Gladbeck. .

Immer auf Achse, das kann man bei Heinz-Axel Konetzny nicht sagen, ob wohl er ständig unterwegs ist. Das liegt an seinem Beruf: Er ist, sagt er selbst, wohl der letzte Binnenschiffer Gladbecks.

„Es gab mal einige mehr in der Stadt“, erinnert sich der 67-jährige Käpt’n - oder besser Schiffsführer, wie man in der Binnenschifffahrt sagt. „Aber mittlerweile kenne ich keinen anderen mehr.“ Er selbst hat ja mit seinen 67 Lenzen eigentlich auch nach künftigen Maßstäben das Rentenalter schon erreicht, aber: „Ich gehe kaputt, wenn ich nur hier rumsitze“, sagt er. Und so schippert er weiter die Flüsse und Kanäle in halb Europa entlang, lässt sich von Reedereien anfordern, wenn es Engpässe gibt, wenn Vertretungen gebraucht werden.

Sein Leben auf Schiffen hat so angefangen, wie es im Buche steht: Als Jugendlicher, nach drei Jahren auf der Zeche Westfalen, ist der im sauerländischen Brilon geborene Fan der Segelschifffahrt von zu Hause abgehauen und hat als Leichtmatrose bei einer Oldendorfer Reederei angeheuert. Damals war er auf den Weltmeeren unterwegs und so wie einst schon Freddy Quinn sang, erzählt auch Heinz-Axel Konetzny: „Ich weiß noch, wie die erste Fahrt verlief . . . vergess’ ich nie. Es war ein 170-Tonnen-Schiff Richtung Aarhus in Dänemark. Instrumente zum Navigieren gab’s nicht, der Kapitän ist nach Gefühl und Erfahrung gefahren, aber angekommen sind wir.“

Zuckermelasse von Tampico nach Corpus Christi

Anderthalb Jahre lang ist der Gladbecker dann Russland gefahren „noch mit alten Kohlensteamern“. Danach ging’s eine Saison zur Fischerei - Island und zurück. Für die christliche Seefahrt ging Konetzny dann nach einem schweren Unfall im texanischen Corpus Christi verloren. Damals hat er Zuckermelasse von Tampico in Mexiko dorthin gefahren. Beim Abschlagen der erhärteten Masse von den Wänden des Laderaumes hat es ihn an der Hüfte erwischt. „Querschnittslähmung“, erzählt er und davon, dass ihn ein persischer Arzt geheilt habe - ganz unkonventionell, indem er ihm das Knie ins Kreuz gerammt habe.

Beim Weg zur Binnenschifffahrt spielte wie so oft der Zufall die Hauptrolle. „Ich traf den 1. Offizier meines letzten Schiffes und der kassierte mich gleich ein. Komm mit, ich hab’ mir ein eigenes Schiff gekauft“, erzählt der Gladbecker. „Ich habe mich dann nur gewundert, als es immer weiter landeinwärts ging, bis sich herausstellte, dass es sich um ein Binnenschiff handelte. Daraus sind jetzt 39 Jahre Binnenschifffahrt geworden.“

Das eigene Schiff hieß „Mungo“

Matrose, Steuermann, Schiffsführer - Heinz-Axel Koneztny arbeitete sich nach oben, erwarb nach und nach alle möglichen Patente, fuhr bei Eignern, hatte sogar sein eigenes Schiff, die „Mungo“, ein Gütermotorschiff, 85 Meter lang, 8,20 Meter breit, 2,50 Meter Tiefgang, 1166 Tonnen.

Wenn man ihn lässt, kann Schiffsführer Konetzny endlos Geschichten erzählen; davon, dass er 1976 auf dem ersten Containerschiff auf dem Rhein gefahren ist, davon, dass er als Lotse auch die Landungsboote der Marine, Patenschiffe der Stadt Gladbeck, einige Male rheinauf und rheinab zum Ziel brachte, davon, dass er heute die unterschiedlichsten Schiffe unter den Beinen hat, manchmal gar rechte Seelenverkäufer aus ehemaligen Ostblock-Ländern. Er holt sie ab und bringt sie alle zu den verschiedensten Zielen. Die Häfen von Rotterdam und Antwerpen kennt er wie seine Westentasche, kennt Bulgarien und Rumänien, darf alle westdeutschen Kanäle und Wasserstraßen befahren, die Mündungsgebiete von Elbe, Trave, Ems und Weser . . . Und ans Aufhören denkt er noch lange nicht. Warum auch? Fit ist er schließlich, wie ihm seit er 65 wurde jedes Jahr aufs Neue ein Gesundheitszeugnis bescheinigt.

Beauftragter für Binnenschifffahrt

Wenn Heinz-Axel Konetzny mal nicht mit dem Schiff unterwegs ist, dann ist er als Bezirksleiter des Landesverbandes Westfalen im Deutschen Marinebund und als Beauftragter für Binnenschifffahrt auf Achse. Und natürlich gehört er auch seit über 30 Jahren der Gladbecker Marinekameradschaft an.„Jede Kameradschaft kann mich zum Beispiel für Vorträge anfordern“, so Konetzny, der bei jeder Gelegenheit auch die Werbetrommel für seinen Beruf rührt. Bei Ausbildungsbörsen beispielsweise wie zuletzt in der Mathias Jakobs-Stadthalle oder davor bei einer Ausbildungsmesse in Forchheim. „Einigen habe ich schon zum Lehrvertrag verholfen“, sagt er.