Gladbeck. .

Entpuppen sich Solardächer immer mehr als eine unkalkulierbare Gefahr für die Feuerwehr? Die CDU sprach das Thema in einem Antrag an den Betriebsausschuss an; und Feuerwehr-Chef Josef Dehling gab dem Gremium im Detail Auskunft.

In der Tat gewinnt das Thema Tag für Tag mehr an Bedeutung, denn es gibt laut ELE bereits über 100 (!) Photovoltaik-Anlagen auf Gladbecker Hausdächern. Die Tendenz: steigend.

Im Brandfall bergen die Anlagen für die Löschtrupps durchhaus einige Risiken.

Josef Dehling führt Beispiele auf: Brandverhalten und die Feuerwiderstände der Module seien weitgehend unbekannt; das Verbundglas der Module könne durch Erhitzen bersten und Splitter könnten meterweit fliegen; die Dachlast sei durch die Module erhöht, wodurch im Brandfall eine erhöhte Einsturz- bzw. Abrutschgefahr bestehen könne; Module können zudem den Feuerwehr-Teams bei Dachstuhlbränden möglicherweise den Weg zum Brandherd versperren. Besonders riskant: Die Leitungen vom Modul zum Wechselrichter sind nie komplett stromlos.

Und so hat sich die Gladbecker Feuerwehr auch bereits gewappnet, wenn es um das Verhalten am Brandort geht - ist ein Haus mit Photovoltaik-Anlage betroffen, halten die Löschtrupps zunächst stets besonders aufmerksam Abstand zum Gebäude, um etwaigen Einsturzgefahren und Splitter-Effekten zu entgehen. Die Brandbekämpfung wird zudem grundsätzlich von der „Modul freien Seite“ eingeleitet.

Als besonders hilfreich hat sich ein „PV-Feuerwehrschalter“ erwiesen

Bei einer Photovoltaik-Anlage muss bekanntlich Gleichspannung in Wechselspannung umgewandelt werden - als besonders hilfreich hat sich vor diesem Hintergrund für die Feuerwehr-Teams ein so genannter „PV-Feuerwehrschalter“ erwiesen, der stets in unmittelbarer Nähe der Photovoltaik-Module montiert wird und der in die Gleichstromleitung zum Wechselrichter eingefügt wird. Der Schalter kann per Fernbedienung ausgelöst werden; auf diese Weise können die Leitungen der Photovoltaik-Anlage spannungsfrei geschaltet werden. Eine Gefährdung der Einsatzkräfte aufgrund spannungsführender Gleichstromleitungen ist somit ausgeschlossen, wie Feuerwehr-Chef Josef Dehling im Betriebsausschuss im Detail erläuterte. Eine gesetzliche Pflicht zur Anbringung eines solchen Schalters gebe es allerdings (derzeit) nicht.

„Wir wissen nun, wo welche Anlagen installiert werden“, betonte Josef Dehling am Mittwoch auf WAZ-Anfrage. Die ELE informiere die Feuerwehr seit Jahresmitte regelmäßig darüber. Aber genauso wichtig sei die Detailkenntnis der konkreten technischen Gegebenheiten vor Ort - etwa: Wo genau ist der Wechselrichter platziert? Gibt es den besagten Feuerwehrschalter? Ein unkalkulierbares Risiko, so betont Dehling, stellten die Anlagen alles in allem aus seiner fachlichen Sicht allerdings nicht da. Und: „Es kann natürlich auch keine Rede davon sein, dass die Feuerwehr Häuser mit Photovoltaik-Anlage nur noch von außen löscht. . .“

Allein im laufenden Jahr wurden bereits rund 40 neue Photovoltaik-Anlagen auf Gladbecker Dächern montiert. Auch das zeigt die rapide zunehmende Bedeutung des Themas für die Feuerwehr.