Recklinghausen. .

Die Region hält an der Kohle fest. Wenigstens bis 2018 müsse es auf jeden Fall noch Zechen geben, meinen Spitzenpolitiker und Wirtschaftsvertreter aus dem Nördlichen Ruhrgebiet.

Gut, dass eine Enthaltung quasi nicht zählt. So gilt die Resolution als einstimmig, die der Aufsichtsrat der WiN Emscher-Lippe GmbH am Montag im Recklinghäuser Rathaus verabschiedet hat. Der Landrat und alle Bürgermeister bilden die Chef-Runde dieser regionalen Wirtschaftsförderungsgesellschaft, die damit ein klares Signal nach Berlin und nach Brüssel schickt. Kernsätze darin: „Der Steinkohlebergbau darf – wie 2007 vereinbart – frühestens 2018 auslaufen und nicht, wie jetzt von der EU-Kommission vorgeschlagen, schon 2014. Außerdem soll die vorgesehene Überprüfung des Beschlusses in 2012 erhalten bleiben.“

Werner Arndt (SPD), Bürgermeister von Marl, dem letzten Bergbau-Standort im Kreis Recklinghausen, an dem auch Kumpel aus Gladbeck beschäftigt sind, bringt die Lage auf den Punkt: „Ein Ende 2014 wäre ohne betriebsbedingte Kündigungen nicht umzusetzen. Das wäre eine Katastrophe für unsere Stadt, in der immer noch 900 aktive Bergleute leben. Hinzu kämen der Verlust wichtiger Ausbildungsplätze sowie die kaum absehbaren Folgen für Zulieferindustrie und den Handel, der auf arbeitende, zahlende Kundschaft angewiesen ist.

Dennoch muss sich auch Arndt mit einer Zukunft ohne Zeche befassen. So wie die Region insgesamt. Die Resolution enthält denn auch die Forderung, dass EU, Bund und Land in der Emscher-Lippe-Region für einen Ausgleich sorgen, wie ihn einst die Städte im Kern des Ruhrgebietes erhalten haben, also dort die Pütts stillgelegt wurden.

Bergbau gibt es längst nur noch an ganz wenigen Orten, die frühere Kohle-Region Nördliches Ruhrgebiet zählt heute lediglich zwei Zechen: Auguste Victoria in Marl und Prosper-Haniel in Bottrop. Trotzdem geht es nicht um eine Kleinigkeit: 11 000 Beschäftigte verdienen auf diesen Pütts sowie in Bergbauverwaltung und -servicebereich ihr täglich’ Brot. „Von jedem Arbeitsplatz im Bergbau sind weitere 1,3 Jobs direkt abhängig. Stilllegung 2014, das hätte den Verlust von rund 25 000 Arbeitsplätzen in der Region zufolge“, erläutert WiN-Geschäftsführer Dr. Ingo Westen.

Und es geht auch um die fernere Zukunft: Zu den sogenannten „Ewigkeitskosten“ der Kohle gehören die Wasserhaltung im gesamten Ruhrgebiet und die Beseitigung von Bergschäden. Das dafür nötigen Geld sammelt die RAG-Stiftung an. Dieser Kapitalstock muss während des laufenden Bergbaus erst noch aufgebaut werden. „Ein früherer Auslauf des Bergbaus würde die Finanzierung dieser Kosten unmöglich machen“, heißt es dazu in der Resolution.