Gladbeck.

Ein Informant, der hier namentlich nicht genannt werden will, meldete sich am Mittwoch in der WAZ-Redaktion und behauptete, der Löschzug Mitte sei „aufgelöst“ und werde „neu gegründet“.

Auf WAZ-Anfrage sagte Feuerwehr-Chef Josef Dehling dazu: „Das ist quatsch. Der Löschzug Mitte ist weder aufgelöst worden noch wird er neu gegründet.“

Behauptung - Nachfrage - gegenteilige Darstellung. Ein schon eingeübtes Prozedere für die WAZ-Lokalredaktion: Seitdem freiwillige Feuerwehrleute aus dem Löschzug Mitte am 20. November die Jahresabschluss-Übung der Feuerwehr boykottierten, gibt es eine teils erbittert geführte Diskussion über die Situation bei der Gladbecker Feuerwehr.

Protest-Beteiligte sprechen von Zwei-Klassen-Feuerwehr. Feuerwehr-Spitze weist das zurück

Zur Erinnerung: Die Protest-Beteiligten kritisieren „den Umgang mit den Kräften der freiwilligen Feuerwehr“ und sprechen auch mit Blick auf die Ausrüstung von einer „Zwei-Klassen-Feuerwehr“ (die WAZ berichtete).

Feuerwehr-Chef Josef Dehling und sein Stellvertreter Dr. Ralf Makowka wiesen diese Kritik mehrfach zurück.

Mitterweile spielt sich das Thema allerdings auf zwei thematischen Ebenen ab: Denn kurz vor Weihnachten legte ein anonymer Informant der WAZ-Lokalredaktion jenes Foto vor, das Mitglieder der Jugendfeuerwehr beim Hitlergruß während einer Ferienfreizeit 2008 in Österreich zeigt. Wenige Tage darauf wurde die Existenz eines zweiten Hitlergruß-Fotos der Jugendfeuerwehr bekannt. Feuerwehr-Chef Josef Dehling kündigte schnell eine offensive Aufarbeitung der Vorfälle an.

Nun ermittelt eine Kommission mit dem Beigeordneten Dr. Thomas Wilk an der Spitze, die ihre Ergebnisse Anfang Februar im Haupt- und Finanzausschuss im Detail vorstellen wird.

Parallel dazu läuft weiterhin die Diskussion über das allgemeine Verhältnis von Hauptamtlichen und Freiwilligen - vor allem in den Foren des WAZ-Nachrichtenportals derwesten.de äußern sich die Protest-Beteiligten und ihre Kontrahenten. Immer wieder müssen dabei Forums-Einträge von den derwesten.de-Moderatoren aus juristischen Gründen entfernt werden, weil sie Tatbestände der Beleidigung, Verleumdung und üblen Nachrede erfüllen. Selbst wenn ein WAZ-Bericht über einen normalen Löscheinsatz im WAZ-Nachrichtenportal erscheint, nutzen die Kontrahenten die Gelegenheit zum erbitterten, anonymen Schlagabtausch.

Die Einsatzbereitschaft der Feuerwehr sei keineswegs gefährdet, betonte Feuerwehr-Chef Josef Dehling mehrfach seit Ende November. Bei Alarm in Süd würde nun der Löschzug Nord mit alarmiert; eine ausreichende Zahl an Einsatzkräften stehe stets zur Verfügung.

„Ich kann und will nicht einsehen, dass die Jungs so abserviert werden sollen“

Fast zwei Monate läuft nun bereits die öffentliche Diskussion um die Feuerwehr-Situation. „Ich kann und will nicht einsehen, dass die Jungs so abserviert werden sollen“, meinte am Donnerstag ein Informant, der hier namentlich nicht genannt werden will, in einer E-Mail an die WAZ-Redaktion; der Gladbecker wertet in seiner E-Mail die Vorgänge um den Löschzug Mitte alles in allem als einen Fall von „Mobbing“. Auf Seiten der Boykott-Beteiligten herrscht demnach weitgehend der Eindruck, sie seien nicht angemessen zu Wort gekommen und man habe ihren „mutigen Protest“, z. B. zu Umgangsformen und Ausrüstungsfragen, nicht auf eine faire, offene und demokratische Weise angehört bzw. anhören wollen.

Vorwürfe, die Feuerwehr-Chef Josef Dehling und sein Stellvertreter Dr. Ralf Makowka am Donnerstag nochmals strikt zurückwiesen.

In letzter Konsequenz ist dieser Konflikt im Zuge dieser Berichterstattung derzeit wohl nicht zu klären, zumal der stellvertretende Feuerwehr-Chef Dr. Ralf Makowka am Donnerstag im WAZ-Interview sagte: „Ich habe mir in den letzten Wochen durchaus einige Gründe für diese Auseinandersetzung erschließen können. Aber meiner Meinung nach gehört das nicht in die Zeitung.“