Altenzentrum eröffnet. Jeden Tag muss Schäfer die Wünsche von Jung und Alt erfüllen.
Das geht nur durch eine strikte Trennung. Der Speiseplan für die beiden Gruppen sieht völlig unterschiedlich aus. „Die Senioren lieben dabei die klassischen Gerichte. Sei es beispielsweise Sauerbraten oder Frikadellen.“
Für die Mädchen und Jungen ist ihm eins wichtig: Es kommt kein Schweinefleisch auf den Tisch. Schließlich kocht das Caritas-Küchenteam auch für viele muslimische Kinder. „Und damit die nicht in die Zwickmühle kommen, lassen wir Schweinefleisch ganz weg und kochen oft vegetarisch.“ Die Erfahrung zeige, dass viele muslimische Kinder das Fleisch zur Seite schieben, weil sie nicht sicher sind, ob es nicht doch Schweinefleisch ist, was ihnen serviert wird.
„Für Pizza fehlt der Platz“
Dann schon lieber den guten alten vegetarischen Eintopf. Oder traditionellen Fisch am Freitag. „Immerhin sind wir ein christliches Haus“, begründet Schäfer, warum er am Wochenende immer Fisch in verschiedenen Variationen auf die Teller bringt. „Selbst Graupensuppe kommt bei den Kindern gut an“, sagt Schäfer schmunzelnd und ist selbst überrascht.
Keinen Platz auf den Schülertellern erhält die bei Kindern beliebte Pizza. Das aber nicht aus ideologischen Gründen, sondern aus ganz pragmatischen. „Wir können nicht so viele Pizzen zeitgleich warm servieren“, sagt Schäfer. Das sei technisch einfach nicht machbar. Der Platz, der dafür nötig sei, fehle einfach.
Auch Bratkartoffeln haben es schwer bei Ralf Schäfer. „Die Luftfeuchtigkeit in den Transportbehältern nimmt die Krossheit.“ Das ist nicht die Vorstellung, die der Chef von Bratkartoffeln hat. Dann lieber gar keine.
Der entscheidende Unterschied beim Kochen für Jung und Alt ist der Garzeitpunkt. „Für die Älteren werden die Produkte länger gegart, damit sie weicher sind“, erläutert Schäfer, der eine Zusatzausbildung zum Heimkoch bei der Industrie- und Handelskammer absolviert hat. „Viele haben Probleme mit dem Kauen oder Schlucken“, weiß der 51-Jährige. Deshalb auch das strikte Trennen zwischen den beiden Generationen.
Ansonsten richtet sich der Koch, der bereits seit acht Jahren bei der Caritas arbeitet, beim Speiseplan nach den Wünschen der Kunden. „Der Kunde ist König“, betont er. In den Schulen wurde extra ein Smiley-System eingeführt. Auf dem Speiseplan dürfen die Mädchen und Jungen kleine Gesichter malen. Ein lächelndes, ein neutrales oder ein trauriges.
Mindestens einmal im Vierteljahr hält Schäfer Rücksprache mit den für das Schulessen Verantwortlichen. So bekommt der Koch die nötige Rückmeldung.
Und das alles für rund 2,50 Euro pro Essen für die Schüler. „Wir sind eine soziale Einrichtung und wollen die Kinder mit gesundem Essen versorgen“, macht Schäfer deutlich, dass es nicht um Gewinn-Maximierung geht. Haushalten muss aber auch der Caritas-Küchenleiter. So sind die Portionen klar geregelt. Zwischen 300 und 450 Gramm gibt es je nach Essen für jedes Kind.
Um die logistischen Anforderungen für bis zu 700 Mahlzeiten täglich, „365 Tage im Jahr“, zu erfüllen, steht ihm „ein Ferrari“ zur Verfügung. Gemeint ist die Küchenausstattung. Nachdem sich das Personal in den vergangenen zweieinhalb Jahren mit einem Provisorium begnügen musste, kann nach dem Umzug vor ein paar Wochen ins neue Zentrum Auf’m Kley modernste Technik eingesetzt werden. Ralf Schäfer strahlt, wenn er davon erzählt. „Die Firma hat auch die Aida beliefert.“ So verfügt das Team jetzt über selbstreinigende Kombidämpfer. Und auch eine Granulat-Spülmaschine gehört zur Ausstattung. „Damit sparen wir Zeit“, freut sich der 51-Jährige.
Zeit, die sowieso knapp bemessen ist. Von 6 bis 9.30 Uhr werden die Senioren-Gerichte vorbereitet. Danach die Töpfe und Pfannen für die Schüler bewegt. Um 11 Uhr werden dann die ersten Schulen beliefert. „Da darf das Essen nicht lange stehen.“
Bei den Essen für die Senioren wird die Temperatur zweimal gemessen. Wenn das Gericht die Küche verlässt und wenn es im Altersheim ankommt. Grundsätzlich wird Hygiene großgeschrieben. „Es wird alles protokolliert“, betont Schäfer. Sogar wer die Fliesen abwäscht.