Gladbeck. Die Gladbecker haben für „Freude schenken“ fast 1000 Geschenke für Bedürftige gespendet. Welche Menschen sich die Bescherung abholen dürfen.
Bis Weihnachten ist es zwar noch ein paar Tage hin, doch eine „Bescherung“ gib’s jetzt schon – und zwar im sozialpastoralen Zentrum K4 in Gladbeck. Dort nehmen an diesem Montag viele Menschen, mit denen das Leben es wohl nicht allzu gut gemeint hat, Geschenke in Empfang. Die Aktion „Freude schenken“ der Caritas ist es, die Herzen wärmt – und zwar die der Nehmenden ebenso wie die der Gebenden.
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Eine lange Schlange wartender Menschen hat sich schon vor Beginn der Paketausgabe am Eingang des Treffs gebildet. Viele Mütter mit Kinderwagen haben sich hier an der Kirchstraße eingereiht. Eine jüngere Frau am Rollator stellt sich an, auch die Generation 70plus ist vertreten. Manche haben geräumige Taschen umgehängt, andere rollen mit einen „Hackenporsche“ Schritt für Schritt vorwärts. Alle nähern sich der großen Eingangstür mit der Hoffnung, den Lieben ein Geschenk mit nach Hause nehmen zu können.
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Viele Menschen in Gladbeck haben für Bedürftige, Freude in Kartons gepackt, Geschenke mit Bedacht ausgewählt und sorgfältig in Weihnachtspapier eingewickelt. Knapp 1000 Päckchen stapeln sich in einem großen Raum des K4, den nur das gute Dutzend Ehrenamtlicher betritt. Deutlich mehr als 900 Pakete, das klingt viel. Annegret Knubben, Spezialistin für die Caritas-Aktion, vergleicht hingegen: „Das sind 200 weniger als im vorigen Jahr.“
Caritas-Organisatorin stellt fest: Es sind diesmal 200 Pakete weniger als im Jahr 2022
Woran das liegt? Die Kinderbetreuungseinrichtungen in Gladbeck, die sich sonst beteiligt haben, fallen diesmal oft aus. Viel krankes Personal, so Annegret Knubben, das schwächt. Und es haben auch diverse andere Vereine und Gruppierungen Weihnachtsgeschenk-Aktionen initiiert. Man denke beispielsweise an das Deutsche Rote Kreuz (DRK) Gladbeck, das erneut an Bedürftige denkt. Annegret Knubben sieht die anderen Angebote nicht als Konkurrenz. Die Expertin hat das „große Ganze“ im Blick und ist froh, dass alle Jahre wieder Menschen ihren Mitmenschen etwas Gutes tun wollen. Ohnehin „hat’s noch nie gereicht“, da könnten die Gladbecker packen, Papier schneiden und Geschenkband abwickeln, bis die Finger nicht mehr wollen.
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Akt der Nächstenliebe, soziales Gewissen – nenne man es, wie man wolle. Hauptsache, die Empfänger freuen sich. Und was die Gebenden hier auf die „Gabentische“ gebracht haben, ist schon beachtlich. Beim Blick auf die Stapel von Kartons scheint’s, man dürfe dem Weihnachtsmann über die Schulter in sein Lager schauen. Was wohl in dem Karton mit dem lustigen Papier stecken mag? Ein Rentier, auf dem Geweih keck ein Weihnachtsmützchen, lässt grüßen. Edel wirkt das Paket mit den aufgedruckten stilvollen Kugeln und Zweiglein, das in der „Frauen-Abteilung“ auf eine Abnehmerin wartet. In diesem Bereich steht auch ein Paket mit dem Vermerk „Frau – schwanger“.
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Aus dem Rathaus kommen Beiträge, die mit übergroßen Überraschungseiern dekoriert sind – etwas zum Staunen, Spielen und Schmausen, logisch, für Kinder. Kristallklar dürfte auch sein, wer das Präsent im Elsa-Papier, ja die Disney-Figur, bekommen soll: ein Mädchen. Die Aufkleber auf den Kartons geben Auskunft, für wen der Inhalt gedacht und geeignet ist. Annegret Knubben lässt die Augen durch den Raum schweifen. Diesmal gibt’s mehr für ältere Mädchen.
Ein wahrer Hingucker ist ein Geschenk, das ohne Pappe drumherum auskommt. Wäre auch schade, wenn dieses Schmuckstück in einer Kiste verschwände. Klarsichtfolie mit Sternchen gewährt Vorfreude: Ein hölzernes Fachwerkhaus in Rot und Weiß mit Scharnieren zum Aufklappen und einem Griff, um es wie ein Köfferchen tragen zu können. Welches Kind ab drei Jahren auch immer diese Pracht demnächst in Händen halten darf – es wird bestimmt überwältigt sein.
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„Das Haus ist wirklich ein Knaller!“, findet Andreas Grefermann. Er packt seit zwei Jahren mit an. Selbst schenken ist Ehrensache. „Meine Frau hat einen Gutschein fertig gemacht“, erzählt Grefermann.
Spielzeug und warme Kleidung, Kekse und Schokolade haben die Gladbecker als Geschenke zusammengestellt. Der Secondhandladen der Caritas hat zum Beispiel Puzzles und Gesellschaftsspiele gestiftet: „Erster Obstgarten“, „Hanni Honigbiene“ und „Memory“ als kurzweiliger Zeitvertreib an den Festtagen, aber nicht nur dann. Eine Abnehmerin ist zwar des Deutschen nicht mächtig, doch auch ohne Worte wird verständlich: Die Kinderdaunenjacken in Schwarz und Rosé, die gefallen ihr, die hätte sie gerne.
Die Firma Klingenburg hat kistenweise Adventskalender-Würfel mit einem Innenleben aus Schokofiguren gestiftet. Annegret Knubben sagt: „Wir haben 250 Pakete zusätzlich aus unseren Werkstätten bekommen.“ Lebensmittel, die sich arme Menschen vielleicht nicht leisten können, sollen deren Festtage versüßen. Diese Päckchen sind für Familien bestimmt.
Beteiligte über die Abnehmer: „Das Gros machen Familien mit Kindern aus“
Ehrenamtlerin Cornelia Tenbring-Kasselmann und Annegret Knubben, die die Freude-schenken-Aktion seit 2007 managt, stellen fest: „Das Gros hier sind Familien mit Kindern.“ Annegret Knubben erklärt: „Maximal geben wir zwei Pakete aus, eins für die Familie plus eines für ein Kind.“ Noch etwas ist augenfällig: „Bei mehr als 90 Prozent handelt es sich um Migranten.“
Ausgabezeiten am K4
Die Pakete zur Caritas-Aktion „Freude schenken“ werden am 5. und 6. Dezember im sozialpastoralen Zentrum K4 an der Kirchstraße 6 verteilt. Ausgabezeiten: 9 bis 12 Uhr und 12.30 Uhr bis 15 Uhr.
Ein Beleg für die Bedürftigkeit und der Personalausweis sind mitzubringen. Annegret Knubben, die für die Caritas in Gladbeck die Aktion federführend organisiert, meint allerdings: „Geplant ist die Ausgabe zwar bis Mittwoch, aber es kann sein, dass morgen schon nichts mehr da ist.“
Doch einerlei welcher Herkunft und welchen Alters, ob alleinstehend oder mit Familie: Das einzige Muss bei dieser „Bescherung“ ist ein Leistungsbescheid, der am Eingang kontrolliert wird. Annegret Knubben betont: „Durchschlängeln ist nicht.“ Schließlich sollen diejenigen beschenkt werden, die es tatsächlich nötig haben. So ziehen dann viele Menschen mit vollen Taschen, bepackten Kinderwagen und Einkaufstrolleys, aus denen Geschenke lugen, nach Hause.
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