Sonntagmittag, 14 Uhr: Führung rund um die Maschinenhalle Zweckel. Trotz kalter Brise kamen zehn Unentwegte, konnte Jolanta Piwowarska von der Stiftung Industriedenkmalpflege die Geschichte des Industriedenkmals erläutern. Und auf das Königliche Solbad Zweckel.
Die Expertin berichtete der Besuchergruppe von dieser Einmaligkeit weit und breit, die sich auf der linken Freifläche am heutigen Eingang zur Maschinenhalle befand und über viele Jahre ein Anziehungspunkt war. „Es braucht schon ein wenig Fantasie, sich vorzustellen, dass es auf der ehemaligen Zeche mal ein Solbad gegeben hat“, so Jolanta Piwowarska. Nichts ist geblieben von den Gebäuden.
Das Solbad Zweckel war entstanden, weil bei den Abteufarbeiten von Schacht 2 der Zeche Zweckel im September 1910 in 413 Metern Teufe eine 20° warme Solequelle angeschlagen worden war. „Emmyshall“ wurde die Quelle getauft, die etwa 500 Liter Sole-Wasser pro Minute lieferte. Das Solbad war kein Schwimmbad, eher ein Ge-sundheitsbad, das vor allem die Kumpel nutzten, aber auch viele Gladbecker, sogar Besucher von auswärts. Die Sole wurde genutzt zu Wannenbädern, aber auch zur Inhalation, wurde sogar als „Knickerwasser“ in Flaschen verkauft, etwa zum Gurgeln.
„Emmyshall“ speiste das Solbad bis 1952, als die Quelle plötzlich versiegte, wie die Besucher erfuhren. Das „Königliche Solbad Zweckel“ schloss, Jahre später wurden die Gebäude abgerissen.
Nichts weist mehr auf die außergewöhnliche Einrichtung in Zweckel hin. Bis vor kurzem, berichtet die Expertin der Industriedenkmalpflege, erinnerte wenigstens noch ein Bushalteschild „Soldbad Zweckel“ an sie. Doch die Haltestelle sei vor einigen Monaten umbenannt worden, erfuhren die Besucher, die anschließend natürlich das Industriedenkmal „Maschinenhalle“, das 1909 entstand, genau unter die Lupe nahmen.
„Eine Industrieanlage wie ein Schloss“, schwärmte Jo-lanta Piwowarska und berichtete über viele Einzelheiten des Juwels und die neue Nutzung als kulturelle Veranstaltungsstätte. Vor allem die einzig verbliebenen Maschinen, die zwei Umformer, bestaunten die Gäste, die abschließend einen Blick in eines der angegliederten Fördermaschinenhäuser werfen konnten.
Zur Besuchergruppe zählte auch Günter Piekny, ein Gast aus den USA. Der 73-Jährige stammt aus Zweckel, wohnte nahe der Zeche und absolvierte einst seine Lehrzeit auf „Scholven/Zweckel“. Seit 48 Jahren lebt er in Chicago, wo er als Friseur arbeitete. Derzeit besucht er in Gladbeck seinen Bruder Manfred und nutzte die Möglichkeit, die Führung mit zu machen.
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