Mal will er beleidigt worden sein, mal fehlt ihm die Erinnerung. Überaus aggressiv und ohne Motiv soll Alisan D. (37) zweimal gewütet haben. Jetzt steht der Butendorfer wegen versuchten Mordes vor dem Essener Schwurgericht.
Der arbeitslose Mann, der vor Gericht eine Gebetskette in der Hand hält, soll seit einiger Zeit ein Alkoholproblem haben. Vielleicht erklärt das die mutmaßlich von ihm verübten Taten. Am 20. Juli 2009 soll er in einem Döner-Imbiss in der Nähe seiner Wohnung Streit mit einem Kellner angefangen haben. Offenbar ging es darum, dass sein Hund im Imbiss essen und trinken sollte. Dem Kellner missfiel dies. Alisan D. soll für fünf Minuten verschwunden und mit einem kleinen Fleischerbeil zurückgekehrt sein. Er soll es nach dem Kellner geworfen und diesen an der Schulter verletzt haben. Anschließend, so die Anklage, schlug er noch mit einem Besenstiel auf den Inhaber des Imbisses ein.
Fast ein Jahr später, am 19. Mai, kam es zu der Tat, die jetzt als Mordversuch angeklagt ist. In einer türkischen Teestube in Butendorf soll Alisan D. einen anderen Gast gebeten haben, für ihn am Automaten Zigaretten zu ziehen. Er selbst hatte wohl keine Karte, mit der der Automat für Erwachsene freigeschaltet wird. Als der Gast ihm die erste Schachtel gab, soll der Angeklagten eine weitere verlangt haben, Vier Euro hatte er nur noch. Kein Problem, der Gast spendierte den fehlenden Euro und ging erneut zum Automaten.
Plötzlich soll hinter ihm Alisan D. gestanden haben. Unvermittelt habe der Angeklagte dem Opfer von hinten einen vier Zentimeter langen Stich in den Hals versetzt, heißt es in der Anklage. Heimtücke ist das Mordmerkmal, das dort genannt wird. Auf türkisch sei die Drohung gekommen: „Ich schneide dir den Kopf ab.“ Durch die Schreie alarmierte Gäste der Teestube rannten heraus, wollten das Opfer retten. Alisan D. flüchtete und wurde erst nach vier Tagen festgenommen.
In dieser Schilderung der Taten findet der Angeklagte sich nicht wieder. Der Kellner habe ihn beleidigt, sagt er. Mit welchen Worten? „Er hat meine Mutter verflucht.“ Und: „Verpiss dich“, habe der Mann gerufen. Eigentlich habe er sich mit dem Messer auch nur gewehrt.
An die zweite Tat, den Mordversuch, will Alisan D. gar keine Erinnerung mehr haben. Zwei Flaschen Wodka und diverse Biere will er vorher getrunken haben. Die Alkoholmenge wird ihm nicht geglaubt. Aus medizinischer Sicht wäre er dann nämlich tot gewesen und nicht in der Lage, ein Messer zu halten. Dass Alkohol für ihn aber ein Problem ist, bestätigen auch andere Gäste der Teestube. Alisan D. habe zum Schluss kein Bier mehr bekommen, weil er davon immer aggressiv werde.