Gladbeck.

Die Sanierung der Balkone an der Stargarder Straße hat nach Entlassung von Geschäftsführer Schnittker nun Prioriät bei der Gladbecker Wohnungsgesellschaft

„Wenn in diesem Jahr nichts passiert, wir immer noch keine neuen Balkone kriegen, ziehen hier viele Mieter aus.“ Auch Alois Birnkammer (76), einer der treuesten GWG-Mieter, würde dann seine Wohnung an der Stargarder Straße 51 nach 41 Jahren kündigen. Dazu muss es aber wohl nicht kommen. Für die Sanierung und Modernisierungsarbeiten an diesen 71 GWG-Wohnungen in Brauck, zu denen auch die Erneuerung der Heizungsanlage gehören wird, wurden die Planungsaufträge bereits erteilt, zurzeit arbeiten daran ein Architektur- und Statikerbüro. Ende Februar sollen Ergebnisse und Kostenschätzungen vorliegen, in der nächsten Aufsichtsratssitzung am 5. März soll darüber entschieden werden.

Das versichert der Interims-Geschäftsführer Michael Chlapek auf WAZ-Anfrage. Er setzt damit nun in Gang, was Ex-Geschäftsführer Ralph-Josef Schnittker trotz Anweisung der Gesellschafter im vergangenen Jahr nicht in Auftrag gegeben hatte. Wie berichtet, wurde Schnittker vor zehn Tagen fristlos entlassen und der städtische Immobilienmanager Chlapek mit der Führung der Gladbecker Wohnungsgesellschaft, an der die Stadt zu 95 Prozent beteiligt ist, übergangsweise beauftragt. Geplant ist, bis Mitte des Jahres einen neuen hauptamtlichen Geschäftsführer zu finden.

Die Balkone Stargarder Straße und die Sanierung der Wohnungen dort sind jedoch nur eine von mehreren GWG-Baustellen, die einer dringenden Erledigung bedürfen. „Wir müssen eine sichere, verantwortbare Wohnsituation schaffen mit vermietbaren Wohnungen. Und wir müssen uns wieder mehr um die Mieter kümmern“, nennt Chlapek weitere Aufgabenfelder.

Kümmern muss er sich übrigens auch um die neun GWG-Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen, die die erneute fristlose Entlassung eines Chefs - der vierte innerhalb von zehn Jahren - verständlicherweise verunsichert hat. Eins kann Michael Chlapek ihnen immerhin schon versichern: Weitere Kündigungen sind nicht vorgesehen.

Dringend „sanierungsbedürftig“ sei übrigens auch der Umgang mit Ausschreibungen von Baumaßnahmen und Vergabe von Aufträgen bei der GWG, so Chlapek. Eine Sofortmaßnahme hat er schon veranlasst: Alle Vergabeverfahren werden nun über die städtische Submissionsstelle abgewickelt. Damit sei garantiert, dass kein Angebot vor Ablauf der Frist bekannt werde, und es auch keine Angebote nach dem Termin geben könne. Chlapek: „Wünschenswert wäre, dass dies für alle größeren Aufträge der GWG auf Dauer gilt.“

Die Wohnungsgesellschaft sei übrigens tatsächlich, wie Schnittker im letzten Jahr betont hatte, in den schwarzen Zahlen, bestätigt Chlapek. Was aber nur gilt, wenn man die nach weiter bestehenden Forderungen der Gallinat-Bank (5,3 Mio Euro) außer Acht und den Sanierungsstau unberücksichtigt lässt, von dem die Mieter der Stargarder Straße besonders betroffen sind. Die wüssten übrigens auch gern, wie es nun weiter geht und hoffen, im Rahmen einer Mieterversammlung informiert zu werden, teilt Alois Birnkammer mit.