Gladbeck.

Er gilt als der Repräsentant der Nazis in Gladbeck, als Verantwortlicher ihrer Gräueltaten in der Stadt: Dr. Bernhard Hackenberg, OB in Gladbeck 1932 bis 1945. Dennoch ist er Teil der Ahnengalerie im Rathaus - und soll es bleiben.

Das Foto Hackenbergs, dessen Name für Naziherrschaft und Willkür jener Jahre steht, hängt in der Ahnengalerie sämtlicher Stadtrepräsentanten im Treppenhaus des Alten Rathauses in Gladbeck - neben dem aller anderen Stadtoberhäupter. Und dort soll es auch bleiben, ergab eine Umfrage der WAZ unter Ratspolitikern. Es sei keine Frage der Ehre, sondern eine Mahnung.

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Von DerWesten

Gladbecks Heimathistoriker Manfred Samen betont, Hackenberg sei ein Nazi durch und durch gewesen, „der hat sich voll und ganz auf die Schiene der Nationalsozialisten begeben“. Er habe sich nie seiner Verantwortung gestellt und keine Reue gezeigt. Die WAZ-Serie über die Juden in Gladbeck führt in diesen Tagen die Verantwortlichkeit Hackenbergs noch einmal vor Augen.

Sein Portrait gehört zur Ahnengalerie seit ihrer Einrichtung durch den ehemaligen Bürgermeister Eckhard Schwerhoff. Zunächst in gleicher Größe und Aufmachung wie die anderer Stadtoberhäupter, seit 2005 auf Anregung von Bürgermeister Ul-rich Roland (die Grünen stellten einen ähnlichen Antrag) mit dem Zusatz auf dem Namensschild: „NSDAP-Mitglied und SS-Obersturmführer; Repräsentant und Erfüllungsgehilfe des NS-Staates“.

„Eine andere Art OB“

Roland meint, der Zusatz mache genug deutlich, dass es sich bei Hackenberg um „eine andere Art OB“ handele. „Er ist Teil der Geschichte dieser Stadt, wir können ihn nicht streichen, daher gehört er auch dort hin.“ Stadtsprecher Peter Breßer-Barnebeck er-gänzt, dass es sich bei der Portraitreihe nicht um eine Auszeichnung handele, sondern um „einen Überblick, wer wann die Stadt geführt hat“.

SPD-Fraktionschef Michael Hübner teilt die Auffassung. Hackenberg gehöre zu Gladbecks Geschichte. „Dass sein Portrait dort hängt, ist nicht Ehre, sondern Mahnung, de-mokratische Grundsätze einzuhalten.“ Auch CDU-Fraktionsvorsitzender Reinhold Fischbach ist für das Hackenberg-Foto. Hinge es dort nicht, könnte die unrühmliche Zeit womöglich vergessen werden. „Sein Bild gibt Anlass, sich mit den Gräueltaten der Nazis in der Stadt zu beschäftigen.“ Ob man Portrait und Aufmachung anders gestalte, darüber könne man reden, so Fischbach.

„Er sollte bleiben“

Gerd Dorka (DKP) von der Fraktion „Soziale Liste“ sieht das anders. „Der gehört nicht dahin, den kann man nicht wie alle anderen Stadtoberhäupter behandeln.“ Zudem hänge das Foto „zu harmlos“ da, zu wenig abgesetzt. „Da wird nicht auf den ersten Blick deutlich, was dahinter steckt.“

„Auch wenn er eine fatale Persönlichkeit war, er sollte bleiben“, so Simone Steffens (Die Grünen), stellv. Bürgermeisterin. Abhängen wäre Wegwischen von Geschichte. „Vielleicht sollte man das Foto aber kleiner oder anders kenntlich machen.“

Michael Tack (FDP) warnt, Hackenberg abzunehmen. „Das wäre Geschichtsklitterung.“ Dieter Plantenberg (BIG) meint: „Hackenberg gehört dazu,hier haben nicht nur liebe Leute regiert, sondern auch Verbrecher.“ Nähme man Hackenberg ab, mache man erst recht neugierig nach „der braunen Soße“.