Gladbeck. .

Selten erfuhr ein CDU-Mann so viel Gegenwind aus der eigenen Partei: Die Worte von Senioren-Union-Vizechef Leonhard Kuckart, wonach Kindertagesstätten in reinen Wohngebieten eine unerträgliche Lärmbelästigung darstellten, sorgen für Empörung.

Wolfgang Roßmann etwa wohnt seit 42 Jahren direkt neben dem Kindergarten St. Marien im Gladbecker Süden. „Das kann doch einfach nicht wahr sein“, sagt der Rosenhügeler zu den jüngsten Kuckart-Worten.

Wolfgang Roßmann hat einen Sohn und zwei Enkelkinder (sieben und neun Jahre alt) - und er genießt nach eigenen Worten geradezu die Nachbarschaft der Kindertagesstätte St. Marien. „Wenn die Kinder dort im Sommer draußen spielen und ich bin im Garten, dann ist das doch einfach wunderbar. . .“

Erst vor einigen Wochen ist Wolfgang Roßmann (69) aus der Senioren-Union ausgetreten - vor allem die „geradezu schockierenden“ Stellungnahmen und Äußerungen von Kuckart hätten ihn dazu bewogen, sagt der Gladbecker. „Wenn man sich gegen Kinderlärm in der Nachbarschaft auflehnt, dann sollte man sich am besten sofort ein Grundstück direkt neben dem Friedhof suchen.“

Kita-Zweckverband: Kaum Probleme in Gladbeck

Wobei zu ergänzen ist: Alle Gesprächspartner vom Kita-Zweckverband bis hin zur Stadt betonen, dass das nachbarschaftliche Miteinander von Kindertagesstätten und Stadtteilbewohnern in Gladbeck weitestgehend problemlos ist. Erst zu Beginn dieses Monates startete der Kita-Zweckverband im Ruhrbistum eine Kampagne mit dem Titel „Mensch ärgere Dich nicht - ich will doch bloß spielen“. Auf Plakaten ist der Spruch nun in allen Städten des Bistums zu lesen - es wirkt nun so, als sei er direkt an die Adresse von Kuckart gerichtet.

Auch in den Reihen der Gladbecker Senioren-Union sollte am Donnerstagnachmittag beim turnusgemäßen Treffen intensiv über Kuckart diskutiert werden. Schon im Mai 2010 stand Leonhard Kuckart hier im Blickpunkt; damals hatte er sich ebenfalls gegen Kitas in Wohngebieten gewandt.

„Sie leben in einer anderen Welt“

„Sie scheinen privat und politisch in einer anderen Welt zu leben als wir und unsere Freunde. Wir wollen mit unseren Kindern und Enkeln leben. Kinder und ihr ,Lärm’ gehören zu unserem Leben“, hatte die Gladbecker Seniorenunion seinerzeit an die Adresse Kuckarts formuliert.

Und weiter hieß es damals: „Die CDU in Gladbeck hat sich stets dafür eingesetzt, dass alte, pflegebedürftige Menschen, dass Menschen mit Behinderungen mitten unter der Bevölkerung leben können. Und da kommen Sie nun und treiben mit Ihren Äußerungen einen Keil nicht nur zwischen die Generationen, ja sogar unmittelbar zwischen Großeltern, Eltern und Enkeln. . .“

Rückblick Mai 2010: Gladbeckerinnen fordern Kuckart zum Rücktritt auf