Gladbeck. .
Die Berliner Compagnie führte im Bonhoeffer Haus ein verstörendes Stück über Leben und Überleben in Afghanistan auf.
„Mit so wenigen Mitteln so viel zu erreichen, das war einfach klasse“, sagt Meike Jäger (70). Lediglich eine Stehleiter haben die Schauspieler als Requisite dabei, die mal einen Sarg darstellt, den sie andächtig auf ihren Schultern tragen und mal die Hütte symbolisiert, in der sie Schutz suchen.
Die Berliner Compagnie zeigte die Geschichte einer afghanischen Familie, die 30 Jahre Krieg in ihrem Heimatland miterleben muss. Das Stück mit dem Titel „Die Verteidigung Deutschlands am Hindukusch“, das am Samstagabend rund 80 Gladbecker im Dietrich-Bonhoeffer Haus sahen, war eine kritische Auseinandersetzung mit den Zuständen, unter denen die Menschen dort zu überleben versuchen.
„Wird durch das Militär überhaupt Frieden geschaffen? Und was bedeutet diese Situation für die Menschen im Land?“, fragte Pfarrerin Reile Hildebrandt-Junge-Wentrup zu Beginn des Abends.
Die Antwort der Theatergruppe hätte deutlicher nicht sein können: Für die Menschen ist es der blanke Horror.
Es beginnt noch relativ harmlos mit dem Verbot für Frauen, eine Schule zu besuchen. Dann folgen Überfälle, Vergewaltigungen, Hinrichtungen, Verstümmelungen und brutale Morde.
Aber nicht nur für Einheimische, sondern auch für die Soldaten, die aus Deutschland an den Hindukusch kommen, wird der Einsatz zur Qual. Was zunächst nur wie ein Kulturschock wirkt, entpuppt sich mit der Zeit zu einem dauerhaften Kampf um Leben und Tod.
Die Schauspieler, fünf an der Zahl, schlüpfen in eine ganze Reihe unterschiedlicher Rollen und erzählen, wie die Familie Safora über mehrere Generationen versucht, zu leben und zu überleben.
Dann schlüpft das Ensemble zusammen in die Rolle des Erzählers und rattert - wie ein Maschinengewehr - im Chor die Ereignisse herunter: Revolution, Krieg gegen die Sowjetunion, Krieg gegen die Mujaheddin, Machtergreifung der Taliban, Bombenangriffe der USA. Das Land kommt nicht zur Ruhe. Und bei allen Kriegshandlungen geht es immer nur um ein: Erdöl.
Leise, finstere Klänge erzeugen eine bedrückende Stimmung. Schmerzverzehrte Gesichter lassen die Zuschauer am Leiden der Menschen intensiv teilhaben. . .