Wie aus einem Kiosk eine künstlerische Familienwerkstatt wurde, erzählt diese Geschichte. Im Ladenlokal der Familie Trebstein an der Horster Straße 127 werden T-Shirts bedruckt oder Klammerbeutel mit lustigen Fratzen genäht.

Manchmal verirren sich noch Leute in den kleinen Laden an der Horster Straße 127, fragen nach Zigaretten oder Getränken. Dabei ist der Kiosk doch schon vor einem Jahr ausgezogen. Und das kleine Fenster sieht so gar nicht mehr nach Büdchen aus. Die Scheibe ist weiß verhängt, an einer Leine baumeln drei Filz-Klammerbeutel-Figuren in Grün, Rot und Schwarz. Der Kiosk ist Geschichte, seit zwölf Monaten beherbergt das schmale Ladenlokal die Werkstatt von Kathrin und Henry Trebstein.

Zugegeben, so richtig typisch fürs alltägliche Geschäftsleben in Butendorf und Brauck ist nicht, was sich hinter „www.arthurkopf.de“ (so steht’s auch vorne an der schmalen Ladenfront) verbirgt. Bilder entstehen hier, sowohl Auftragsarbeiten als auch eigene Motive, hier werden T-Shirts bedruckt und die Klammerbeutel mit den lustigen Fratzen genäht. Ein kreativer Ort also auf jeden Fall, der das Unternehmen, das die Trebsteins schon seit einigen Jahren online betreiben, sozusagen auch in die reale Welt transportiert.

An der Wand vorne in der Werkstatt hängt so eine Auftragsarbeit von Henry Treb­stein. Ein junges Paar hat sich ein Porträt gewünscht, das die beiden gemeinsam mit ihren zwei Hunden zeigt. „Haustiere“, sagt der 35-Jährige, „sind generell ein super beliebtes Motiv. Und Bilder zur Hochzeit gehen auch immer.“ Einmal wollte auch ein Angler sich mit seinem dicksten Fang in Öl verewigt sehen. Als Vorlage fürs Bild schickt der Kunde ein Foto. Danach wird dann ein Entwurf erstellt. Gibt der Kunde sein Okay, fertigen die Trebsteins das handgemalte Unikat an.

Die Kunden des jungen Paares kommen aus Deutschland, Österreich, Holland, dem skandinavischen Raum und England. Ein Bild haben sie sogar schon nach Amerika versandt, ein T-Shirt nach Australien. Das Internet hat die Welt zusammenrücken lassen.

Klamotten mit Fahrradaufdrucken, sie sind ein weiteres kreatives Feld des jungen Paares. Weil beide dem Rad eindeutig den Vorzug vor dem Auto geben, sind die Aussagen, die per Siebdruck aufgetragen werden, ziemlich drastisch. „Gut vs Doof “ , darunter dann ein Bild von einem Rad und einem Auto, kann der Kunde zum Beispiel bestellen. Aber auch das Shirt mit der geballten Faust und „Fuck cars“ darauf. Wer es nicht ganz so eindeutig mag, wählt vielleicht lieber den „Ewigtrampler“.

„Das Geschäft läuft ganz gut, es reicht für eine kleine Familie“, sagt Henry Treb­stein. Was die Selbstständigkeit neben dem Verdienst für die junge Familie an Lebensqualität bedeutet, beschreibt Kathrin Trebstein. „Bei uns gibt’s keine Grenzen zwischen Arbeitswelt und Familienleben, alles geht irgendwie ineinander über.“ Was wann und wo stattfinden soll, bestimmt das junge Paar weitestgehend selbst. Und Tochter Kaline (3) ist immer dabei. Wohnung und Werkstatt liegen nah beieinander. Und Kaline findet das kreative Chaos dort genau so spannend wie die Aktivitäten der jungen Familie zu Hause. „Bei uns verschwindet eben nicht einer für acht Stunden ins Büro“, lacht Henry Treb­stein. Wann in der Werkstatt gearbeitet wird und wann zu Hause, das entscheiden die Trebsteins immer ganz spontan. Eine ideale, sehr individuelle Lösung für alle drei also. So individuell und modern wie das Konzept, das hinter „arthur­kopf.de“ steckt. Dass sich immer noch Kunden in den Ex-Kiosk verirren, wollen sich die Trebsteins jetzt übrigens zunutze machen und die Werkstatt immer samstags von 11 bis 15 Uhr für Interessierte öffnen. Wer eintritt, dem wird rasch klar, hier gibt’s jetzt Kreatives, keine Kiosk-Ware.