Gladbeck. .

Dieses Integrationsprojekt ist ein Renner: Die Nachfrage nach den Minigruppen im Stadtteil Brauck ist so hoch, dass jetzt ihre Zahl von sieben auf zehn erhöht werden soll. Ein Förderantrag ist bereits gestellt.

Seit fünf Jahren leisten diese Gruppen – offiziell integrative multiethnische Minigruppen betitelt – jetzt erfolgreiche Arbeit. Hier erlernen Kinder im Alter bis zu drei Jahren mit ihren Müttern die türkische Hochsprache. Einmal wöchentlich für zwei Stunden laufen die Minigruppen; hier erlangen die Kinder durch Spiel, Bewegung und Gesang einen großen Wortschatz. Von dieser Plattform aus ist dann das Erlernen der deutschen Sprache fast ein Klacks.

„Das geht dann Ruckzuck“, berichten die Leiterinnen dieser sieben Gruppen, die allesamt sowohl die deutsche wie die türkische Hochsprache sehr gut beherrschen. „Oft dauert das dann nur ein paar Monate.“ Scharifeh Amir-Molawi, Nurten Aydemir, Filiz Cetin, Fehri Ergün, Senay Kardas, Hayriye Sivri und Donmez Melika haben vor dem Start der Minigruppen an einer Ausbildung zu Leiterinnen im Haus der Kulturen in Herten teilgenommen. Und sie bilden sich regelmäßig weiter zu Themen wie Erziehung, Bewegung, Gesundheit.

Angebunden sind die Gruppen an das Familienzentrum Katholischer Kindergarten St. Marien (drei Gruppen), an das Familienzentrum der AWO an der Marienstraße, an den städtischen Kindergarten Vehrenbergstraße, das Gemeindehaus Pauluskirche und das Interkulturelle Bildungszentrum.

„Wir hören eigentlich nur positive Sachen“

Feliz Cetin, Mitglied des Interkulturellen Bildungszentrums in Brauck, ist von Anfang an dabei. „Wir machen Jugendarbeit und erleben, welche Sprachprobleme es gibt”, sagt sie. Oft werde ein Mischmasch aus Türkisch und Deutsch gesprochen und obendrein beides nicht korrekt. „Da hat es sich angeboten, Minigruppen aufzubauen. Hier machen wir vieles mit Naturmaterialien, mit Bewegung und Spiel.. Lieder sind ganz wichtig.. Auch die Mütter lernen hier neue Sachen kennen wie Fingerspiele oder auch türkische Bücher, und hier haben sie auch die Zeit, mit ihren Kindern zu spielen. Beide erwerben so einen großen Wortschatz. Wir hören und erleben eigentlich nur positive Sachen.”

Das kann Barbara Richterich, als Leiterin des AWO-Familienzentrums an der Marienstraße ebenfalls von Anfang an im Boot, nur bestätigen: „Diese ganz frühe Förderung ist äußerst effektiv. Die Kinder aus der Minigruppe kommen wesentlich fitter in den Kindergarten. Wichtig auch: Die Eltern werden mit einbezogen. Auch sie lernen, was wichtig ist.”

Dieser Erfolg, berichtet Stadtteilmanagerin Petra Appelhoff, habe geradezu eine Welle ausgelöst. „Die Kinder sind immer jünger, wenn sie mit ihren Müttern in die Minigruppen kommen. Zudem hat sich das Interkulturelle Bildungszentrum geöffnet und nimmt jetzt für den Übergang eine zweite Minigruppe aus dem Paulus-Gemeindehaus auf.“ Ab dem nächsten Jahr werde es auch Sprachkurse für Männer geben, an denen auch der Imam teilnehmen wolle.

Lernwerkstatt ein weiteres Standbein

Neben den Minigruppen ist die Lernwerkstatt für Frauen im Projekt „Aufbau eines Bildungssystems für Familien mit Kindern unter drei Jahren” ein starkes Standbein von Elternbildung und integrativer Arbeit im Stadtteil Brauck. Ziel der Lernwerkstatt ist es, die Eltern bei der Erziehung ihrer Kinder zu unterstützen, Anlaufstellen in der Stadt bekannt zu machen und Wissen zu vermitteln, damit sie selbstbewusst ihre Kinder durch die verschiedenen Entwicklungsphasen begleiten können.

In der Lernwerkstatt, die offen für alle Familien ist, erfahren die Teilnehmerinnen vieles über Erziehung, Gesellschaftsstrukturen, Gladbecker Einrichtungen, deutsche Werte usw. Die Themenpalette erweitert sich ständig, je nach Wünschen und Bedürfnissen der Teilnehmerinnen.Dazu nimmt die Lernwerkstatt auch die Hilfe von Experten außerhalb des Programms in Anspruch. Eine Logopädin beispielsweise ist dabei, Ärztinnen und Ärzte kommen in die Lernwerkstatt, die Polizei, das DRK und viele andere Einrichtungen wie etwa die RAA oder die Caritas.