Gladbeck / Duisburg. Der Duisburger Stadtdechant wurde wegen „grenzverletzenden Verhaltens“ beurlaubt. In den 1990er-Jahren war er Kaplan in St. Marien in Brauck.

Von 1994 bis 1997 war Roland Winkelmann Kaplan in der damaligen Pfarrei St. Marien in Brauck. Bis vor kurzem war er Stadtdechant in Duisburg, diesen Posten musste er Anfang März vorläufig abgeben, er hat um seine Freistellung gebeten, ihm wird „grenzverletzendes Verhalten“ vorgeworfen.

Die Rede ist von Vorfällen in den Jahren 2013 und 2021, die auch im Missbrauchsgutachten, das das Bistum zuletzt veröffentlicht hat, eine Rolle gespielt haben. Messdiener hatten sich vom Pfarrer „bedrängt“ gefühlt, sie wurden eingeladen, ihnen wurde Alkohol angeboten. Später ging es dann unter anderem um doppeldeutige Nachrichten mit Kuss-Smileys. Die Staatsanwaltschaft hat laut Bistum darin keine strafbaren Handlungen erkannt und ein Ermittlungsverfahren eingestellt. Laut Studie erklärte ein Kirchenrechtler, dass die Vorgänge „gravierend“ seien, aber nicht strafrechtlich relevant.

Aus Gladbecker Zeiten sind keine Vorwürfe bekannt

Die Vorfälle beschränken sich auf Duisburg, aus der Gladbecker Zeit ist Derartiges nicht bekannt, das sagen Gemeindemitglieder, die sich noch an den Kaplan erinnern. Auch nach Bekanntwerden der Vorwürfe gab es keine Hinweise auf Ähnliches in Gladbeck.

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Roland Winkelmann hat sich auf Nachfrage der Redaktion nicht geäußert. Auch gegenüber der Lokalredaktion Duisburg ist er auf die konkreten Vorwürfe nicht eingegangen, nur so viel: Sein Verfahren liege „dem vatikanischen Dikasterium für die Glaubenslehre zur Prüfung vor“. In einem Schreiben an seine Gemeinde betont er: „Es geht ausdrücklich nicht um sexuellen Missbrauch.“ Und weiter: Die Vorwürfe gegen seine Person würden vom Bistum wie auch von ihm selbst sehr ernstgenommen. „Ich will und werde mich mit dieser Anfrage an mein Verhalten auseinandersetzen“, zitiert die WAZ Duisburg aus dem Brief.

Bistum ruft Betroffene auf, sich an beauftragte Ansprechpersonen zu wenden

Dem Bistum seien über die im Gutachten behandelten Fälle hinaus ebenfalls keine weiteren bekannt, so Sprecher Ulrich Lota auf Nachfrage der Redaktion. Und weiter: „Das Bistum Essen weist immer wieder darauf hin, dass Betroffene von sexualisierter Gewalt durch Mitarbeitende des Bistums Essen oder Personen, die Kenntnis darüber erlangt haben, sich jederzeit an die beauftragte Ansprechpersonen wenden können.“ Weitere Hinwiese dazu hat das Bistum Essen auch im Internet veröffentlicht: hilfe.bistum-essen.de

Derzeit stellt das Bistum Essen die Missbrauchsstudie in den Städten des Bistums vor. In Gladbeck findet diese Veranstaltung am Montag, 3. April, um 19 im K4, Kirchstraße 6 statt. Markus Potthoff, Leiter des Ressorts Kirchenentwicklung im Generalvikariat, bezieht Stellung zu der Studie und den Empfehlungen daraus.