Gladbeck.

Am „magischen Dreieck“, am Lehmstich, geraten die beiden Rentforter ins Schwärmen. „Hier erkennt man, was unser Rentfort ausmacht“, sagen Dr. Josef Lohaus und Hermann Feldhaus und verweisen auf Kirche, Sportplatz und Schützendenkmal.

Das alles ist in greifbarer Nähe. „Die drei, Gemeinde, Fußballverein und Schützen, spielen eine Riesenrolle in Alt-Rentfort“, da sind sich Lohaus und Feldhaus, der Zugezogene und der Poahlbürger, mit denen die WAZ unterwegs im Stadtteil war, einig.

2273 Seelen zählt St. Josef, berichtet Lohaus, Vorsitzender des Gemeinderates. Alt-Rentfort hat - bei 4425 Einwohnern - damit den höchsten Katholiken-Anteil eines Stadtteils in Gladbeck - 51,4 %. Zum Vergleich: In Brauck liegt der bei 30,8 %. Entsprechend lebendig gehe es in der Gemeinde zu, versichert Lohaus. „Nur mal ein Beispiel: Unsere St.- Georgs-Pfadfinder haben 180 Mitglieder, sind enorm aktiv und nehmen Jahr für Jahr zu ihrem Zeltlager 80 bis 100 Leute mit.“ Ein weiterer An-ziehungspunkt junger Leute sei das teiloffene Jugendheim. „Um das Angebot zu erhalten, hoffen wir auf weitere finanzielle Hilfe durch die Stadt.“

Der andere magische Anziehungspunkt in Alt-Rentfort ist der BV Renfort, der Sportverein im Ortsteil. 650 Mitglieder zählt der 1946 gegründete Verein. „Hier ist immer was los, täglich ist das Vereinsheim geöffnet, da wird unheimlich viel für die Jugend getan“, berichtet Feldhaus. Besonders stolz sei man auf den Kunstrasen, den der Platz am Lehmstich vor einigen Jahren als erster in Gladbeck erhielt. Und stolz sind sie auf Schalkes Jungstar Julian Draxler, einem Rentforter Jungen. „Der hat hier auf dem Platz spielen gelernt.“

Genauso wenig weg zu denken ist aus dem Rentforter Alltagsleben der Schützenverein Rentfort 1898, der erst letztes Jahr Schützenfest feierte, das noch wie auf einem Dorf auch Volksfest ist. 240 Grünröcke zählt der Verein, der bei Kleimann residiert, eines der Traditionsgasthäuser im Stadtteil. „Die Kneipenszene ist in Rentfort sehr lebhaft. Es gibt allein noch vier Gasthäuser mit großem Saal“, weiß Lohaus. Neben Kleimann gehören Wachtmeister, Hubertushof und der Rentforter Hof dazu. Die Schützen, um auf sie und das „magische Dreieck“ zurückzukommen, errichteten 2003 an der Ecke Hege-/Johowstraße ein Schützendenkmal, mit dem sie ihre Verbundenheit zu Ortsteil und Historie bekunden. „Und mit dem sie eine Brachfläche beseitigten“, betonen die WAZ-Begleiter und verweisen überhaupt auf das große bürgerschaftliche Engagement vieler Rentforter. Übrigens gibt es eine zweite Schützengruppierung in Rentfort, den Schützenverein Andreas Hofer mit 170 Schützen, der 1955 als Abspaltung vom Traditionsverein entstand.

Rentfort - das ist der westlichste Stadtteil Gladbecks, mit viel Frei- und Grünfläche nach Westen, er gehört zu den ältesten Keimzellen der Stadt. Noch heute ist er der bäuerlichste, zählt noch vier Bauernhöfe. „Ein Stück heile Welt.“ Rentfort gilt als bürgerlich, hat östlich der Josefstraße die ältesten Eigenheimsiedlungen der Stadt (aus den 20er Jahren - westlich der Josefstraße stammen sie aus den 50er /60er Jahren), hat aber auch an Kirchhellener und Lohstraße (1895) sowie an der Johowstraße (ab 1905) zwei der ältesten Zechensiedlungen.

Ein Stück Rentfort ist auch die Martin-Luther-Kirche aus den 30er Jahren an der Josefstraße, um deren Erhalt die evangelischen Christen in Rentfort kämpfen. Rentfort, das seit Jahren nach Westen weiter zur Bebauung erschlossen wird – derzeit an der Lottenstraße - ist der Stadtteil mit dem niedrigsten Ausländeranteil (3,1 %). Und hat keinen Ortskern. „Die Einkaufssituation ist in der Tat schwierig“, so Lohaus und Feldhaus. „Es gibt mehr Kneipen als Lebensmittelgeschäfte.“ Typisch Rentfort sei der Tante-Emma-Laden von Andreas Dietrich, früher Wachtmeister. „Da erfährt man beim Einkauf gleich immer das Neueste aus Rentfort.“ Ansonsten müsse man auf Discounter in der Nachbarschaft zurückgreifen.

Gewerbegebiete stören das Stadtteilleben in Rentfort wenig. Die an Stollen- und Haldenstraße liegen abseits. „Früher war an der Haldenstraße der Platz vom BV.“ Das Flachglaswerk ganz hinten in Rentfort, in den 70er gebaut, störe nicht wirklich. Und auf das Innovationszentrum Wiesenbusch sind die meisten Rentforter ohnehin eher stolz - wie überhaupt auf ihren Stadtteil.

Daten und Fakten zu Rentfort


Alt-Rentfort hat 4425 Einwohner, davon 138 mit Migrationshintergrund (3,1 %).

Rentfort ist ein recht „alter“ Stadtteil: Die stärkste Bevölkerungsgruppe stellen die über 60-Jährigen mit 1207, gefolgt von den 45- bis 60-Jährigen mit 1192.

51,4 % sind katholisch (spitze in Gladbeck!), 27,3 % sind evangelisch.

Alt-Rentfort zählt mit 567 Hektar Fläche zu den größeren Ortsteilen der Stadt.

Es gibt viel freie Fläche in Rentfort: 233 ha landwirtschaftliche Fläche, 54 ha Grünflächen, 48 ha Wald und sogar 10 ha Wasserflächen.

Zwar hat Rentfort mit dem Flachglaswerk eines der größten Betriebe in der Stadt und kommt daher auf eine Gewerbefläche von 103 ha.

Auffälligste Straße im Ortsteil: Die A 31 ganz im Westen.