„Das ist `mal etwas ganz anderes“, findet Elisabeth Schwieger, die in der Martin-Luther-Kirche den Abend verbrachte. Nicht die üblichen Rituale des Gottesdienstes mitzumachen, sondern in lockerer Runde zu sitzen, zu singen und eine Kleinigkeit zu Essen, das gefiel ihr.

Der Anlass zu diesem außergewöhnlichen Abend war die „Nacht der offenen Kirchen“ am Pfingstsonntag. Dazu waren in Rentfort die ersten Stuhlreihen durch Tische ersetzt worden, an denen die Besucher Platz nehmen konnten. Jeder kam und ging, wann er wollte. Trotzdem war es keineswegs ungemütlich, denn die meisten blieben eine ganze Weile.

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„Nur schade, dass nicht mehr Leute hierhergekommen sind“, findet Dieter Schwieger. Das liege bestimmt am guten Wetter, so der Rentforter.

Kerzen, Blumen, die Kirchenfenster im Glanz der Abendsonne

Auch in der Christuskirche in Stadt-Mitte waren die Türen an diesem Abend geöffnet. Große Kerzen und Blumen säumten den Mittelgang. Die Abendsonne schien durch die bunten Kirchenfenster und gab dem Raum ein besonderes Licht. Radiomoderator Achim Bleul erzählte heitere Geschichten und Prof. Okko Herlyn, der an der Uni und an der FH in Bochum unterrichtet, hatte eher ernsthafte Gedanken vorzutragen. „Was bleibt von der Botschaft des Pfingstfestes im Alltag übrig?“, fragte Herlyn. Nörgeleien und Klagen über die Konfirmanden, die angeblich nichts mehr lernen, über die letzte Sitzung des Presbyteriums oder über die Politiker trübten die Stimmung. In einem fiktionalen Zwiegespräch zwischen Herlyn und dem Heiligen Geist kommt der Professor zu dem Schluss, dass es die kleinen Gesten des Alltags seien, durch die der Heilige Geist sichtbar werde.

Der freundliche Gruß des türkischen Nachbarn, der sonst kein Wort deutsch spricht, die Freundin, die in schwierigen Zeiten für einen da ist und Trost spendet, all das seien die kleinen Pfingstfeste des täglichen Lebens, die es zu feiern und zu schätzen gelte.

Was wir an unseren Mitmenschen schätzen und warum sie uns begeistern, war auch das Thema in der Petruskirche an der Vehrenbergstraße. „Seine Offenheit und seine Ehrlichkeit schätze ich sehr“, sagt die Ehefrau des Bürgermeisters, Christa Roland, über ihren Gatten. Beide waren zu einem offenen Gespräch vorbeigekommen, um (ausnahmsweise) ganz private Fragen zu beantworten.

Zwischen den Programmpunkten war Zeit für ein Gläschen Wein, einen Austausch oder einen Aufstieg auf den Turm. „Der Ausblick ist einfach wunderbar“, sagt Wolfgang Golücke. Eben mal etwas ganz anderes. . .