Gladbeck. Es gibt Ärger um das frühere RAG-Gelände. Es habe eine nicht legale Nutzung der Hallen stattgefunden, so die Stadt. Der Eigentümer widerspricht.
Vor neun Jahren hat die RAG das RBH-Betriebsgelände an der Talstraße in Gladbeck aufgegeben. Kurze Zeit später verkaufte das Unternehmen einen großen Teil des Areals – gut 3,2 Hektar – samt der alten Hallen für die Lokomotiv- und Waggonreparatur darauf, an den Bottroper Unternehmer Helmut Komarek. Die Stadt würde die Fläche an der Talstraße nun gerne gemeinsam mit dem Eigentümer für eine neue Nutzung revitalisieren. Doch das scheint nicht ganz einfach zu sein. Darüber hinaus bereitet das Areal zudem aktuell auch noch einigen Ärger.
Denn das Gelände wird nur auf den ersten Blick im Moment nicht genutzt. Vielmehr ist es wohl so, dass einige Hallen vermietet wurden. Als Lager, wie Helmut Komarek auf Anfrage erklärt. Im Rathaus sieht man das allerdings ganz anders. Stadtbaurat Volker Kreuzer spricht von einer Nutzung, die weit über das Lagern von Gegenständen hinausgehe.
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Stadt Gladbeck: Die Nutzungsuntersagung dient der Gefahrenabwehr
Deshalb habe die Bauaufsicht vor einiger Zeit „im Zuge von Ordnungsverfügungen“ eine Nutzungsuntersagung ausgesprochen. Das sei, heißt es aus dem Rathaus, zur Gefahrenabwehr geschehen. Man gehe davon aus, dass sich regelmäßig Personen auf dem Areal aufhalten würden. So eine Form der Nutzung sei aber „formell und materiell unzulässig, weil das Gelände nicht erschlossen sei, also beispielsweise weder ans Wassernetz noch die Entwässerung angeschlossen sei.
Klage gegen diese Untersagung, so Volker Kreuzer, sei nicht erhoben worden. Selbstverständlich stehe es möglichen Nutzerinnen und Nutzern frei, Bauanträge für vorgesehene Nutzungen zu stellen. Helmut Komarek hingegen räumt jedoch weiterhin lediglich die Lagernutzung ein. Und die wird tatsächlich auch von der Stadt nicht untersagt. Deshalb, so Komarek, habe er die Sache einem Rechtsanwalt übergeben.
Youtuber ItsMarvin machte den Ärger um die Hallennutzung öffentlich
Eine gewisse Öffentlichkeit erhielt das Ganze vor einiger Zeit durch ein Video des Youtubers ItsMarvin, der vor allem durch seine Lost-Places-Videos ziemliche Bekanntheit in den Sozialen Netzwerken erreicht hat. Auch er nutzt eine der Hallen auf dem Areal an der Talstraße, beschwert sich in seinem Video darüber, dass ihm und anderen Leuten nun die Nutzung untersagt worden sei. Der Stadtverwaltung wirft er vor, aus reinem Eigennutz so vorzugehen – und noch dazu eine der Hallen an der Talstraße selber zu nutzen zum „Unterstellen der Weihnachtsmarktbuden“. Als völlig überzogen bezeichnet er zudem den Vorwurf, auf dem Gelände sei ein Discothekenbetrieb entstanden. Vielmehr sei es so, dass einige Polizisten und auch Feuerwehrleute sich an einer der Hallen ab und zu auf ein Bierchen treffen würden.
Dem Vorwurf, an der Talstraße selber eine Halle zu nutzen, widerspricht die Stadt. Und: „Zum genauen Personenkreis der Nutzer des Geländes liegen keine Erkenntnisse vor. (...) Sicherlich finden dort aber keine offiziellen Feiern oder sonstigen Veranstaltungen der Feuerwehr statt.“ Von einem Polizisten, der eine der Hallen angemietet hatte, spricht auch Helmut Komarek. Doch der nutze sie jetzt nicht mehr.
Es gibt wohl unterschiedliche Vorstellungen über die Entwicklung der Fläche in Gladbeck
Grundsätzlich vermutet der Bottroper, dass der Ärger um das Areal an der Talstraße auch der Tatsache geschuldet sein könnte, dass man im Rathaus generell andere Pläne mit der RAG-Fläche vor Augen habe als er als Eigentümer. Bei der Stadtverwaltung spricht man davon, an einer „zukunftsfähigen Entwicklung des Standortes interessiert“ zu sein. Dabei, so der Stadtbaurat, könnte es sich beispielsweise um die Ansiedlung von zukunftsorientiertem Handwerk handeln. Zu beachten seien zudem die Rahmenbedingungen des Standortes wie die schwierige Verkehrsanbindung, die nahe Bahntrasse und auch mögliche Altlasten im Boden. Es habe auch bereits Gespräche mit dem Eigentümer gegeben. Sehr zielführend, so Kreuzer, sei das Ganze allerdings noch nicht verlaufen.
Eigentümer möchte Sozialwohnungen bauen
Ähnlich drückt sich auch Helmut Komarek aus. Seine Vorstellungen von einer Entwicklung auf dem Gelände: Entlang der Tauschlagstraße würde der Bottroper Unternehmer gern Häuser mit Sozialwohnungen bauen. Für die Hallen schwebt ihm auch weiterhin eine Lagernutzung vor, zudem könne man sie auch als Garagen für Boote und Wohnmobile vermieten. „Es gibt nämlich genügend Leute, die genau solche Plätze suchen“, sagt er. Das klingt tatsächlich nach Vorstellungen, die nicht unbedingt mit den Plänen im Rathaus übereinstimmen. Und dabei, so Komarek, könnte es zudem auch noch um Fördergelder gehen, die ohne tragendes Konzept nicht abgerufen werden können. Was ihm nicht vorschwebe sei, das Gelände nun „für einen Apfel und ein Ei“ wieder zu verkaufen – zum Beispiel an die Stadt.
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Und tatsächlich hat man wohl bei der Stadtverwaltung Interesse an einem Kauf. Stadtbaurat Kreuzer: „Heute würden wir anders handeln, hätten so eine Fläche selbst erworben.“ Das sei aber damals, als die RAG sich von dem Areal getrennt hat, noch nicht die Vorgehensweise der Verwaltung gewesen.