Gladbeck. .
Arbeit kann krank machen – sowohl körperlich als auch psychisch. Letzteres betrifft besonders häufig die Mitarbeiter der öffentlichen Verwaltung. Sie fehlen häufig wegen psychischer Probleme.
Arbeit kann krank machen – sowohl körperlich als auch psychisch. Allerdings scheinen bestimmte Berufsgruppen anfälliger zu sein für psychische Erkrankungen. Wer hätte etwa gedacht, dass ausgerechnet Mitarbeiter der öffentlichen Verwaltung häufiger als andere Berufsgruppen wegen psychischer Problemen krankgeschrieben werden?
Der Reihe nach: Dass die typischen Witzchen über Beamte und städtische Angestellte längst nicht mehr der Realität entsprechen – wenn sie es denn je taten – ist kein Geheimnis. Auch in den Verwaltungen gilt: Weniger Mitarbeiter müssen immer mehr Aufgaben bewältigen. Das macht krank. Vor allem die Psyche spielt immer häufiger nicht mehr mit.
Besonders gefährdet sind da die Mitarbeiter der öffentlichen Verwaltung. Das hat eine Untersuchung der BKK gegeben. Die Krankenkasse hat die Häufigkeit psychischer Erkrankungen in bestimmten Wirtschaftsgruppen untersucht. Das Ergebnis: In der öffentlichen Verwaltung kamen auf 100 Mitarbeiter 209 Fehltage aufgrund psychischer Erkrankungen. Der Anteil der Arbeitsunfähigkeitstage, hervorgerufen durch psychische Probleme, liegt, gemessen an der Gesamtheit der Fehlzeiten damit bereits bei 12,5 Prozent. Ein Spitzenwert. Nur das Sozialwesen ist mit 290 Fehltagen noch stärker betroffen. Dazu zählt die Krankenkasse auch Sozial- oder Arbeitsämter. Die Nähe zur öffentlichen Verwaltung ist also offensichtlich.
„Davon ist auch die Gladbecker Verwaltung betroffen“, weiß Personalrat Bertram Polenz. „Ich kann sicher sagen, dass die Zahl der psychischen Erkrankungen zugenommen hat.“ Schwieriger sei die Ursachenforschung. Natürlich spiele der Druck und die erhöhte Arbeitsmenge eine Rolle. „Seit gut 15 Jahren sind wir in der Haushaltskonsolidierung. Daraus folgt die Wiederbesetzungssperre. Scheidet ein Kollege aus, wird die Stelle frühestens nach einem Jahr wieder besetzt.“
Hinzu käme die besondere Situation im sozialen Bereich oder bei der Vestischen Arbeit, die sich ja auch in der Statistik widerspiegele. „Dort hängen Existenzen von der Arbeit der Kollegen ab. Da ist der Druck noch höher“, so Polenz. Da hätten sich auch nicht immer alle Klienten unter Kontrolle. Es könne dann durchaus auch zu Beschimpfungen oder gar Handgreiflichkeiten kommen. „Es ist auch schon ein Monitor durchs Fenster geflogen.“
Personalrat und Verwaltungsleitung wollen deshalb präventiv arbeiten. Schon länger gäbe es eine externe Konfliktberatung. „Das sind zwei Psychologen, die bei Problemen am Arbeitsplatz Unterstützung bieten“, erklärt die zuständige Abteilungsleiterin im Personalamt Karen Byrszel. Die könnten in solchen Fällen durchaus helfen. Sie verweist jedoch auch darauf, dass die Stadt als Arbeitgeber die Diagnose, die zur Krankschreibung geführt habe, ja gar nicht kenne. „Wobei in der letzten Zeit ein Umdenken eingesetzt hat. Das Thema ist kein so großes Tabu mehr.“
So sieht es auch Bertram Polenz. Er zieht Parallelen zum Umgang mit dem Thema Alkoholsucht. „Auch da hat es lang gedauert, bis das Problem erkannt und als Krankheit anerkannt wurde.“ Im Moment laufen innerhalb der Verwaltung Gespräche, wie man betroffene Mitarbeiter unterstützen kann. Außerdem sollen die Kollegen lernen, Frühwarnsignale zu erkennen.