Gladbeck. .

„Ist uns der Sonntag noch heilig?“ Die jüngste Diskussion im Martin Luther Forum zu dieser Fragestellung sprengte schnell den vorgegebenen Rahmen.

Denn recht schnell wurde klar, dass der Respekt vor der Sonntags-Ruhe Teil eines größeren gesellschaftlichen Themas ist: Gestatten wir uns noch genügend Freiräume der Besinnung, des Entspannens, Ausruhens und Abschaltens?

Über die Sonntags-Ruhe und über die Notwendigkeit von Tagen der Besinnung und des Abschaltens diskutierten im Luther Forum vier Gesprächspartner:

Mit Gerhard Papke, FDP-Fraktionschef im Düsseldorfer Landtag, war sogar ein prominenter Landespolitiker unter den Gästen auf dem Podium. Weiterhin vertreten: Jürgen Bessel, Vorstandsvorsitzender des Einzelhandelsverbandes Ruhr, Albert Henz, Vizepräsident der Evangelischen Kirche von Westfalen, und Dr. Andreas Heusch, Präsident des Verwaltungsgerichts Düsseldorf.

Eine große Gemeinsamkeit prägte die Statements dieses Podiums - denn alle Teilnehmer betonten den Wert und die Notwendigkeit der Sonntagsruhe. FDP-Politiker Papke wies dabei darauf hin, dass die NRW-Gesetzesnovelle zu den Ladenöffnungszeiten im Jahr 2006 vor allem eine Klarstellung gebracht habe und keineswegs eine zügellose Liberalisierung. Vier verkausfoffene Sonntage sind seitdem pro Jahr erlaubt; allerdings vollzieht sich gerade in Großstädten die entsprechende Genehmigung stadtteilbezogen, so dass jeweils gesamtstädtisch eine weitaus größere Anzahl an verkaufsoffenen Sonntagen zusammenkommen kann.

Das Grundgesetz schützt ausdrücklich die Sonntagsruhe

Das Grundgesetz schützt ausdrücklich die Sonntagsruhe - darauf wies Dr. Andreas Heusch mehrfach hin. Dem Grundgesetz (und auch seinem Vorläufer, der Weimarer Reichsverfassung) gehe es darum, eine totale Ökonomisierung der menschlichen Existenz zu verhindern und Augenblicke der Entspannung und seelischen Erbauung zu ermöglichen, betonte der Verwaltungsgericht-Präsident, wobei alle Podiums-Gäste grundsätzliche Zustimmung signalisierten. Aus dem Kreis der Zuhörer erfolgte aber auch der klare, ergänzende Hinweis, dass es verkaufsoffene Sonntage eben auch darum gebe, weil es ein entsprechendes echtes Bedürfnis bei den Konsumenten gebe.

Der Moderator der Diskussionsabends, Peter Lamprecht (Welt am Sonntag), hob das Thema in einen umfassenderen Kontext, als er an die aktuelle „Spiegel“-Titelgeschichte mit der Überschrift „Ausgebrannt“ erinnerte. Ja, der ständig verfügbare Smartphone- Mensch braucht vielleicht gerade den Sonntag als letzten Ankerpunkt der Entspannung und der Besinnung. . .