Gladbeck. .
In der Martin-Luther-Kirche in Rentfort brannten die Altarkerzen. Liturgisch nicht ganz korrekt, wie Pfarrer Dietmar Chudaska anmerkte. Schließlich gab es keinen Gottesdienst, sondern eine Podiumsdiskussion zur Frage, wie es weitergeht mit der Kohle.
Die evangelische Kirche und die Gewerkschaft IGBCE versichern sich bis zum 3. Oktober mit der Ausstellungs- und Veranstaltungsreihe „Kirche - Kohle -Kumpel“ ihrer gemeinsamen Vergangenheit.
Nun wollten sie auch in die Zukunft schauen: Mit Prof. Franz Josef Wodopia, Geschäftsführer des Deutschen Steinkohle Verbandes RAG, Rainer Priggen, Fraktionsvorsitzender der Grünen Landtagsfraktion, dem IGBCE-Bezirksleiter Gelsenkirchen Peter Obramski und Klaus Breyer, Leiter des Instituts Kirche und Gesellschaft der ev. Kirche Westfalen. Moderiert wurde dies von der Redaktionsleiterin der WAZ-Gladbeck Maria Lüning-Heyenrath, die sagte: „2018 ist ja nicht mehr lange hin.“ Dann soll der Ausstieg aus dem subventionierten Steinkohlebergbau vollzogen werden. Die EU fordert dies dagegen schon für 2014.
Aber da sind sich alle Gäste einig: 2018 muss bleiben. „Wir hoffen, dass die Bundesregierung zu ihrem Wort steht“, sagt Wodopia. Auch Obramski fordert: „Die Regierung soll gegenüber Brüssel eindeutig Stellung beziehen und das verabschiedete Gesetz umsetzen.“ Der Grüne Priggen sieht dies ähnlich. „2014 ist nicht machbar“, mit Blick auf die auch von Gewerkschaften akzeptierte Sozialverträglichkeit - kein Bergmann soll nach 2018 arbeitslos sein (Vorruhestand, Umschulung).
2018 - für Priggen endet hier allerdings auch die Zeit der Steinkohle endgültig.
IGBCE-Mann Obramski hingegen setzt auf die sogenannte Revisionsklausel, nach der 2012 über einen Sockelbergbau entschieden werden könne. Bei einem gänzlichen Ausstieg seien die Arbeitsplätze, die Ausbildungsplätze dann weg, sagt er. Auch verweist Obramski auf die Energiesicherheit. „Wir machen hier etwas kaputt und erst dann gucken wir, was wir danach machen.“
Priggen formuliert dagegen deutlich: „Der Steinkohlebergbau hat keine Legitimation mehr, weil er sich wirtschaftlich nicht trägt.“ Klaus Breyer meldet zudem Bedenken wegen des hohen CO2-Ausstoßes an. Für die Zukunft fordern beide eine „zukunftsfähige Energiewirtschaft“, also dezentralisierte Energieversorgung, und eine Umorientierung in der Energiebranche.
Nach-Vorne-Schauen statt Endzeitstimmung
„Wir haben das Know-How hier“, sagt Rainer Priggen, der seit vielen Jahren die Energiepolitik im Land Nordrhein-Westfalen begleitet, „wir müssen nun schauen, wo sind die Arbeitsplatzpotenziale. Wenn zukünftig etwa Häuser nicht mehr geheizt werden: zum Beispiel bei der Häuserdämmung.“
Auch Klaus Breyer glaubt: „Es gibt viele Möglichkeiten für Arbeitsplätze im Energiebereich.“
Das klingt positiv, auch und gerade für die Jahre nach 2018.
Und auch Moderatorin Maria Lüning-Heyenrath spürt: „Es gibt nicht nur Endzeitstimmung, sondern auch ein Nach-Vorne-Schauen.“