Gladbeck. Der Kreisverkehr Wilhelmstraße gilt als Unfallschwerpunkt. Immer wieder verunglücken Radfahrer. Wie Aufklärung die Situation verbessern soll.

Es gibt wohl wenige innerstädtische Knotenpunkte, die derart stark belastet sind wie der Kreisverkehr an Wilhelm- und Sandstraße. Rund 30.000 Autos schlängeln sich pro Tag durch den Kreisel, sagt die Stadt. Dazu kommen Fußgänger und Radfahrer, die diese Stelle passieren, schließlich liegen mit dem Riesener Gymnasium sowie der Anne-Frank- und der Werner-von-Siemens-Realschule gleich drei Schulen im unmittelbaren Umfeld. Sprich: Auch viele Schülerinnen und Schüler sind hier unterwegs.

Piktogramme und Plakate sollen die Radfahrer an diesem Gladbecker Kreisverkehr über das richtige Verhalten an Zebrastreifen aufklären.
Piktogramme und Plakate sollen die Radfahrer an diesem Gladbecker Kreisverkehr über das richtige Verhalten an Zebrastreifen aufklären. © Stadt Gladbeck | Stadt Gladbeck

Auswertungen der Stadt haben nun ergeben, dass hier besonders häufig Unfälle passieren. Diese ähneln sich zudem sehr stark, in nahezu allen Fällen seien Radfahrer beteiligt gewesen, sagt Timo Strzelczyk vom städtischen Ordnungsamt. Am Mittwochmorgen haben er und seine Kollegen, mit Unterstützung der Polizei, deshalb vor allem die Radfahrer im Blick.

Vorrang am Zebrastreifen hat nur, wer sein Rad schiebt

Nicht selten fahren die nämlich über den Zebrastreifen. Das führe immer wieder zu gefährlichen Situationen, weiß Joachim Kamp, bei der Polizei verantwortlich für Präventionsarbeit. Denn Radler, vor allem wenn sie auf dem E-Bike unterwegs sind, seien an Zebrastreifen schneller als Fußgänger. Entsprechend weniger Zeit zu reagieren haben die Autofahrer. Dabei ist die Regel eindeutig: Vorrang am Zebrastreifen hat nur, wer sein Rad schiebt.

Am Mittwochmorgen haben die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des Ordnungsamtes an allen Fußgängerquerungen des Kreisverkehrs große Plakate aufgehängt. Ein Piktogramm zeigt einen Fahrradfahrer, der sein Rad über einen Zebrastreifen schiebt. Dazu kommt die eindringliche Bitte abzusteigen sowie ein Hinweis: „Unfallgefahr“. Zusätzliche, mit Kreide auf den Boden aufgesprühte Piktogramme zeigen ein durchgestrichenes Fahrrad.

Viele Radfahrer wissen, was sie falsch machen

Eine Stunde lang zeigen Polizei und Ordnungsamt am Morgen Präsenz. Was auffällt: Ein Teil der Radler weiß sofort, was sie falsch machen. Oft erkennen sie die Ordnungshüter schon aus der Entfernung und steigen am Zebrastreifen demonstrativ ab. Ein Schüler schiebt sein Rad über die Straße, vorbei an Joachim Kamp. Hand aufs Herz, was hätte er gemacht, hätte der Polizist dort nicht gestanden? „Ich wäre drübergefahren“, so die ehrliche Antwort.

Das aber wäre unter bestimmten Umständen sogar eine Ordnungswidrigkeit, etwa wenn er beim Überfahren des Zebrastreifens den Verkehr auf der Straße behindert, schließlich hat er in dem Fall keine Vorfahrt. Außerdem müsste er an dieser Stelle über den Gehweg fahren, um den Fußgängerüberweg überhaupt erst zu erreichen. Auch das ist nicht erlaubt.

„Gut, dass Sie hier endlich mal vor Ort sind und eingreifen.“
Eine Radfahrerin - Lob für den Einsatz der Ordnungshüter

Einige Radfahrer rollen an dem Morgen dann doch Polizei oder Ordnungsamt in die Arme. Doch sie haben Glück, zur Kasse gebeten werden sie nicht. Stattdessen setzen die Ordnungshüter auf Aufklärung. Sie erklären die Gefahr, die mit diesem Fehlverhalten einhergehen kann. Und der Eindruck ist: Sie dringen damit durch. Die Radfahrerinnen und Radfahrer zeigen Verständnis, räumen teils sogar ein, die Regel ja eigentlich zu kennen und setzen dann ihren Weg fort.

Eine ältere Radfahrerin lobt das Vorgehen von Ordnungsamt und Polizei. „Gut, dass Sie hier endlich mal vor Ort sind und eingreifen“, sagt sie, während sie auf die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter zugeht. Ihr Rad dabei vorschriftsmäßig schiebend. Sie wohne nicht weit vom Kreisverkehr und bekomme so manche gefährliche Situation mit, berichtet sie.

Die gleiche Aktion ist an weiteren Gladbecker Kreisverkehren geplant

Sie selbst nutze, wenn sie mit dem Rad unterwegs ist, auch oft die Fußgängerübergänge. Gerade in Zeiten, zu denen viel Verkehr ist. Dazu zählt der Morgen allemal. In der einen Richtung stehen die Pkw bis zur Friedrich-Ebert-Straße, in der anderen Richtung reicht die Schlange bis über die Einmündung zur Gildenstraße hinweg. Im Kreisverkehr selbst schiebt sich Auto an Auto.

Dazu kommen die schmalen Zufahrten, sodass sie sich nicht traue, den Kreisel auf der Fahrbahn zu durchqueren. Das mache sie nur, wenn nicht so viele Autos unterwegs sind. Zumal auch Autofahrer teils rücksichtslos unterwegs seien. „Mich hat schon einer im Kreisverkehr überholt, der ist dafür extra über die Pflasterfläche gefahren“, berichtet sie.

Tatsächlich führen von Radwegen Rampen hinunter auf die Fahrbahn, sodass Radfahrerinnen und Radfahrer den Kreisverkehr auch auf der Fahrbahn durchqueren können. Doch am Mittwochmorgen im Berufsverkehr nutzt nur eine Handvoll Radler diese Möglichkeit und wagt es, sich in die Autokolonne einzureihen. Tatsächlich sei dieser Kreisverkehr aber auch ziemlich eng, räumt Timo Stzrelczyk ein.

Doch nicht nur der Kreisverkehr in der Innenstadt ist ein Gefahrenpunkt, auch die Kreisel in Zweckel und an der Welheimer Straße in Brauck. Auch dort wolle man noch vor den Sommerferien mit einer solchen Verkehrssicherheitsaktion Präventionsarbeit betreiben, sagt Christof Wolthaus, Abteilungsleiter Sicherheit, Ordnung und Verkehr bei der Stadt.