Gladbeck.

Normalerweise stehen hier Kirchenbänke, jetzt ist genug Platz für bewegungsfreudige Zuhörer und für das Konzert Spirit Rock.

Auf der Bühne vorm Altar spielt die Gladbecker Band „El Mobileh“. Das zum Konzertsaal umfunktionierte Kirchenschiff von St. Marien an der Horster Straße ist in das für sie typische Blau getaucht.

Das Publikum von „Spirit Rock“ ist allerdings noch etwas verhalten. Schließlich ist diese Kombination - zumindest in unseren Breitengraden - etwas ungewöhnlich. Ein Rockkonzert in einer Kirche?

Für El-Mobileh-Gitarristin Tatjana Hüning, die den Auftritt im Vorfeld scherzhaft „den harten Gig vor Gott“ nannte, ist gerade das spannend. „Von der Akustik her klingt es fast so, als wären wir in einer richtig großen Halle. Nein, wir finden es wirklich cool mal in einer Kirche zu spielen.“ Vor allem auch aus einem Grund: Ihre Musik sei eher etwas, das Jugendliche anspricht, Kirche wiederum etwas für Ältere. „Wir wollen alle mit ins Boot holen, von 0 bis 99.“ Jung, laut, dynamisch, so in etwa sollen die Gladbecker Nachwuchs-Rocker klingen. In der Tat, nicht unbedingt die Worte, die man mit Kirche verbindet.

„Aber genau das ist, was wir erreichen wollten. Die, die sonst nichts mit Kirche zu tun haben, sollen so auch einmal sehen, dass Kirche cool sein kann!“, sagt Mitveranstalter Benedikt Gottlieb. Die Pfarrgemeinde St. Lamberti und die Jugendkirche Pulsar, die für die Veranstaltung nach dem Gelsenkirchener Vorbild „Rock the Church“ verantwortlich ist, sollen Recht be-halten. Zwar ist der Kartenverkauf allgemein etwas schleppend voran gegangen, aber nach anfänglichen Hemmungen kommt unter den gut 100 Gästen Konzertstimmung auf.

Für den eigentlichen Headliner, die Christ-Rock-Band „Under Control“, ist es allerdings nichts neues, in einer Kirche zu spielen. Die Stuttgarter Band thematisiert nicht nur in ihren Texten christliche Themen, sie sind von ihrer Heimat im fernen Baden-Württemberg auch gewohnt, auf Veranstaltungen dieser Art zu spielen. „So etwas gibt es bei uns eigentlich relativ häufig“, erzählt Gitarrist Martin Buck.

Für sie ist es auch nicht ungewöhnlich, dass man deutliche Texte und Punk mit Kirche verbinden kann. In ihrem aktuellen Album „Lapaloozza“ - ein selbstkreiertes Synonym für das Paradies - thematisieren sie immer die „christliche Message“: „Unsere Lieder handeln vom Leben. Der Song „Road to Lapaloozza“ z.B. sagt, dass man sich mal bewegen sollte und aus dem Alltagstrott herauskommen muss. Wir nennen das „move your ass“, also beweg deinen Arsch“, so Buck. Und eins ist ihnen noch ganz wichtig: „Wir sind gegen Stillstand und Scheinheiligkeit, aber Kirche ist sicher nicht langweilig!“

Gottesdienst von der Bühne


Nicht nur für die Gäste des abendlichen Konzerts war die Situation eine ungewohnte. Auch die Gemeinde, die kurz vor der Veranstaltung am Samstagabend noch einen Gottesdienst in der bereits umgeräumten Kirche feierte, konnte ihrem Pastor diesesmal zusehen, wie er von der Bühne aus den Gottesdienst hielt. Und das zeigt schon: Kirche ist nicht immer langweilig, Stillstand gibt es hier nicht.