In Gladbeck startet Anfang August das Projekt "Gesund aufwachsen in Gladbeck". Es soll die Familien mit kleinen Kindern unterstützen, die Probleme haben.
Die kleine Fabienne hat ihren Papa nie kennengelernt. Er hat die junge Familie schon vor ihrer Geburt verlassen. Fabiennes Mama ist mit ihren 23 Jahren mit der Situation oft überfordert, vieles wächst ihr einfach über den Kopf. Sich mit der anderthalbjährigen Tochter zu beschäftigen, dazu hat sie oft nicht mehr die Kraft. Und überhaupt: Von ihren Eltern hat sie auch nie viel Zuwendung erfahren.
Hilfe für Fabienne, für ihre Mutter bietet ein neues Präventionsmodell, das in Gladbeck Anfang August an den Start gehen soll. „Gesund aufwachsen in Gladbeck” heißt das Angebot, das Familien, in denen nicht alles rund läuft, über einen Zeitraum von drei Jahren individuelle Hilfestellung anbietet. Wie schon das Begrüßungsprogramm „Kinder im Blick” (die Eltern aller Neugeborenen in Gladbeck erhalten einen Besuch) setzt auch dieses Modul auf Prävention. „Wir wollen eingreifen, bevor etwas schief läuft. Wir wollen vor allem die kleinen Kinder stützen, ihnen rechtzeitig Hilfe zukommen lassen. Denn Entwicklungen, die in den ersten Jahren schief laufen, sind später kaum noch nachzuholen”, erklärte Werner Fiedler vom Amt für Familie, Jugend und Soziales den Projekt-Ansatz im Jugendhilfeausschuss.
Vernachlässigung hat viele Facetten und sie spielt sich oft im Verborgenen ab, auch das machte Fiedler klar. Deshalb setzt „Gesund aufwachsen in Gladbeck” auf eine abgstimmte Zusammenarbeit im Netzwerk. Mit im Boot sind neben dem städtischen Fachamt das Gesundheitsamt, Krankenhäuser, niedergelassene Ärzte, Hebammen, freie Träger und Verbände. Im günstigsten Fall schon in der Schwangerschaft soll mit den Familien „in Risikolagen” Kontakt aufgenommen werden.
„Eltern vernachlässigen ihre Kinder nicht einfach aus Bosheit. Meist haben diese Mütter und Väter selbst eine belastete Biografie. Oder aber es gibt Risikofaktoren wie zum Beispiel Armut, Arbeitslosigkeit oder Drogensucht”, so Fiedler.
Damit die Kinder aus diesen Familien trotzdem eine guten Start ins Leben haben, wurde nun dieses Projekt etabliert. Die Betroffenen müssen die Hilfe aber auch wollen. „Wir bieten Unterstützung über einen Zeitraum von drei Jahren. Das geht nur, wenn die Familie mitmacht”, verdeutlicht Fiedler.
Ist die Freiwilligkeit nicht gegeben, Hilfe aber unbedingt nötig, erfolgt eine Meldung an den Allgemeinen Sozialen Dienst, der in letzter Konsequenz auch das Familiengericht einschalten kann.
Ist die Hilfe aber gewünscht, verläuft das Projekt folgendermaßen: Nach einem Hausbesuch wird der Hilfebedarf eingeschätzt. Wo hapert es in der Familie? Geht es um eine medizinische Unterstützung, oder ist pädagogischer Rat nötig, sind die Fachleute vom Amt für Familie gefragt? Die Fälle werden von allen am Projekt beteiligten Gruppen genau besprochen – und dann das Hilfsangebot in der jeweiligen Familie passgenau „installiert”.
Die Familien, die Erziehende, erhalten einen festen Ansprechpartner, der sie betreut. Und das über drei Jahre. Die Ausschussmitglieder waren sehr angetan von „Gesund aufwachsen in Gladbeck”. „Eine gute Sache, auch wenn selbst so nicht jeder Fall von Vernachlässigung vermieden werden kann”, so Norbert Dyhringer für die SPD. Aber nicht nur für die kleine Fabienne und ihre Mutter ist es auf jeden Fall eine echte Chance.