Gladbeck. .
Anfang April eröffnete die Diakonie ihr Sozialkaufhaus an der Marktstraße, mitten in der Gladbecker City. Der Laden läuft gut. „Wir haben sogar schon einige Stammkunden“, sagt Sabine Thiede zufrieden.
Die Frau ist vom Fach, hat vor ihrer Zeit bei der Diakonie einen eigenen kleinen Laden mit Antikem und Trödel geführt. So eine schnelle Kundenbindung ist ihr noch nie untergekommen.
Zwei alte Damen schauen sogar fast täglich bei „Kaufnet“ am Markt vorbei. Sie können einfach nicht vorbeigehen, sagen sie. Sie interessieren sich nicht für Couchgarnituren, Küchenmöbel oder Schlafzimmereinrichtungen. Nein, die netten Kleinigkeiten, weiß Sabine Thiede mittlerweile, gefallen ihnen besonders. Ein Deckchen, eine Vase oder ein kleines gesticktes Bild... Damit die Wohnung nicht irgendwann vor Nippes überquillt, bringen die beiden Damen auch immer etwas von ihrem Hausrat ins „Kaufnet“.
In die 50-er Jahre abtauchen
Viele Sammler haben das Sozialkaufhaus für sich entdeckt: Zu den regelmäßigen Kunden zählt beispielsweise ein junger Mann, der wohl am liebsten komplett in die 50-er Jahre abtauchen würde. Möbel, Kleidung, Zeitschriften – Sabine Thiede weiß ganz genau, was ihm gefallen könnte und legt auch schon mal ein Teil für ihn zur Seite.
Zum fest angestellten Verkaufsteam gehören neben Sabine Thiede noch Christina Blumenstein und Theodor Pankalla. „Ich bin fürs Schleppen da“, lacht der einzige Mann des Trios, der mit seiner „tragenden“ Rolle aber recht zufrieden scheint. Überhaupt ist die Stimmung gut im kleinen Gladbecker Sozialkaufhaus, denn die Drei haben fast immer gut zu tun. Selbst an so einem heißen Tag schauen regelmäßig Kunden herein, stöbern vor allem bei den Kleinteilen.
Zentrale Lage
Drei Sozialkaufhäuser mit gebrauchten Gegenständen zum kleinen Preis betreibt die Diakonie Gladbeck-Bottrop-Dorsten mittlerweile. „Und alle folgen einer ganz eigenen Dynamik“, weiß Bereichsleiterin Dagmar Neeff, die für alle Läden zuständig ist. In Gladbeck beispielsweise profitiere man eindeutig von der absolut zentralen Lage. „Hier muss man nicht gezielt hinfahren, sondern schaut nach dem Bummel über den Wochenmarkt einfach mal spontan vorbei.“ Selbstverständlich hat sich die Diakonie vor der Anmietung des kleinen Ladens genau in der Nachbarschaft umgeschaut. „Die Nähe zu Roberto, die Lage, das passt einfach“, hat sich Dagmar Neeffs Einschätzung bestätigt. Bei der Diakonie ist man mittlerweile auch froh, dass aus einem anderen, größeren Standort an der Mühlenstraße nichts geworden ist.
Zugegeben, das Lager des Ladens in Gladbeck ist klein. Die eigentliche Verteilung der Ware läuft über die Standorte in Bottrop und Gelsenkirchen. Von hier aus werden auch die Transporte organisiert, wenn in Gladbeck Leute eine Spende für das Sozialkaufhaus abgeholt haben möchten.
Sachen für den Nachwuchs laufen immer
Bücher und CDs, das sind die Sachen, die bei „Kaufnet“ an der Marktstraße besonders gut laufen. Kleidung selbstverständlich auch. „Viele Mütter kommen mit ihren Kindern zum Shoppen vorbei. Sachen für den Nachwuchs laufen immer“, weiß Sabine Thiede. Im hinteren Teil des Ladens befindet sich der Textilbereich. Hier kann man die Sachen auch in Ruhe anprobieren. Was die Kaufnet-Mitarbeiterin am Anfang noch ein wenig verwundert: Auch Männer fragen gezielt nach Kleidung. „Hemden, Anzüge. Ich hätte eigentlich gedacht, die Herren der Schöpfung haben etwas mehr Scheu vor Second-Hand-Sachen. Aber dem ist nicht so“, weiß Sabine Thiede mittlerweile.
Und es sind bei weitem nicht nur die Hartz-IV-Empfänger, die an der Marktstraße kaufen. „Das steht natürlich niemandem auf die Stirn geschrieben“, sagt Dagmar Neeff. Eher sei es so, dass die Leute im Laufe des Gesprächs von sich aus erzählen, dass sie nicht so viel Geld zur Verfügung haben für das „neue“ Schlafzimmer oder das Kinderbettchen. Es gab aber auch schon Kunden, die erst vorsichtig angefragt haben, ob sie überhaupt bei Kaufnet kaufen dürften. So ohne einen Nachweis ihrer Bedürftigkeit. Sicher dürfen sie.
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