Gladbeck. .
Der wohl spektakulärste Kriminalfall im Jahr 2010 war der brutale Überfall auf die Nationalbank im November, bei dem eine zuvor von den Gangstern entführte Frau mit einer Bombenattrappe versehen in die Bank geschickt wurde. Über 100.000 Euro erbeuteten die Täter, bis heute fehlt von ihnen jede Spur. „Die Ermittlungen laufen nach wie vor“, erklärt Polizeipressesprecher Andreas Wilming-Weber auf WAZ-Anfrage.
Mal abgesehen von diesem (Ausnahme-)Fall entwickelt sich die Kriminalität im Bezirk Recklinghausen/Bottrop aber “sehr zufriedenstellend“ konstatiert die Polizeipräsidentin Dr. Katharina Giere in ihrem Jahresbericht und meint damit allgemein zurückgehende Zahlen. Weniger Straftaten, eine höhere Aufklärungsquote und ein anhaltender Rückgang der Gewalt- und Straßenkriminalität seien festzustellen. Auf Gladbeck bezogen heißt das: Es gab 5881 Straftaten insgesamt, wovon fast die Hälfte Diebstahlsdelikte (2761) waren. Auffällig ist jedoch die rasant ansteigende Zahl der Taschendiebstähle im gesamten Bezirk: 1029 Fälle. Darauf habe die Polizei mit verstärkter Information der Öffentlichkeit bereits reagiert. Ebenfalls steil nach oben geht die Zahl der Sachbeschädigungen durch Graffiti im Kreis (512) und in Gladbeck (15): „Diese Entwicklung ist erschreckend“, so Dr. Giere.
Im gesamten Polizeibezirk sank die Straßenkriminalität dagegen auf „einen historischen Tiefstand“, so die Polizeipräsidentin, die diese Entwicklung auf zurückgehende Diebstähle in/aus Kraftfahrzeugen und von Fahrrädern zurückführt. Für Gladbeck gilt das jedoch nicht: Hier stieg die Straßenkriminalität um 12 Prozent an, von 1521 Fällen in 2009 auf 1709 in 2010. Mit 407 Fällen gab es außerdem doppelt so viele Pkw-Aufbrüche wie in 2009, und auch doppelt so viele Autos wurden gestohlen: 28. Die Fahrraddiebstähle sind aber stetig rückläufig, 2001 waren es noch 525, jetzt sind es „nur“ noch 373.
Weniger positiv als in der Statistik für den Gesamtbezirk stellt sich die Entwicklung der Raubüberfälle auf Gladbecker Straßen, Wegen oder Plätzen dar: Wurden im Bezirk weniger gezählt (284), nahmen diese Fälle hier um 26 Prozent zu – die Zahl stieg auf 29.
Mord und Totschlag gab es in 2010 wenig: „Nur“ zwei solcher Straftaten gegen das Leben verzeichnet die Statistik. Deutlich angestiegen sind aber Fälle gegen die „sexuelle Selbstbestimmung, worunter auch sexueller Missbrauch von Kindern fällt. 64 Anzeigen nennt die Polizei, das ist eine Zunahme von 30 Prozent gegenüber dem Vorjahr. Immerhin: 90 Prozent dieser Fälle konnten aufgeklärt werden. Ähnlich hoch ist die Aufklärungsquote bei Vergewaltigungen, von denen elf zur Anzeige gebracht wurden.
Relativ hoch mit 934 Fällen ist auch wieder die Zahl der Vermögens- und Fälschungsdelikte. Es werden zwar weniger Debitkarten gestohlen, dafür nehmen die Fälle von Geldautomaten-Manipulationen stark zu. Das gilt nicht nur für den Kreis, sondern für das ganze Land. NRW rangiert im Vergleich aller Bundesländer sogar an der Spitze, was an der hohen Geldautomatendichte und zahlreichen Ballungsräumen liegt. In NRW gab es 1200 Manipulationen, im Polizeibezirk stiegen diese Delikte, die unter dem Begriff „Ausspähen, Abfangen von Daten“ laufen, auf 343 Fälle. Das bedeutet eine Zunahme von 224 beziehungsweise einen Anstieg von 188 Prozent.