Gladbeck. .

Je mehr arme Familien es in der Stadt gibt, umso mehr Hilfen zur Erziehung sind notwendig: 59 Prozent der Gladbecker Familien, die von Transferleistungen leben, also Hartz IV, brauchen diese Hilfen.

65 Prozent werden vom Sozialpädagogischen Dienst betreut, Alleinerziehende in ganz besonderem Maße. Das belegt eine Vorlage der Verwaltung, die im Jugendhilfeausschuss vorgestellt wurde. Anlass für die Diskussion zu dem Thema waren die in 2010 stark gestiegenen Kosten der wirtschaftlichen Jugendhilfe (um 33 Prozent), nach deren Ursache die CDU in einem Antrag gefragt hatte.

Zwar sind steigende Kosten bei der wirtschaftlichen Jugendhilfe nichts Neues: Seit 1986 wird ein kontinuierlicher Anstieg der Fallzahlen verzeichnet, womit auch die Hilfe stetig teurer wird. Doch die sozialpolitische Dimension dieser Problematik ist noch eine andere. Es gibt nicht nur eine quantitative Steigerung - immer mehr Familien brauchen sozialpädagogische Hilfen – sondern auch eine qualitative Veränderung in den letzten zehn Jahren. Das heißt, die Probleme in den Familien sind größer, vielschichtiger und tiefer geworden. Mit der Folge, dass die notwendigen ambulanten und stationären Hilfen länger andauern und im Einzelfall sehr hohe Kosten verursachen können. Verdeutlicht wird das am Beispiel einer achtköpfigen Familie: Um die Erziehungsfähigkeit der Eltern und die Perspektiven für die Kinder festzustellen, braucht es 20 Stunden (a 45 Euro) Fachbetreuung pro Woche – 3600 Euro im Monat. Müssen die Kinder ins Heim (130 bis 180 Euro pro Tag), macht das bei sechs Kindern 27.000 Euro im Monat.

Kostensteigernd ist auch, dass – nachdem diese Zahlen in 2007 und 2008 rückläufig waren – wieder mehr Kinder im Heim untergebracht werden müssen. 128 Gladbecker Kinder werden derzeit in Heimen betreut. Was auch seine positiven Seiten hat, denn die Gesellschaft geht „sensibler mit Gefährdungslagen um“, heißt es im Verwaltungsbericht. Nachbarn, Verwandte, Lehrer und Erzieher melden dem Jugendamt früher, wenn sie ein Kind in Gefahr glauben. Und Familiengerichte müssen aufgrund neuer Gesetzeslage anders, schneller und intensiver auf die Probleme eingehen. Die Kosten tragen die Städte.