Gladbeck.

Nachdem der Papst Caritas und SKF anwies, aus der Schwangerschaftsberatung auszusteigen, gründeten katholische und evangelische Frauen eigenständig den Verein „Donum Vitae“. Seitdem steigen die Beratungszahlen.

Der Aufschrei war unüberhörbar, als der Papst Caritas und Sozialdienst Katholischer Frauen anwies, aus der Schwangerenkonfliktberatung auszusteigen. Beratung ja, aber ohne die für einen Schwangerschaftsabbruch notwendige Bescheinigung.

Der Schock hielt nicht lange an – katholische und evangelische Christen gründeten donum vitae. Nun feiert der Verein sein 10-Jähriges.

Wie wichtig die damalige Entscheidung war, lässt sich an den Zahlen ablesen. Der örtliche Verein, zuständig für Gladbeck, Bottrop und Gelsenkirchen, verweist auf kontinuierlich steigende Beratungszahlen: von 219 im Jahr 2001 auf 505 im vorigen Jahr. Zwei Drittel der Frauen bzw. Paare zogen einen Schwangerschaftsabbruch in Betracht, meistens wegen familiärer oder partnerschaftlicher Probleme oder aus finanziellen Gründen.

Ein Drittel der Ratsuchenden wollte eine allgemeine Schwangerenberatung, z. B. über gesetzliche Hilfen und öffentliche Hilfsfonds, über rechtliche Fragen oder über das Thema Schwangerschaft und Geburt. Prävention ist ein weiterer Arbeitsschwerpunkt. In Schulen beantworten die Beraterinnen alle Fragen der Jugendlichen – nach Geschlechtern getrennt – in Sachen Sexualität, reden mit ihnen über Verhütung und Verantwortung.

Freude über das Erreichte, Sorge um die Zukunft

Barbara Hildebrand-Vohl, Annette van den Boom und Heike Bombeck sind mit je einer halben Stelle als Beraterinnen angestellt. Brigitte Avramov komplettiert als Verwaltungskraft das hauptamtliche Team. Die übrige Arbeit erledigen Ehrenamtliche, allen voran schon seit dem ersten Tag Christa Spickermann. Die engagierte Vorsitzende treibt im Jubiläumsjahr Freude über das Erreichte, aber auch Sorge um.

Etliche Gründungsmitglieder, damals mit viel Elan gestartet, sind inzwischen in die Jahre gekommen. Der Vorstand musste schon von sieben auf fünf Köpfe verkleinert werden. Die Mitgliederzahl stagniert bei 84, und auch die Spendenbereitschaft lässt nach. 10 000 Euro flossen in guten Jahren schon mal in die Vereinskasse, 2009 waren es gerade noch 1700 Euro. Das macht die Arbeit schwierig, denn der Verein muss immerhin 20 % aller Kosten selber aufbringen. Deshalb startet in donum vitae nun die Werbekampagne „Aktion 50plus“ mit dem Ziel, neue ehrenamtliche Helfer/innen zu gewinnen und in den nächsten zehn Jahren die Spenden- und Mitgliederzahlen zu verdoppeln.

„Praktikum 50plus“ richtet sich an Menschen, die in ihrer zweiten Lebenshälfte eine ehrenamtliche Aufgabe suchen. Sie können sich in der Beratungsstelle ein Bild von den ehrenamtlichen Aufgaben machen und erfahren mehr über die Möglichkeiten, ihre Erfahrungen aus Beruf und Gesellschaft einzubringen.

Appelle an die Bürger: Spenden und Neu-Mitglieder gefragt

Mit der Initiative „Spende 50plus“ appelliert donum vitae an die Spendenbereitschaft der Bürger., und schließlich soll die Aktion „Mitglied 50plus“ die Zahl der Mitglieder steigern. Für die Kampagne will der Verein verstärkt am Tag des Ehrenamtes am 26. Juni werben, und auch für den Gründungstag im September sind Aktionen in Vorbereitung. Zehn Jahre donum vitae – und noch immer spüren die Verantwortlichen Gegenwind, vor allem aus dem katholischen Bereich, wenngleich es als Gegenbeispiele auch katholische Geistliche unter den Mitgliedern gibt.

Die Beraterinnen selbst sehen ihre Aufgabe vor allem darin, Frauen in Konfliktsituationen alle Hilfen aufzuzeigen – von der Unterstützung bei der Suche nach einem Ausbildungsplatz über Hilfen bei Behördengängen bis hin zum Antrag auf Mittel aus der Bundesstiftung. Und wenn trotz allem am Ende der Schwangerschaftsabbruch steht? Barbara Hildebrand-Vohl: „Unsere Beratung ist ergebnisoffen. Für mich ist das Wichtigste, dass die Frauen gestärkt daraus hervorgehen - gleichgültig, wie ihre Entscheidung letztlich ausfällt.“