Gladbeck. Morgens bestellen oder in der City shoppen – nachmittags sind die Einkäufe zuhause. Ein grüner Lieferdienst macht’s möglich. So funktioniert er.

In Bochum sind die klimafreundlichen E-Fahrzeuge bereits seit etwas mehr als zwei Jahren unterwegs. Nun soll der grüne Lieferdienst auch in Gladbeck etabliert werden. Als Start für den neuen Service haben die Akteure das Frühjahr anvisiert. Davon profitieren sollen die Einzelhändler in Gladbecks Innenstadt und natürlich vor allem auch deren Kundinnen und Kunden. Was genau es mit dem Angebot auf sich hat erklärt Dirk Fromme, Gründer von e-cargo, der Bochumer Gesellschaft für kommunale Elektromobilität, die als Kooperationspartner der Stadt Gladbeck den Lieferdienst übernimmt.

„Bochum bringt’s“ heißt der Service in der Nachbarstadt. Mitten im harten Corona-Lockdown ist das Unternehmen dort an den Start gegangen. Los ging’s ein wenig schleppend, aber im Weihnachtsgeschäft hat der Lieferdienst dann schnell Fahrt aufgenommen. Mittlerweile, sagt Dirk Fromme, seien über 25 lokale Einzelhändler mit dabei. Und es sei zudem auch gelungen, die ersten Filialisten von der Idee zu überzeugen.

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In Gladbeck wird der grüne Lieferdienst „Eagle Delivery“ heißen

So kommt „Bochum bringt’s“ laut Info des Gründers auf mittlerweile gut 10.000 ausgelieferte Päckchen und Pakete sowie 22.000 ausschließlich mit E-Fahrzeugen zurückgelegte Kilometer. Nun also soll der grüne Lieferdienst auch in Gladbeck ins Rollen gebracht werden. Hier unter dem Namen „Eagle Delivery“.

Ansonsten ist das Konzept aber genau wie in Bochum: Dinge, die Gladbeckerinnen und Gladbecker bis mittags in den Geschäften der Innenstadt bestellen, wird die grüne Flotte von e-cargo dann noch am selben Nachmittag zu den Kunden nach Hause liefern. „Damit der Start gelingt, brauchen wir die Gladbecker Einzelhändler, und zwar gleich von Anfang an so viele wie möglich“, betont Dirk Fromme. Denn: Am besten funktioniert „Eagle Delivery“, wenn von Anfang an eine große Auswahl geboten werden kann. Davon profitieren die Kunden. Und das ist wichtig, so Fromme, damit sie das Angebot auch wirklich nutzen.

Durch den grünen Lieferdienst von e-cargo soll der Einzelhandel in Gladbecks Innenstadt gestärkt werden

Ein erklärtes Ziel des grünen Lieferdienstes ist es, den lokalen Handel zu stärken – vor allem in Hinblick auf die wachsende Konkurrenz durch den Onlinehandel. Dabei soll das Angebot aber nicht auf einem neuen Online-Shopsystem basieren. Vielmehr wird es auf der Homepage von e-cargo eine Übersicht über die teilnehmenden Händler geben – mit einer Verlinkung auf deren Homepages. Wichtig für Fromme: Der Lieferdienst soll auch für die teilnehmenden Einzelhändler und Kunden, die weniger onlineaffin sind, ein guter, niederschwelliger Service sein. Und für die Geschäftsleute in der Stadt, die bereits Plattformen wie Amazon und Zalando nutzen, ist es eine Möglichkeit, sich zudem auch noch bewusst lokal und umweltfreundlich aufzustellen.

Lieferdienst auch Thema im Wirtschaftsförderungsausschuss

Der grüne Lieferdienst „Eagle Delivery“ geht in Gladbeck als ein Teil des Forschungsprojektes „Gladbecker Mobilität für Alle“, kurz GlaMobi, an den Start.

In Zusammenarbeit mit der Universität Duisburg-Essen sowie der TU Berlin wird untersucht, durch welche Anreize die Stadtgesellschaft bereit ist, ihr Mobilitätsverhalten nachhaltig zu verändern. Das Ziel ist eine Verkehrsinfrastruktur, die dem Umweltverbund – also ÖPNV, Fuß- und Radverkehr – mehr Raum gibt. Von einer autozentrierten Stadtentwicklung hin zu mehr Mobilitätsgerechtigkeit, also Gladbecker Mobilität für Alle – das ist das Forschungsprojekt GlaMobi, heißt es auf der Homepage der Stadt Gladbeck.

Während der Projektlaufzeit von GlaMobi wird der grüne Lieferdienst finanziell unterstützt mit dem Ziel, sich so etablieren zu können, dass der Service sich wirtschaftlich rechnet.

Der neue Service wird auch Thema in der Sitzung vom Wirtschaftsförderungs- und Bauausschuss sein. Der Ausschuss tagt am 2. Februar bei der Ele an der Karl-Schneider-Straße 2. Beginn: 15.30 Uhr.

Doch nicht nur Online-Bestellungen werden ausgeliefert. Wer am Vormittag in Gladbecks Innenstadt shoppen geht, der kann den grünen Lieferdienst genauso nutzen, sollte der Händler mitmachen, bei dem eingekauft wird. Auch in so einem Fall gilt die Zusage, dass die Ware noch am gleichen Tag den Kunden zuhause in Gladbeck erreicht. Und auch das ist Fromme wichtig: „Uns geht es nicht darum, die Innenstädte zu entvölkern. Ganz im Gegenteil.“ So will der Bochumer Unternehmen beispielsweise auch ganz gezielt Senioren in Gladbeck auf das neue Angebot aufmerksam machen. „Wer beispielsweise mit dem Linienbus zum Bummeln in die Innenstadt fährt, der muss sich auf dem Rückweg nicht mit seinen Einkäufen belasten, weil die ja geliefert werden.“

Und so soll „Eagle Delivery“ in Gladbeck funktionieren

So soll „Eagle Delivery“ funktionieren: Die Einzelhändler melden e-cargo immer gegen Mittag, ob bei ihnen Pakete abzuholen sind. Daraufhin fährt ein Mitarbeiter mit einem kleinen Elektrotransporter die Geschäfte ab, sammelt die Waren ein und erhält von den Geschäftsleuten eine Liste mit den Lieferadressen. Nachmittags erfolgt dann die Auslieferung an die Kundinnen und Kunden in Gladbeck. Bei einer Onlinebestellung ist immer eine Versandgebühr enthalten. „Wird vor Ort im Geschäft gekauft, müssen wir über die Gebühr noch nachdenken. Vielleicht ist ja auch der Händler bereit sie zu übernehmen, so zu sagen als Service für seine Kundschaft.“

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Ein Standort für „Eagle Delivery“ mitten in Gladbecks Innenstadt ist auch bereits gefunden. Die Paketverteilerstelle des grünen Lieferdienstes wird in das leerstehende Ladenlokal an der Lambertistraße 3 (ehemals Schreib- und Papierwaren Zurhausen) einziehen. „Eine super zentrale Lage“, freut sich Dirk Fromme.

Das sagt der Vorsitzende der Gladbecker Werbegemeinschaft zum geplanten Lieferdienst

Den Gladbecker Einzelhändlern wurde das Projekt in der vergangenen Woche detailliert von Stadt und e-cargo vorgestellt. Matthias Alt, Vorsitzender der Werbegemeinschaft, kann sich „Eagle Delivery“ als zusätzliches Angebot in der Stadt durchaus vorstellen. Der Kreis der Geschäftsleute, die an der Präsentation des Lieferdienstes teilgenommen haben, sei allerdings klein gewesen. Nun müsse man die Information unter den Einzelhändlern noch breiter streuen. Denn auch Alt ist sicher: „So ein Projekt braucht ganz viel Öffentlichkeit damit es funktioniert.“