Gladbeck.
„Manche kennen wohl keine Mülleimer!“ Die Nachbarschaft der Welheimer Straße in Brauck hat sich zusammengefunden, um ihre Straße zu säubern - und was Marius dort teilweise in den Ecken und Gräben findet, lässt ihn nur mit dem Kopf schütteln.
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„Wir haben heute schon Damenunterwäsche, einen nigelnagelneuen Fahrzeugschein, eine voll gepackte Handtasche und jede Menge andere Kuriositäten gefunden“, weiß Mechthild Kruse, die seit nun schon sechs Jahren die kleine private Gruppe im Gladbecker Süden für die Aktion „Gladbeck putzt“ organisiert. „Das sind die ganz interessanten Sachen“, sagt sie, von den vielen Flaschen, Papieren und sonstigem eher alltäglichen Unrat will sie gar nicht reden.
„Was man auch immer wieder findet ist Bauschutt. In den letzten Jahren haben wir sogar eine Toilette und ganze Pakete Fliesen gefunden.“ Dieses Jahr wurde an einer Stelle Beton ausgeschüttet. „Ich verstehe das nicht. Dieser Aufwand, um den Müll hier abzuladen und dann riskiert man sogar noch eine Strafe. Dabei wäre es so einfach“, sagt Hans-Jürgen Schmidke, während er die Beton-Reste in eine Schubkarre hievt.
Aber eigentlich ist die Stimmung trotz des Drecks gut. „Jedes Jahr ist das ein Highlight für die Kinder. Viele fragen schon lange vorher, wann denn endlich wieder geputzt werden darf“, meint Mechthild Kruse. Deshalb packen sogar die ganz kleinen mit an. Maxine ist mit ihren drei Jahren die Jüngste, aber auch sie bekommt ihren kleinen Eimer mehr als nur einmal voll.
„Ich hab’ schon zehn Pfandflaschen!“
„Die Kinder lernen, wie man mit seinem Müll umgeht“, so lautet das Credo der Eltern an der Welheimer Straße. Und trotzdem dürfen die Kleinen natürlich auch etwas davon haben. Der neunjährige Niko sammelt z.B. Pfandflaschen. „Ich hab’ schon zehn Stück!“, ruft er freudig mit Blick auf die Taschengeld-Aufbesserung. Bonbons, Apfelschorle und den obligatorischen Spaß gibt’s natürlich auch inklusive.
„Es ist einfach eine super Aktion! Der ZBG kümmert sich im immer sehr um die Teilnehmer. Wir bekommen jedes Jahr die Säcke und Handschuhe - auch für die Kinder - gestellt“, so Organisatorin Kruse. Aber ohne die gehörige Portion Eigeninitiative wäre auch diese Aktion nicht so ein Erfolg. Das Aufgebot: Fünf Schubkarren, jede Menge Müll-Pikser und das eine oder andere selbst gebastelte Utensil, verteilt auf zwölf kleine und große Helfer.
Gladbeck putzt
„Es ist aber in den letzten Jahren immer weniger geworden“, meint Markus Kalender. Und da sind sich alle Nachbarn einig: Das alljährliche Putzen zeigt schon ein wenig Wirkung, die über die „Gladbeck putzt“-Samstage hinausgeht. Auf dem Rückweg bilanziert Mechtild Kruse noch: „Wir haben von Aktion zu Aktion immer weniger Müllsäcke zu füllen gehabt. Wo kein Müll liegt, ist die Hemmung offensichtlich größer, selber noch Müll hinzuwerfen.“