Gelsenkirchen / Gladbeck. Der Cold Case Claudia Ruf beschäftigt die Mordkommission seit 27 Jahren – nun führen Spuren in den Kreis Recklinghausen und bis Gelsenkirchen.

Heute wäre Claudia Ruf aus Hemmerden 38 Jahre alt. Die damals Elfjährige verschwand am 11.05.1996 und wurde zwei Tage später ermordet aufgefunden. Nun wurden im gesamten Kreis Recklinghausen und auch in Gelsenkirchen freiwillige DNA-Tests durchgeführt.

Vor 27 Jahren verschwand Claudia gegen 18 Uhr nach einem Spaziergang mit dem Hund der Nachbarn. Nur das Tier fand 50 Minuten später seinen Heimweg zu den Besitzern: Der Hund schien sichtlich verstört gewesen zu sein, so als sei er schlecht behandelt worden, berichteten damals Ermittler. Noch am selben Abend starteten über 100 Polizisten, die Eltern und viele Bewohner aus Hemmerde eine Suchaktion in der Umgebung – doch Claudia wurde vorerst nicht gefunden. Erst zwei Tage später wurde ihre Leiche auf einem Feld bei Euskirchen-Oberwichterich entdeckt, mit Benzin übergossen und angezündet.

Aufgrund einer Fahrzeugspur werden auch Gelsenkirchener zum Speicheltest gebeten

Erst 2008 war es den Ermittlern gelungen, tatrelevante, männliche DNA am Körper von Claudia sicherzustellen. „Die Technik war damals noch nicht so weit wie heute. Die DNA hat bei vielen Ermittlungen fast keine Rolle gespielt“, erklärt Polizeihauptkommissar Robert Scholten aus Bonn. Durch die neu ergebene Spur wurde eine DNA-Reihenuntersuchung durchgeführt: Mehrere Hundert Männer, deren Namen in der Akte stehen oder bekannte Sexualstraftäter aus dem Wohnraum Euskirchen und Grevenbroich sind, wurden zum Speicheltest eingeladen. Die Ergebnisse blieben negativ.

Nun geht die Mordkommission einer Fahrzeugspur nach, die in den Kreis Recklinghausen führt. Einem Zeugen fiel am Tag der Entführung ein Auto mit einem Kennzeichen aus dem Kreis Recklinghausen auf. Den Ermittlern sind nur Fragmente des Nummernschildes bekannt: Nach der Ortskennung RE folgen die Buchstaben DB oder BD, möglich wäre auch die Zahl 146 am Ende. Knapp 200 Fahrzeughalter mit entsprechendem Kennzeichen wurden bereits im April zu einem Speicheltest eingeladen – unter ihnen auch sieben Gelsenkirchener. „Der Fall ist schon sehr lange her und wir kontaktieren natürlich auch die Menschen, die umgezogen sind“, erklärt der Bonner Hauptkommissar. Die Ermittler interessieren sich außerdem für Hinweise, die den Autofahrer mit der Region Grevenbroich-Hemmerden verbindet.

Die Untersuchung der Speichelproben ist noch nicht komplett abgeschlossen

Tatverdächtig können alle Männer ab ungefähr 40 Jahre sein: „Wir gehen ebenfalls davon aus, dass die gesuchte Person schon älter oder bereits gestorben ist.“ In diesem Fall kann die DNA von einem Verwandten untersucht werden. Dieser „DNA-Beinahetreffer“ ermöglicht die Feststellung bis zum dritten Verwandtschaftsgrad. „Wir stehen bereits in Kontakt mit den betroffenen Angehörigen“, berichtet er. Bisher gab es keine Verweigerungen gegen den Speicheltest.

Die schon untersuchten Proben ergaben allerdings noch keine heiße Spur: „Wir bleiben optimistisch“, sagt Scholten, denn es „wurden noch nicht alle untersucht.“ Die Hoffnung, einen Tatverdächtigen zu finden oder auf weitere Hinweise zu stoßen, erlösche nicht. Laut dem Hauptkommissar würden die Untersuchungen der Proben noch einige Wochen dauern. Mittlerweile besteht die Akte von Claudia Ruf aus knapp 160.000 Seiten.

Weitere Hinweise zum Mordfall Claudia Ruf können auf der Webseite im Hinweisportal oder telefonisch bei der Bonner Mordkommission unter 0228 15 71153 abgegeben werden. Das Hinweistelefon ist von sieben bis 16 Uhr erreichbar. Ein Anruf bei der Polizeidienststelle der jeweiligen Stadt ist ebenfalls möglich.