Gladbeck. Die Nacht der Lieder lockte viel Publikum in die Christuskirche. Warum es diesmal für Organisator und Musiker Norbert Gerbig sehr emotional war.
Volles Haus am Samstagabend in der Christuskirche, Norbert Gerbig & Friends hatten zur traditionellen „Nacht der Lieder“ eingeladen, bereits zum achtzehnten Male. Und wie in den vergangenen Jahren war das Konzert ausverkauft. Rund 170 Gäste im Publikum, im Parkett und auf der Empore, mehr geht beim besten Willen nicht.
„Wir spüren, dass wir mit unseren Programmen die Menschen berühren, dass sie etwas suchen“, erklärte Gerbig. Seine sieben-köpfige Band von Laienmusikerinnen und -musikern unterschiedlicher Altersstufen studiert jedes Jahr ein neues Programm ein, die ausgesuchten Lieder jedoch drehen sich immer um Frieden, Gerechtigkeit und soziale Themen. „Texte, die zum Nachdenken anregen“.
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Die Gladbecker „Nacht der Lieder“ beginnt wie immer mit dem Hauptgast
Doch bevor die Gruppe auch diesmal ihre Werke vorstellte, kam, und auch das ist Tradition, der „Hauptgast“ auf die Bühne vor dem Altar der Kirche. Es waren schon viele namhafte Gäste bei diesem Event, wie „Die Grenzgänger“ oder Jan Degenhardt. „Die Musiker lieben unsere Veranstaltung, weil sie wissen, das Publikum ist zahlreich und geht mit“. In diesem Jahr wurde es für Norbert Gerbig sehr emotional, denn den Konzertauftakt bestritt sein „Brüderchen“ Wolfgang.
Wolfgang Gerbig, Künstlername „Woger“, ist Multiinstrumentalist und spielt Gitarre, Klavier, Cajon und Bluesharp, setzt auch elektronische Mittel wie einen Looper ein. Heißt, er kann live Sequenzen einspielen, die sich nahtlos aneinanderfügen und als Endlosschleife eine Basis für seine Lieder bilden, praktisch „singt er seinen eigenen Chor“, wie er gerne mitteilt. Der Liedermacher, der Gladbeck schon lange verlassen hat und im badischen Staufen lebt, schwingt thematisch ganz auf der Linie seines Bruders. In seinen selbst verfassten Texten geht es ebenfalls um gesellschaftspolitische Themen.
Wolfgang Gerbig thematisierte in einem Lied auch seine Jugend
„Der Bürger“ skizzierte in wenigen Zeilen die allgemein vorherrschende Stimmung, „erst wenn man selbst betroffen ist, geht man ran“. Er sei in Oberhausen in der Ausstellung „Das zerbrechliche Paradies“ gewesen, die den Klimawandel und das Eingreifen des Menschen in die Natur extrem berührend zeige. „Da ist mir manches durch den Kopf gegangen“. Gerbig, Jahrgang 1959, thematisierte auch seine Jugend. Sehr berührend das Lied über einen Mann, der aufgrund der Kriegsvergangenheit mit einer starken inneren Zerrissenheit zu kämpfen hatte. „Das ist unserem Vater gewidmet“, verriet Norbert Gerbig.
Abitur am Ratsgymnasium gemacht
Wolfgang kann mit Worten umgehen, brachte tiefe Gefühle nachvollziehbar mit einfachen Akkorden musikalisch sehr nah an die Zuhörer. Schmunzeln musste das Publikum bei seinen Erinnerungen an das Abitur am Ratsgymnasium. „Ich hatte Deutschleistungskurs, das las man natürlich Goethes Faust“. Jetzt lebe er in der „Faust-Stadt“, seiner Wahlheimat mit mittelalterlichem Stadtkern widmete er die „Der Legende vom Ritter aus Staufen“. Nach viel Applaus für Gerbigs Auftritt ging es in die Pause, das Jugendteam der evangelischen Gemeinde hatte Würstchen gegrillt.
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Es wurde schon bald halb zehn, als Julia Köster (Gesang), Ben Libor (Geige), Adriana Droeger (Cello), Rüdiger Hoffmann (Gitarre), Ute Breuker-Gerbig (Querflöte, Walter Weck (Percussion, Mundharmonika) und Norbert Gerbig (Gitarre, Gesang, Arrangements) auftraten. Mit Blues, ob “Jammerlappen-Blues” von Hanno Bruhn Gang oder dem Müllmann-Blues von Norbert Gerbig selbst – es groovte auf jeden Fall. Gedichtvertonungen kamen zu Gehör ebenso wie Balladen, die Special Guests Ornela Mulla (Gesang) und Lena Jurkosek (Gesang) beeindruckten mit griechischen und türkischen Liedern. Das Publikum applaudierte mit Begeisterung, dankbar für den schönen Abend. „Schalom“, war die Zugabe, der Wunsch nach Frieden stand im Mittelpunkt aller Herzen.