Gladbeck. Beim Gladbecker Verein SfbB geht’s nicht um Leistung. Das seelische und körperliche Wohlbefinden steht im Fokus. Das Programm ist facettenreich.
Der Verein Sport für bewegte Bürger (SfbB) feiert Geburtstag. Am 3. März 1978, vor 45 Jahren also, trafen sich 70 Männer und Frauen aus Gladbeck zur Gründung des etwas anderen Sportvereins. Initiator war Hartmut Knappmann (74), vom ersten Tag an und bis heute 1. Vorsitzender. Während einer Dienstfahrt hörte er im Auto WDR 2. Carmen Thomas machte mit ihrem Ü-Wagen in Mönchengladbach Station und berichtete über den dort gegründeten Verein „Sport für betagte Bürger“.
Knappmann, Wasserballer und politisch in der SPD engagiert, war elektrisiert. „Ich dachte sofort: Ein solches Angebot, ausgerichtet an den Bedürfnissen und Möglichkeiten der älteren Generation, brauchen wir auch in Gladbeck.“ Er informierte sich beim Verein in Mönchengladbach und an der Sporthochschule Köln, setzte alle Hebel in Bewegung, um Mitstreiter zu finden.
Der Gladbecker Verein wurde als „Sport für betagte Bürger“ gegründet, inzwischen umbenannt in „Sport für bewegte Bürger“
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Als Vorsitzender des Sportausschusses konnte Knappmann Politiker aller Parteien im Rat der Stadt von seiner Idee überzeugen, auch die große Sportlerfamilie aus den etablierten Vereinen zog mit. Der ursprüngliche Plan, Sport für Menschen ab 60 als städtisches Angebot zu etablieren, ließ sich nicht umsetzen. Ein Verein musste her.
„Keiner von uns hatte von Vereinsgründung und -führung eine Ahnung“, erinnert sich Christa Oehmke (75), neben Hartmut Knappmann und dessen Frau Doris (73) übrig gebliebenes Gründungsmitglied und stellvertretende Vorsitzende. Erfolgreich waren sie trotzdem: Nach drei Jahren war die Zahl der Mitglieder auf 800 gewachsen, das Sportangebot konnte ständig ausgeweitet werden. Noch heute leitet Christa Oehmke, in jungen Jahren erfolgreiche Schwimmerin beim SV 13 (u. a. 1963 deutsche Meisterin mit der Staffel), diverse Kurse.
Gestartet wurde 1978 mit vier Kegelgruppen und Wassergymnastik. „Und dann ging alles hopplahopp“, erzählt Doris Knappmann. Sie war bis 2020 Geschäftsführerin und leitete als Vorsitzende des Bundesverbandes Seniorentanz diverse Tanzgruppen im Verein, erwarb die B-Lizenz als Übungsleiterin, um auch Rehasport-Gruppen leiten zu können, seit vielen Jahren ein wichtiges Standbein des Vereins.
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Der SfbB zählt aktuell 1327 Mitglieder, 54 Übungsleiter und -leiterinnen und hat rund 100 unterschiedliche Angebote im Programm, weiß Manuela Langer, Sportwartin und Mitarbeiterin der Geschäftsstelle: Tennis, Pezziball, Gymnastik, Minigolf, Tanz, Boule, Wandern, Radfahren, Wassergymnastik, sogar Rollator-Walking, um nur einige wenige zu nennen. Und immer kommen neue Angebote dazu. Als nächstes progressive Muskelentspannung.
Auch außersportliche Aktivitäten haben sich etabliert. An den Wänden der Geschäftsstelle hängen Werke der vereinseigenen Montagsmaler, im Lesecafé kommen Literaturinteressierte zusammen, andere Mitglieder treffen sich zum Gesprächskreis, wieder andere beim Spielenachmittag . . .
Hartmut Knappmann: „Es geht nicht um Leistung oder Siege!“
Aber nicht nur das unterscheidet den SfbB von anderen Sportvereinen. Hartmut Knappmann: „Bei uns geht es nicht um Leistung oder Siege, sondern um das seelische und körperliche Wohlbefinden der Menschen. In unserer Satzung steht die Förderung des Sports nicht ganz oben, sondern taucht erst hinter Zielen wie Förderung des öffentlichen Gesundheitswesens, der Jugendhilfe und der internationalen Gesinnung auf.“
Kontakt zum Verein SfbB
Der Verein Sport für bewegte Bürger hat seinen Sitz im Haus Erlenstraße 40. Sprechzeiten dort sind montags von 14 bis 15.30 Uhr, mittwochs und freitags von 10 bis 12 Uhr sowie donnerstags von 16.30 bis 18 Uhr.Erreichbar ist der Verein unter Tel. 02043-64222, E-Mail sfbb@gelsennet.de. Alle Informationen sind auf der Homepage www.sfbb-gladbeck.de zu finden.
In der Praxis bedeutet das zum Beispiel: Der Verein betreibt von jeher Integrationsarbeit. Schon 1979 gab es Sportkurse für türkische Kinder und Jugendliche. Der SfbB pflegt einen regen Austausch mit Vereinen in anderen europäischen Ländern, geht in Schulen und Kindertagesstätten, u. a. mit Projekten wie „Anerkannter Bewegungskindergarten“, hat auch für solche Aktivitäten Auszeichnungen bekommen.
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Apropos Kinder: Obwohl der ursprüngliche Name „Sport für betagte Bürger“ etwas anderes suggeriert, war der Verein immer offen für alle Altersgruppen. So gehören zu den Teilnehmern kleine Kinder ebenso wie Emil Roth, der in diesem Jahr seinen 100. Geburtstag feiert.
Und weil das so ist, beschloss man vor sechs Jahren, dem Verein einen neuen Namen zu geben: Sport für bewegte Bürger. Manche Mitglieder bedauerten die „Aufgabe des Markenzeichens“. Kleiner Trost des Vorsitzenden: „An unserer bekannten und bewährten Abkürzung hat sich ja nichts geändert. Wir waren, sind und bleiben der Verein SfbB.“