Gladbeck. .

Denkwürdige Premiere: Am 25. September ist die Maschinenhalle Zweckel Stätte der Uraufführung von Hans Werner Henzes spätem Musiktheaterstück „Gisela! oder: Die denk- und merkwürdigen Wege des Glücks“.

Kulturhauptstadt 2010, Ruhrtriennale, die beginnende Local Hero-Woche in Gladbeck – die Anlässe, die sich mit Henzes Werk schmücken dürfen, häufen sich in diesen Tagen. Henze selbst ist da bei der üblichen Pressekonferenz, flankiert links und rechts u.a. von Steven Sloane, der die musikalische Leitung hat, von Regisseur Pierre Audi, von Christof Hetzer, der für Bühne und Kostüm verantwortlich zeichnet, vom Librettisten Michael Kerstan. Und auch Hanna Herfurtner ist gekommen, die Studentin der Folkwang-Universität, die in die Rolle der Protagonistin Gisela Geldmaier schlüpft.

Hinter der illustren Runde das, was einmal die Maschinenhalle war und sich jetzt als ein Bahnsteig in Oberhausen präsentiert. Ausgangspunkt wie Endstation – von hier aus geht’s Richtung Napoli Centrale, hier kommen Züge aus Italien an – ganz wie es die (Liebes-) Geschichte verlangt, die eben in beiden letztlich kaum verschiedenen Welten spielt. Schon gelbe Birken neben den Gleisen, Natur neben Technik. Was die großen schwarzen Würfel im Bühnenbild für Überraschungen bergen, davon will Christof Hetzner noch nichts verraten. „Keine lebenden Tiere und keine kleinen Kinder“, scherzt er. Jederzeit präsent, wenn gerade auch nur durch abgestellte Instrumente angedeutet, das Orchester: die Plexiglas-Balustrade vor den Rängen gestattet jederzeit den Einblick. Das Orchester ist ins Gesamtbild eingebunden.

Regisseur Audi gesteht, dass es nicht gerade leicht gewesen sei, die Ideen Henzes auf die Maschinenhalle zu übertragen. Verbindendes Element sei aber letztlich doch das Technische, das sich sowohl im Bahnhof wie in der Halle finde. „Man findet sehr viel vor, das selbst schon Geschichte in sich trägt“, so Bühnenbildner Christof Hetzner.

Mit der Frische ihrer Jugend hat Hanna Herfurtner die Zweckeler Maschinenhalle für sich vereinnahmt: „Es fühlt sich überraschend gut an, hier zu singen“, strahlt sie. „Ich hatte nie das Gefühl: ist das hallig, ist das groß.“ Ihre erste Titelrolle, bekennt sie dagegen, das sei vor allem im Anfang schon fast über die Vorstellungskraft gegangen. „Ich musste das zu Hause immer laut vor mich hin sagen. Gut, dass man so viel zu tun hat, dass man keine Zeit zum Nachdenken hat. Und jetzt fühlt es sich gut an.“

Ob es für sie schwer mit Henzes schwieriger Musik gewesen sei, wird sie gefragt. Aber auch in diesem Punkt ist die Welt für sie in Ordnung. „Ich habe schon viel zeitgenössische Musik gelernt“, sagt sie. „Sich in die Klangwelt von Werner Henze hinein zu denken, war nicht allzu schwer.“

Der wiederum hält Hanna Herfurtner für „die ideale Besetzung“ und spendet auch höchstes Lob für Chor und Orchester, die sich aus jungen Menschen aus dem Revier rekrutieren: „Der Chor übertrifft alles, was ich erwartet habe und das Orchester hat eine Perfektion erreicht, die ich bei den letzten Proben mit Freude erleben durfte.“

Henzes Herz schlägt für junge Darsteller und junge Zuschauer

Junge Zuschauer, junge Darsteller, beides lag dem Komponisten Hans Werner Henze gleichermaßen am Herzen, als er das Musiktheater „Gisela! oder: Die merk- und denkwürdigen Wege des Glücks“ erarbeitete.

So werden in die Uraufführung jugendliche Musik-und Theaterschaffende aus dem Revier einbezogen und natürlich wendet sich das Stück auch an junges Publikum. „Die Oper kann nicht nur mit 60 Repertoirestücken überleben“, so Regisseur Pierre Audi. „Es müssen 60 neue entstehen.“

Hans Werner Henze will mit seinem Spätwerk Extreme miteinander verbinden. Über Elementen der Commedia-dell’Arte und Grimm'schen Märchen, über scheinbarem Chaos und Albtraum steht das große Gefühl. Die Oberhausenerin Gisela trifft auf einem Touristik-Trip in Neapel ihre große Liebe Gennaro und verlässt dafür ihren deutschen Verlobten.

„Hinterhältigen Eifersüchteleien und übertriebenem Machogehabe wird schließlich und ohne Vorwarnung durch den Ausbruch des Vesuvs ein Ende gesetzt. Gisela findet ihr Glück, unüberwindbar scheinende Grenzen sind überbrückt und der einstmals selbst nach Italien ausgewanderte Komponist hat mit neuen Klängen, kunstvollen Szenen und sensiblen Madrigalgesängen dem Publikum ein besonderes Werk geschenkt“, so die Ruhrtriennale. „Er zeigt uns, wie wichtig es manchmal ist, alles hinter sich zu lassen, Neuem gegenüber offen zu bleiben, ohne die Tradition zu vergessen und alles miteinander zu verknüpfen, um schließlich doch zum Ziel zu gelangen.“

Drei der insgesamt sieben Vorstellungen in der Maschinenhalle Zweckel sind zur Zeit ausverkauft (Premiere 25.9., Di. 28.9. und Sa. 2.10.). Weitere Vorstellungen (Jeweils 19.30 Uhr) am Do., 30.9., So. 3.10., Mi. 6.10. und Fr. 8.10. Die Tickets kosten von 15 Euro für die Kategorie D bis 60 Euro für die Kategorie A. Karten gibt es hier: Ticket-Hotline 0700/20 02 34 56, bei den CTS Eventim-Vorverkaufsstellen und im Internet auf der Seite www.ruhrtriennale.de. Hier finden sich auch ausführliche Informationen über das Werk.