Gladbeck. .

Vor seinem Stand auf dem Markt steht immer eine Traube an Menschen und wartet geduldig auf Aal, Forelle oder Rotbarsch: Klaus Piotrowskis Fischbude ist längst eine Gladbecker Legende.

Klaus Piotrowskis Fischstand auf dem Markt zu finden, ist nicht schwer: Er steht ohnehin immer an derselben Stelle, direkt an vorderer Front. Doch man könnte ihn problemlos auch mit verbundenen Augen erschnüffeln – immer nur der Nase nach! Denn allein der Geruch, der den Stand meterweit umgibt, ist unvergleichlich.

So sehen Makrelen aus! Foto: Joachim Kleine-Büning
So sehen Makrelen aus! Foto: Joachim Kleine-Büning © WAZ Fotopool

Hier duftet’s nach Salz, nach Meer, ein bisschen sogar nach Ferne. Wer für einen Moment die Augen schließt, könnte denken, dass die Nordsee keine 200 Kilometer entfernt ist, sondern gleich um die Ecke.

Die Gladbecker lieben ihren „Pio“. Vor seinem Stand steht immer eine Traube an Menschen und wartet geduldig auf Aal, Forelle oder Rotbarsch – und dies ist schon seit Jahrzehnten nicht anders. „Mit mir steht jetzt die dritte Generation hier auf dem Markt“, sagt Klaus Piotrowski und blickt zu seinem Sohn Alexander hinüber, der gerade den Backfisch zubereitet und eines Tages die Thronfolge antreten soll. „Dann wird es die vierte Generation sein.“

Salzhering für zwei Pfennig

Die Liebe zum Fisch liegt bei den Piotrowskis in der Familie: Woher diese Leidenschaft aber rührt, muss irgendwo in den Annalen des Clans untergegangen sein. „Meine Großeltern haben den Fisch schon mit der Handkarre hierher geschafft“, so Klaus Piotrowski. „Damals gab’s den Salzhering noch für zwei Pfennig.“ Seit der Zeit kurz nach dem Ersten Weltkrieg sind die Piotrowskis dem Fisch verbunden – und dies dürfte sich auf lange Sicht auch nicht ändern.

Klaus Piotrowski an seinem liebsten Arbeitsplatz. Foto: Joachim Kleine-Büning
Klaus Piotrowski an seinem liebsten Arbeitsplatz. Foto: Joachim Kleine-Büning © WAZ Fotopool

it 25 Jahren hält Klaus Piotrowski auf dem Markt die Stellung. Dabei kann er auf die Hilfe seines Sohnes, seiner Ehefrau und der Tante Renate ebenso bauen wie in dem Laden an der Friedenstraße. „Ganz ehrlich, ich habe es nie bereut“, sagt Piotrowski, obwohl er nach der Schule eigentlich eine Lehre als Automechaniker absolvierte. Seine ältere Schwester sollte das Geschäft übernehmen. Als sie abwinkte, sprang Klaus ein: „Als nächster in der Kette fiel die Wahl auf mich. Das war beinahe logisch.“

Immer was los

Klaus Piotrowski hält das kleine Familienimperium auf Trab. Jeden Morgen ab vier Uhr kommt die frische Lieferung in Gelsenkirchen an, zweimal im Monat fährt der Chef auch persönlich zu den Großmärkten nach Hamburg oder Bremerhaven. Und bisweilen schaut er dann auch bei seinen Kollegen vorbei, den Marktschreiern auf dem Hamburger Fischmarkt, die ihre Ware lauthals feilbieten. Ob er darauf neidisch ist? „Ach nee“, sagt der 50-Jährige. „Bei uns auf dem Markt ist auch immer was los.“

Piotrowski ist nicht nur Händler, sondern auch der Sprecher des Marktes, der die Entwicklungen in den letzten Jahrzehnten genau beobachtet hat. Und der weiß, dass die Menschen mit immer weniger Geld klarkommen müssen. „Man merkt, dass sich das Kaufverhalten verändert hat“, sagt er. „Die Tendenz geht zum Discounter.“

Doch ein richtig leckerer Fisch ist bei vielen Gladbeckern noch immer erste Wahl: „Rotbarsch mit Salat und Kartoffeln, da geht nichts drüber!“ Piotrowki freut sich, dass die Themenmärkte gut ankommen: den nächsten gibt es beim Appeltatenfest, am 2. Oktober dreht sich auf dem Markt alles um Kürbisse.