Gladbeck. In der 4. Moltke-Siedlung wehren sich die Anwohner gegen die Vermesser von Straßen.NRW. Denn die geplante A52 soll quer durch ihre Gärten führen.

Vor einem Jahr hat die Familie Zwart das Siedlungshaus am Brokamp 10 gekauft. Jetzt wird renoviert. Im Garten entsteht eine Doppel-Garage, den kompletten Garten legen die Zwarts neu an. Und auch das Haus wird umgebaut. „Niemand”, sagt Elisabeth Zwart, „hat uns gesagt, dass einmal die A 52 durch unseren Garten führen könnte. Der Makler nicht, und die Stadt auch nicht, als wir die Baugenehmigungen beantragt haben.”

Lärmschutzwände im Garten

Verstehen kann Elisabeth Zwart das nicht. Schließlich gibt's wohl kaum ein anderes Fleckchen in der Stadt, wo die A 52, wenn es bei dieser Trassenführung bleibt, den Menschen so nahe rücken würde wie hier. Schon jetzt hat die Familie Zwart die Lärmschutzwand der B 224 direkt hinterm Garten. Der Lärmschutz für die Autobahn würde aber noch einige Meter näher heranrücken, dann direkt durch den Garten der Familie gehen.

Zwei Häuser weiter – am Brokamp 10 – lebt Yüksel Colak mit seiner Familie. 2005 hat er das Haus gekauft und seitdem viel Geld in Umbau und Renovierung gesteckt. In seinem schönen großen Garten züchtet er Bienen, im Grunde unmittelbar an der Lärmschutzwand zur B 224. „Wenn die A 52 kommt, dann ist die neue Lärmschutzwand da, wo jetzt mein Haus steht”, sagt der Familienvater. In Gedanken hat er sich schon damit beschäftigt, woanders hinzuziehen, obwohl seine Familie sehr an dem Haus hängt. „Aber was haben wir denn für Alternativen, wenn der Staat beschließt, so zu bauen?”, fragt sich Coslak.

Die Alternative steht für Ute Koslowski glasklar fest. „Wir kämpfen”, sagt die Schriftführerin der 4. Graf-Moltke-Siedlung, zu der auch die Straßen Brokamp und Brinkerott gehören. Und der Widerstand der Siedler hat auch schon begonnen. Als den Anwohnern ein Schreiben von Straßen NRW ins Haus flatterte, das in Kürze Vermessungarbeiten auf ihren Grundstücken stattfinden würden, da ergiffen die Siedler die Initiative. „Uns kommt kein Vermesser aufs Grundstück”, erklärt Gert-Jürgen Kuck. Das teilte er dann auch Straßen NRW als Vorsitzender der Siedlergemeinschaft in einem Antwortschreiben so mit. Seitdem, so könnte man sagen, sind die Fronten ein wenig verhärtet. Der Straßenbaubetrieb, berichtet Kuck verärgert, habe sogar in einem Gespräch mehr oder weniger gedroht. „Uns wurde gesagt, wenn wir die Vermesser nicht arbeiten lassen, dann würde der Lärmschutz eben weniger optimal ausfallen”, so Kuck. Beeindruckt hat das die Siedler nicht. Und einen neuen Termin hat Straßen NRW seitdem auch noch nicht genannt.

Ständiges Rauschen

Als ruhiges Fleckchen Erde kann man die Siedlung hinter der Phönixstraße trotz der vorhandenen Lärmschutzwände nicht bezeichnen. Der Verkehr auf der A 2 und der B 224 schickt ein ständiges Rauschen durch die Straßen. „Daran haben wir uns gewöhnt. Aber noch mehr Lärm verkraften wir hier nicht”, betont der Siedlungs-Vorsitzende. Darum setzt man in der Siedlung jetzt voll und ganz auf die Aktivitäten des Bürgerforums A 52. „Wir sind nämlich auch für eine Trassenführung durch die Gelsenkirchener Heege”, betont Gert-Jürgen Kuck. „Dort wären weitaus weniger Menschen von einem Umbau betroffen”, stimmt auch Ute Koslowski zu.

Und so lange noch keine optimale Lösung gefunden ist, lassen die Siedler keine Vermessungen zu. Das haben sie Straßen NRW auch klipp und klar so mitgeteilt.