Brauck, der Stadtteil, der schon immer mit seinem Imgage kämpfen musste, der sich oft vergessen vorkam, steckt im Wandel, im Umbruch. „Aber nicht immer hin zum Guten“, wie Egon Brylak, Alt-Diakon der katholischen St.-Marien-Gemeinde, mit dem die WAZ unterwegs im Stadtteil war, meint.
Brauck, das ist der klassische Bergarbeiterstadtteil, einer der größten Ortsteile, ge-prägt von seinen beiden großen Bergarbeitersiedlungen, von der riesigen Haldenlandschaft, von den zum Gewerbepark mutierten Zechenbrachen. Brauck, das ist auch der Stadtteil mit den meisten Einwohnern - nämlich zuletzt 12 247 - und der höchsten Ausländerquote von 20,2 % (zum Vergleich Rentfort: 3,1 %). „Und vieles ist hier rückläufig“, stellt Brylak fest.„Obwohl sich viele Mühe geben, wie etwa das Stadtteilbüro an der Hügelstraße, die unermüdlich für Brauck aktiv sind.“
Allerdings: Fast der ganze Einzelhandel, so der 77-jährige Braucker, sei weggebrochen. „Früher konnte man an der unteren Roßheidestraße noch alles kaufen.“ Für die neuere Zeit stünden die geschlossenen Supermärkte an der Ecke Horster-/Heringstraße oder am Markt. Immerhin gebe es einen neuen Aldi an der Roßheide. Funktionieren würde gottlob auch noch das Einkaufszentrum Horster Straße zwischen Sparkasse Brauck und Helmutstraße - an der Schwelle zu Butendorf.
„Aber auf dem Braucker Markt ist kaum noch was los.“ Selbst die Kneipen schließen. „Wilkskamp und Jägerhof sind schon seit geraumer Zeit dicht, auch Kamphowe ist nicht mehr das, was es mal war.“ Besonders hart traf den Alt-Diakon das Ende seiner alten Wirkungsstätte, der St.-Pius-Kirche in Brauck-Süd. „Das ist, so bitter es klingt, ein Zeichen für den Bedeutungsverlust der Katholiken in Brauck“, stellt er nüchtern fest. 35 Jahre lang war Brylak, von 1972 bis 2007, Küster, Pfarrsekretär und Diakon an der kleinen Kirche. „Ein Trost ist, im Vergleich zur evangelischen Versöhnungskirche, die abgerissen wurde, dass sie überhaupt noch steht.“ Sie ist heute Firmensitz eines Elektrobetriebs. „Und es ist vertraglich vereinbart, dass sie nicht abgerissen werden darf.“
Kritisch sieht Brylak den Umbau Horster Straße, der in Brauck „zuletzt und mit Verspätung“ erfolge. „Und jetzt auch nur mit einem Mini-Stück.“ Auf den Rest müsse man nochmal lange warten. Nicht nachzuvollziehen sei die geplante Kappung des Busnetzes in Brauck-Süd. „Denkt da keiner an die Senioren, die dann nicht wegkommen?“
Aber es gibt auch viele Zeichen des positiven Wandels: Gut wohnen könne man in Brauck, die Bergarbeitersiedlungen mit ihrem Gartenstadtcharakter hätten sich nach der Privatisierung ansehnlich entwickelt. Lange Jahre beherbergte Brauck mit der Südparksiedlung und mit der Siedlung Im Dahl bundesweit vorzeigbare Eigenheimsiedlungen. Im Waterhuck und an der Versöhnungskirche seien neue Wohngebiete dazu gekommen. Ein Beispiel für guten, vorzeigbaren Wandel sei die Neubebauung in der Kurve an der Roßheidestraße Höhe Keisel. Auch der Verkauf und angekündigte Abriss der Explosionsruine Horster Straße sei ein erfreuliches Zeichen. Gute Investitionen in die Zukunft des Stadtteils seien der Neubau des St.-Altfrid-Hauses und in die Außenbereiche des Schulzentrums. Lebendig sei das Gemeindeleben in St. Marien und in der ev. Gemeinde, aber auch in vielen Vereinen.
Vorzeigbar sei das viele Grün im Stadtteil: Seit langem der Südpark, aber auch das Haldengebiet mit seinen Rad- und Spazierwegen. Die Idee des „Engels der Kulturen“ auf der Mottbruchhalde begrüßt Brylak. Er habe keine Bedenken mit dem Halbmond. „Wir leben ja hier mit den Migranten, und Migranten gab es schon immer in Brauck.“ Der Engel könnte ein neues Wahrzeichen für Brauck werden.
Daten und Fakten zu Brauck
Brauck zählt 12 247 Bewohner - spitze unter den Gladbecker Ortsteilen. Spitze ist auch der Ausländeranteil von 20,2 % (Butendorf folgt: 16,9%).
Die größte Gruppe stellen die 45- bis 65-Jährigen mit 3095, gefolgt von den über 65-Jährigen mit 2267 Köpfen.
Der Anteil der 10- 18-Jährigen macht 1186 aus, der unter 10-Jährigen 1295.
Der Anteil der Katholiken liegt bei 30,8 % - Minimum in Gladbeck. Der Anteil der evangelischen Christen liegt bei 24,2 % - zweitniedrigster Wert in der Stadt. Der Anteil der „Sonstigen“ beträgt 45,0 % - höchster Wert.
Brauck ist mit gut 504 Hektar flächenmäßig der viertgrößte Stadtteil. Es ist der Stadtteil mit den meisten Einzelgrünflächen - immerhin 29. Die bieten zusammen knapp 191 ha Grün, dazu kommen gut 36 ha Ackerfläche und gut 27 ha Wald. Auch etwa 20 ha Wasserflächen gibts in Brauck.
Brauck hat drei Gewerbegebiete: die beiden Teile des Gewerbeparks Brauck auf den alten Zechenflächen und das Gewerbegebiet Franzstraße. Hinzu kommt die Güterbahnabfertigung Horst-Nord. Insgesamt sind es gut 41 ha.
Wohnbauflächen listet die Stadt in Brauck gut 151 ha auf.
Durch den Stadtteil verläuft die Horster Straße - die „Hauptstraße“ in Brauck, eine historische Wegeverbindung.