Gladbeck. Angriffe auf Polizisten und Rettungskräfte zu Silvester – was solche Bilder mit Gladbecker Feuerwehrleuten und ehrenamtlichen Kräften machen.
„Solche Bilder machen wütend.“ Wenn es um die Ausschreitungen in der Silvesternacht geht, gibt es bei der Gladbecker Feuerwehr keine zwei Meinungen. Die Fotos und Videos aus Berlin, aber auch aus Teilen von Essen und Bochum, die junge Männer zeigen, die Feuerwehr- und Rettungskräfte angreifen, sorgen auch auf der Gladbecker Wache für Fassungslosigkeit.
Der Zusammenhalt in der Feuerwehr ist groß. Städteübergreifend gibt es Verbindungen, und so sagt Gladbecks Feuerwehrchef Thorsten Korytko dann auch, dass es sich eben nicht um Jugendliche handelt, die mal über die Stränge geschlagen haben. „Sowas wie in Berlin, das sind Straftaten, die Menschen, die so etwas machen, nehmen Körperverletzungen und Brandstiftungen in Kauf. Es ist völlig klar, dass so etwa inakzeptabel ist.“ Gleichzeitig schränkt Korytko aber auch ein, dass es ja nicht ganz Berlin betreffe.
Kein Ehrenamtler in Gladbeck nimmt das zum Anlass, aufzuhören
Feuerwehr, das sind ja immer auch viele ehrenamtliche Kräfte. Ohne die Freiwilligen Feuerwehren wäre in Gladbeck der Brandschutz nicht zu gewährleisten. Doch fragt man sich bei derartigen Bildern nicht auch manchmal, warum man sich dieses Ehrenamt antut? Tatsächlich gebe es solche Gedanken bei der Freiwilligen Feuerwehr gar nicht, sagt Fabian Bröß. Er engagiert sich bei der Freiwilligen Feuerwehr und ist gleichzeitig auch Stadtjugendfeuerwehrwart.
„Unser Ziel ist es zu helfen, man wird eher sauer, wenn wir da behindert und aufgehalten werden. Doch am Ende lässt man sich von sowas nicht ablenken“, bringt er die Motivation der Ehrenamtler auf den Punkt. Holger Mehl, verantwortlich für den abwehrenden Brandschutz bei der Feuerwehr ergänzt: „Ich habe von noch keinem Ehrenamtlichen gehört, dass er aufhören möchte, weil er auf der Straße angegangen wurde.“
Respekt gegenüber Mitmenschen darf nicht nur zu Silvester eine Rolle spielen
Zumal die Erfahrungen, die die Gladbecker Kräfte in der Silvesternacht gemacht hätten, auch eine komplett andere gewesen sei. „Da, wo wir hingekommen sind, waren die Leute freundlich und besonnen. Unsere Bürger wissen sich zu benehmen, und wir hoffen, dass der Respekt so bestehen bleibt.“
Denn letztlich sei es ein Mangel an Respekt, den man da in einigen Städten in der Silvesternacht habe beobachten müssen, sagt Thorsten Korytko. Da spiele es am Ende auch keine Rolle, ob Rettungskräfte, Polizei oder normale Bürger angegriffen würden. Dass nun darüber diskutiert werde, dürfe aber nicht nur als Blitzlicht einmal im Jahr gelten. „Das Thema Respekt gegenüber den Mitmenschen sollte das ganze Jahr über eine Rolle spielen.“ Es sei wichtig, es weiter abzugehen und es eben nicht nur einmal im Jahr hervorzuholen.
Gladbecker Feuerwehr ist von solchen Fällen bisher verschont geblieben
In Gladbeck habe man zum Glück noch keine Angriffe auf Einsatzkräfte erleben müssen. „Sollte uns das mal erreichen, werden wir in jedem Fall Anzeige erstatten“, so die deutliche Ansage des Feuerwehrchefs. „Wer sich auf diesen Weg begibt, der muss damit rechnen, dass er strafrechtlich verfolgt wird.“
Beschimpfungen und Beleidigungen gebe es immer wieder mal. Das sei auch nicht schön und ein Zeichen dafür, dass der Ton rauer werde und der Respekt sinke. Auf der anderen Seite treffe die Feuerwehr nicht selten auf Menschen in Ausnahmesituationen – zumindest aus deren Sicht heraus. Anders sei aber die Situation in der Silvesternacht gewesen, so Korytkos These: „Da ging es um Randale.“
Auf solche Dinge kann sich eine Feuerwehr nicht vorbereiten
Auf so etwas könne man sich auch im Vorfeld einer Silvesternacht nicht vorbereiten, sagt Holger Mehl. „Darüber macht man sich keine Gedanken.“ Aber selbst die Berliner Kollgen hätten so etwas wohl nicht für möglich gehalten und nicht damit gerechnet.
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Torsten Korytko: „Wenn man Verantwortung für 270 bis 300 Leute trägt, ist man selbstverständlich froh, wenn eine Silvesternacht ohne große Probleme verstreicht.“ Aber da rechnet man eben mit fehlgeleiteten Raketen, abgeschossenen Batterien, die dann ausbrennen – auf solche Dinge bereite man sich vor, auf nichts anderes.
Richtig, nach Ursachen für die Krawalle zu forschen
Forderungen nach einem Böllerverbot, wie sie etwa vom Buchumer Feuerwehrchef kommen, teilt Throsten Korytko nicht. Dafür sei es noch zu früh, es gehe nun darum, den Ursachen auf den Grund zu gehen, und dann Maßnahmen zu suchen. Bei einem Verbot treffe man möglicherweise vor allem die Falschen, so seine Sorge. Das Thema werde jedoch auf Ebene des Feuerwehrverbands bearbeitet und man finde da sicher eine einheitliche Meinung.
Dass es nun in der Aufarbeitung der Nacht auch darum gehe zu schauen, wo die Ursachen für solche Ereignisse liegen, vielleicht auch zu gucken, welche Fehler gemacht wurden, sei richtig. Doch es sei eben nicht Aufgabe der Feuerwehr. „Darüber müssen sich andere Gedanken machen.“ Für die Feuerwehr gelte dann, dass man wieder zur Tagesordnung übergehen müsse.
Holger Mehl zieht Parallelen zum Fußballverein. „Es gibt ein kurzes Kabinengespräch, danach geht man raus und macht sein Spiel.“ Hinzu komme, so Fabian Bröß, dass die Feuerwehr ein Team sei. „Das wird gerade auch in der Freiwilligen Feuerwehr großgeschrieben, sollte es da mal Belastungen geben. Man fängt sich gegenseitig auf.“