Gladbeck. Ausgefallene Brettspiele, Holzschnitzarbeiten oder eben klassisch Klamotten: Ein Besuch im Caritas-Laden lohnt für Schnäppchenjäger und Sammler.

Noch stehen sie hier etwas verloren auf dem Tisch im Pausenraum, die sechs Holzfiguren. Zwei Madonna-Darstellungen, dazu vier hölzerne Männer, einer in Mönchskutte, die anderen drei womöglich Nachtwächter. Die Gemeinsamkeit: Alle halten eine Laterne in der Hand, die sich über eine möglicherweise etwas fragwürdige Verkabelung an den Strom anschließen lassen. Solche Dinge gehören sicher zu den ausgefalleneren Gegenständen, die die Caritas in ihrem Secondhand-Laden „Klamotten & mehr“ auf der Goethestraße anbietet.

Auch diese Holzfiguren haben Spender bei der Gladbecker Caritas abgegeben.
Auch diese Holzfiguren haben Spender bei der Gladbecker Caritas abgegeben. © FUNKE Foto Services | Lars Fröhlich

Ein ehemaliger Nachbar habe die vier Figuren mit den Laternen abgegeben, berichtet Brigitte Kommenda. Sie und ihre Kolleginnen und Kollegen müssen nun erst einmal recherchieren, worum genau es sich handelt und wie teuer die Figuren am Ende sein sollen. Immerhin: alte Aufkleber verraten, dass es sich um handgeschnitzte Stücke handeln soll. Die knapp 80 Zentimeter hohe Madonna wäre vielleicht sogar etwas für Bares für Rares, scherzt Hagen Krawiec, technischer Leiter der Caritaswerkstätten.

Ursprung des Second-Hand-Ladens in der Schwangerschaftsberatung

Aber nein, alles, was hier abgegeben wird, wird auch in dem kleinen Laden am Rande der Gladbecker City verkauft. Schaut man sich dort um, so fällt sofort auf, dass ein Großteil der angebotenen Waren immer noch unter den Oberbegriff „Klamotten“ fallen. Die Regale sind voll, auch eine große Auswahl gebrauchter Kinderkleidung finden die Kunden hier.

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Da liegt auch der Ursprung des Ladens. Die Initiative gehe zurück auf die Schwangerschaftsberatung, erklärt Caritas-Sprecherin Antonia Gemein. Da sei relativ früh der Gedanke aufgekommen, auch die Erstausstattung für Babys anzubieten. Von da ab sei das Angebot immer weiter gewachsen.

Was in den Verkauf kommt, wird vorher geprüft

Am Bahnhof West hat die Caritas noch ein Lager, dort werden die Sachen untergebracht, die im Laden keinen Platz finden oder die einfach im Moment keine Saison haben, wie etwa die Winterkleidung. Im Moment ist alles schon auf Frühling und Sommer ausgerichtet, aber Brigitte Kommenda weiß aus Erfahrung, dass in der nächsten Zeit wieder einiges an Winterkleidung bei der Caritas abgegeben wird. „Das ist die Zeit, in der die Leute ihre Kleiderschränke aufräumen“, weiß sie.

Markus Tau zeigt einen Hochzeitsanzug, der in dem Caritas-Laden angeboten wird.
Markus Tau zeigt einen Hochzeitsanzug, der in dem Caritas-Laden angeboten wird. © FUNKE Foto Services | Lars Fröhlich

Für sie und ihre Kolleginnen und Kollegen bedeutet das Arbeit. Denn alles, was in den Verkauf kommt, wird vorher genau überprüft. Aber das meiste, was die Menschen bringen, sei in gutem Zustand, sagen die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter.

Hochzeitsanzug vom Gladbecker Traditionshaus Buschfort

Und so findet sich in den Regalen dann auch die ein oder andere Besonderheit. Ein Fach etwa ist allein reserviert für Lederjacken. Bestimmt 15 davon hängen da auf den Bügeln. Auch Anzüge gibt es. Dazwischen hängt gar ein dunkler Hochzeitsanzug, passend mit Hose und Weste. Sogar das künstliche Blumenbouquet steckt noch im Knopfloch.

Das Etikett im Anzug zeigt: Buschfort exquisit, es erinnert an das traditionsreiche, inzwischen geschlossene Bekleidungsgeschäft in Gladbeck.
Das Etikett im Anzug zeigt: Buschfort exquisit, es erinnert an das traditionsreiche, inzwischen geschlossene Bekleidungsgeschäft in Gladbeck. © FUNKE Foto Services | Lars Fröhlich

Der Anzug ist ein echtes Gladbecker Original, das beweist das Etikett im Inneren: Buschfort exquisit. Das zeigt aber auch, dass das gute Stück schon einige Jährchen auf dem Buckel hat. Schließlich wurde das traditionsreiche Bekleidungsgeschäft bereits Ende 2008 geschlossen. Nur noch der Buschfortweg erinnert an das Haus.

Gesellschaftsspiel verspricht Tricks zum Steuernsparen

Womöglich hat der Anzug als Erinnerung lange im Kleiderschrank gehangen, kam erst über eine Haushaltsauflösung zur Caritas. Denn nicht selten meldeten sich Menschen, die etwas abgeben wollen, weil sie eine Wohnung aufgeben oder einen Haushalt auflösen müssen, berichtet Hagen Krawiec.

Auch jüngere und ältere Spielkinder können an der Goethestraße fündig werden. In den Regalen schlummern Klassiker, aber auch echte Exoten. Ein Spiel kann vielleicht sogar helfen, Steuern zu sparen. Zumindest verspricht es das, trägt es doch den plakativen Titel „Steuern? Nein Danke!“ Angelehnt an die Buchreihe „1000 legale Steuertricks“ sollen die Spieler hier ihre Rechte gegenüber dem Finanzamt trainieren.

Für die Kleidung gelten Einheitspreise

Margret Volkhausen, Markus Tau, und Brigitte Kommenda (v.l.) gehören zum Team von „Klamotten & mehr“, dem Secondhand-Laden der Gladbecker Caritas.
Margret Volkhausen, Markus Tau, und Brigitte Kommenda (v.l.) gehören zum Team von „Klamotten & mehr“, dem Secondhand-Laden der Gladbecker Caritas. © FUNKE Foto Services | Lars Fröhlich

Ob’s am Ende hilft? Schwierig zu sagen: Auf der Verpackung steht bei der Adresse des Verlags noch eine vierstellige Postleitzahl. Es könnte also riskant sein, die im Spiel erlernten Tricks in der Realität anzuwenden. Und wer wusste, dass es zu der beliebten Krimireihe um den venezianischen Commissario Brunetti von Donna Leon ein passendes Brettspiel gibt?

Ein Brettspiel, das helfen soll, Steuern zu sparen ist wohl eher eine Kuriosität.
Ein Brettspiel, das helfen soll, Steuern zu sparen ist wohl eher eine Kuriosität. © FUNKE Foto Services | Lars Fröhlich

Einkaufen darf hier jeder, die Preise sind festgelegt. Eine Hose kostet drei Euro, ein langärmliges Oberteil ebenfalls drei, das kurzärmlige gibt es für zwei Euro. Kinderkleidung kostet die Hälfte, der Anzug acht Euro. Klamotten & mehr gehört zur Werkstatt der Caritas. Der Laden bietet sechs Außenarbeitsplätze für Menschen mit Behinderung.

Mitarbeiter kommen aus den Caritaswerkstätten und dem Ehrenamt

Dazu engagiert sich hier ein Team von Ehrenamtlichen. Margret Volkhausen etwa ist seit 1992 dabei. Was ihr besonders in Erinnerung geblieben ist: Die Flüchtlinge aus der Ukraine konnten sich bei Klamotten & mehr nach ihrer Flucht eindecken. „Die Dankbarkeit und die Wertschätzung ist mir in Erinnerung geblieben.“

Auch Porzellan finden die Kunden immer wieder in dem kleinen Laden, nur Möbel gibt es hier nicht. Wobei: Wenn sie wollten, könnten sie sogar die Innenausstattung des Ladens an den Mann bringen, sagen die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter.

Denn in dem Ladenlokal war früher Samen Kahlen untergebracht. Und ein Teil der alten Einrichtung steht noch. Ein Schrank, in dem früher die Sämereien gelagert wurden. Die zahlreichen Schubkästen sind auch noch entsprechend beschriftet. „Da hatten wir schon einige Nachfragen“, sagt Brigitte Kommenda. Für Hagen Krawiec ein Beleg für seine These, dass sich im Zweifel alles verkaufen lasse. Das gelte auch für die außergewöhnlichen Holzfiguren, so seine Überzeugung.

Spenden

Die Caritas nimmt in ihrem Laden Klamotten & mehr auch Spenden an. Doch was darf man abgeben? Caritas-Sprecherin Antonia Gemein bringt es auf die Faustformel: „Man kann spenden, was man tragen kann.“ Gut ist eine telefonische Absprache im Vorfeld, weil evtl. auch Spenden direkt am Lager abgegeben werden können. Die Rufnummer: 02043 7846054.

Geöffnet hat der Laden montags bis donnerstags von 9.30 bis 12.30 Uhr sowie von 13.30 bis 16 Uhr, freitags von 9.30 bis 12.30 Uhr.