Gladbeck. .
Firmengeschichte trifft Stadtgeschichte - selten ist eine Unternehmens-Historie so eng mit der Stadthistorie verknüpft wie im Fall der Firma Hahne. Das Ur-Gladbecker Unternehmen feiert nun das 125-Jahre-Jubiläum mit einer besonderen Aktion.
Ja, Firmengeschichte trifft Stadtgeschichte. Und das wird ab Freitag an der Hochstraße für alle Passanten eindrucksvoll deutlich: Mit einem Zeitstrahl, an allen Schaufenstern zu sehen, dokumentiert das „doppelte“ Unternehmen Hahne (Uhren und Schmuck einerseits; Optik und Hörgeräteakustik andererseits) zentrale Ereignise aus den zurückliegenden 125 Gladbecker Jahren.
1885 - 2010 also: Im fernen Berlin regiert Kaiser Wilhelm I.; und das Dorf Gladbeck wandelt sich Schritt für Schritt zur boomenden Bergbaustadt. Das sind die Rahmenbedingungen für Anton Hahne, als er sich anno 1885 als Uhrmacher zunächst an der Horster Straße selbstständig macht.
Anton Hahne verkaufte eine seiner ersten Uhren an seine spätere Frau Agnes Rebbelmund
Anton Hahne, als 10. Kind auf dem Hahnenhof in Brauck geboren, verkauft eine seiner ersten Uhren an eine gewisse Agnes Rebbelmund. Ein folgenreiches Geschäft. Denn drei Jahre später heiraten die beiden, und das Uhrmachergeschäft zieht an die Hochstraße in das Herz von Gladbeck.
Anton Hahne engagiert sich nicht nur als Unternehmer, sondern auch in der seit 1885 selbstständigen Gemeindeverwaltung. 1908 bis 1919 ist er als ehrenamtlicher Gemeindevorsteher aktiv, 1913 erhält das Hahne-Haus sein heutiges repräsentatives Aussehen. Und Kinder werden geboren; mitten in der Inflation, im Jahr 1923, legt Emil Hahne als sechstes Kind von Anton und Agnes Hahne seine Uhrmachermeisterprüfung ab, anno 1928 folgt der Titel des „staatlich geprüften Augenoptikers“. Uhren und Optik - zwei Standbeine, die in den folgenden Jahrzehnten entscheidende Impulse setzen sollten.
Ab 1909 rattern die Straßenbahnen am Hahne-Haus vorbei
Gleichzeitig wandelt sich Gladbeck rasant vom verschlafenen Dorf zur Industriestadt - ab 1909 rattern die Straßenbahnen am Hahne-Haus vorbei. Auch dieses Datum ist ab heute auf dem Zeitstrahl zu lesen, der noch um vier Wechselbildrahmen ergänzt wird, die sehenswerte Fotos zum Jubiläum zeigen. Die Straßenbahn-Ära sollte übrigens bis 1978 dauern, als zum letzten Mal eine Bahn der Linie 17, aus Richtung Bottrop kommend, am Hahne-Haus Richtung Marktplatz abbog.
Als 1945 das Hahne-Haus bei einem Bombenangriff schwer getroffen wird, haben längst Emil Hahne und seine Frau Johanna den väterlichen Betrieb übernommen. Doch auch Emils Schwester Agnes erweist sich über viele Jahre als große Stütze der Firma, wie überhaupt die Hahne-Firmenhistorie ohne die tatkräftigen Frauen aller vier Generationen kaum denkbar ist.
Die dritte Generation mit Augenoptikermeisterin Dorothea Hahne sowie Elisabeth Alt, geb. Hahne, und Karl-Ernst Alt formiert sich in den 60-er und frühen 70-er Jahren zur Firmenübernahme. 1971 erfolgt die räumliche Trennung der beiden Bereiche Uhren & Schmuck bzw. Brillen & Hörgeräte; Umbauten und Modernisierungen und eine damit verbundene Vergrößerung der Geschäftsflächen folgen. Und anno 2005, 20 Jahre nach dem 100-Jahre-Jubiläum, tritt dann die 4. Generation in die Nachfolge ein:
Im Jahr 2005 übernimmt die 4. Generation die Regie
Handelsfachwirt Georg Hahne und seine Frau Regina übernehmen die Uhren- und Schmuckabteilung; Augenoptiker- und Hörgeräteakustiker Matthias Alt führt nun in der 2009 komplett modernisierten Optik- und Akustikabteilung die Regie. Und seit 1. Oktober 2009 sind Regina und Georg Hahne auch mit einem Geschenke-Fachgeschäft in der City präsent, schräg gegenüber des Stammgeschäfts.
Gladbeck und Hahne; Hahne und Gladbeck - enger kann eine Verbindung kaum sein. Und deshalb bedankt sich das lokale Unternehmen bei den Gladbeckern vom 24. April bis 9. Mai mit einem Jubiläumsverkauf. Firmenchef Georg Hahne: „Denn ohne Stammkunden kann keine Firma 125 Jahre alt werden.“
Familienschätze: Damentaschenuhr, Lagerbücher, Postkarte von 1910
Jene schöne Damentaschenuhr, die Anton Hahne anno 1885 an seine spätere Frau Agnes Rebbelmund verkauft, befindet sich übrigens noch heute im Familienbesitz. Zu den weiteren Schätzen des Hahne-Archivs zählen historische Lagerbücher und zum Beispiel eine an Anton Hahne adressierte Postkarte von 1910, mit der er zur Versammlung der Uhrmacher und Goldschmiede des Kreises Recklinghausen eingeladen wird.