Gladbeck.

Über 200 Menschen strömten am Abend des 26. März 1911 in die Wirtschaft Dröghoff, um einen Verein für Orts- und Heimatkunde Gladbeck zu gründen. 100 Jahre ist das in diesen Tagen her, freut sich Vorsitzender Heinz Enxing.

Die Gladbecker suchten einen Verein, der sich um die Heimat, um die Sitten und Gebräuche, die Sprache, um Verschönerung und das traditionelle Leben in Gladbeck kümmern sollte: Heraus kam der „Vestische Verein für Orts- und Heimatkunde, Ortsverein Gladbeck“, der sich diesen Aufgaben auch heute noch stellt, wenn auch auf andere Weise wie vor 100 Jahren und seit längerem schon unter dem Namen „Verein für Orts- und Heimatkunde Gladbeck“.

Alle wichtigen Gladbecker, Männer von Rang und Namen (Damen waren noch nicht dabei) waren der Einladung und dem Aufruf von Ewald Kaesbach, seit 1909 Leiter des neu gegründeten Realgymnasiums an der Viktoriastraße, gefolgt: Lehrer, Wirte, Ärzte, Geschäftsleute, Bankiers, Vertreter der Bergwerke. Der Wunsch nach „Erhalt des heimatlichen Raumes“ und der Volks- und Heimatkunde einte sie. Der Verein wurde bei Dröghoff, der Gaststätte an der Horster Straße/Ecke Lambertistraße, aus der Taufe ge-hoben, und fast alle der 200 Anwesenden traten dem Vereins sofort bei, dessen erster Vorsitzender natürlich Ewald Kaesbach wurde. Der erste Vorstand war ein Abbild der Ortsprominenz, wie der heutige Vorsitzende Heinz Enxing berichtet: Neben Kaesbach gehörte ihm u.a. Amtmann Korte an, Bankier Küster, Gemeindevorsteher Hahne, Bergrat von Meer, Krankenhausrektor van Acken, Sanitätsrat Dr. Heubes - insgesamt 18 Honoratioren.

Der Jahresbeitrag wurde auf 1 Mark festgelegt - und viele, viele Jahre nicht erhöht. Ein „erstes Kind“ des Vereins waren die „Gladbecker Blätter“, eine monatliche Beilage zur Gladbecker Zeitung, in dem sich erlauchte Mitglieder fundiert, auch wissenschaftlich zu heimatgeschichtlichen Themen äußerten. Einmal im Jahr wurden alle Ausbaben gebunden und den Mitgliedern zugestellt - und dabei der Jahresbeitrag erbeten. Bis 1940 erschienen die „Blätter“.

Bekannte Gladbecker führten den Verein: Amtmann Dr. Michael Jovy folgte bis 1930 Ewald Kaesbach, der im Ersten Weltkrieg umkam. Jovys Nachfolger wurde bis 1955 Dr. Ludwig Bette, ein exzellenter Kenner der Gladbecker Geschichte. Ihm folgte bis 1971 Theodor Holländer, der die Arbeit des Vereins ebenso nachhaltig prägte. Insgesamt nur acht Vorsitzende in 100 Jahren zählt der Heimatverein - das spricht für Kontinuität und Seriosität. Bereits seit 1993 ist Heinz Enxing Chef-Heimatfreund.

Der betont, dass eine der wichtigen Arbeiten des Heimatvereins die Gründung des Heimatmuseums auf Schloss Wittringen war, das aber bald schon ins Eigentum der Stadt überführt wurde. Der Verein, der sich in all den Jahrzehnten um die Historie kümmerte, das Brauchtum pflegte, initiierte aber auch immer wieder Projekte: Rund 100 Straßenschilder tragen auf Anregung des Vereins Legendenschilder und erläutern den Namen. Ein Unikat weit und breit ist, so Heinz Enxing, der Baumlehrpfad in der Innenstadt, den der Verein erstellte.

Ein besonderes Projekt war das Bronzerelief vor der Lambertikirche, das Gladbeck als Dorf zeigt. Seit 1973 bringt der Verein in Kooperation mit dem Verkehrsverein dreimal im Jahr die Zeitschrift „Gladbeck - Unsere Stadt“ mit vielen Beiträgen zum Gladbeck von gestern und heute heraus. Eine künftige Aufgabe sei, so Enxing, der Erhalt denkwürdiger Gräber und ihrer Grabmale.

Festakt zum runden Geburtstag am 8. April in der Stadthalle

Sein Hundertjähriges begeht der Verein für Orts- und Heimatkunde mit einem Festakt am Freitag, 8. April, um 15 Uhr in der Stadthalle.

Ursprünglich, so Vorsitzender Heinz Enxing, sollte der Geburtstag im Ratssaal gefeiert werden. Doch inzwischen liegen so viele Anmeldungen vor, dass man in die größere Stadthalle ausweicht. „270 haben ihr Kommen schon zugesagt, es werden wohl über 300 werden“, schätzt Enxing.

Nach einem Grußwort von Bürgermeister Ulrich Roland wird Altbürgermeister Eckhard Schwerhoff den Festvortrag halten. „Die Bedeutung der Heimatvereine für das Selbstverständnis einer Stadt“ - so der Titel. Im Anschluss stellt Josef Wolters das neue Buch des Vereins vor: „Gruß aus Gladbeck“, eine Sammlung von Postkarten aus Gladbeck aus allen Jahrzehnten. Umrahmt wird das Fest, das mit einem Beisammensein en-det, vom Hamza-Streich-Trio.

Fast 700 Mitglieder zählt der Heimatverein derzeit, er ist ei-ner der größten Vereine in der Stadt. Bei der Jahreshauptversammlung vor einigen Tagen wurde der bisherige Vorstand einmütig im Amt bestätigt: Heinz Enxing bleibt für weitere zwei Jahre Vorsitzender. Weitere Vorstände: stellv. Vorsitzender Klaus Dieler, Schatzmeisterin Ursula Muthweiß, Schriftführerin Helga Schneider, und Beisitzer: Friedhelm Brandhorst, Dieter Hans, Elke Haverkamp, Klaus Holtkamp und Wolfgang Keuterling.

54 Veranstaltungen wurden 2010 durchgeführt: U.a. Stadtführungen, Wanderungen, Ex-kursionen, Brauchtums-Veranstaltungen und Vorträge zu historischen Themen. Der Mitgliedsbeitrag liegt bei 13 €, er beinhaltet den Bezug der drei Ausgaben der Schrift „Gladbeck - Unsere Stadt“.