Gladbeck. Im Kreis Recklinghausen sollte der Telenotarzt Ende 2022 starten. Zur Unterstützung des Notarztsystems vor Ort. Die Einführung verzögert sich.

Bis Ende 2022 sollte im Regierungsbezirk Münster ein Telenotarztsystem eingerichtet werden (WAZ berichtete). Auch der Kreis Recklinghausen will sich daran beteiligen. In Gladbeck war dazu Ende Januar des Vorjahres im Ausschuss für Sicherheit, Ordnung und Feuerwehr öffentlich der Politik berichtet worden. Der Start des Telenotarzte wird sich allerdings verzögern. Im Recklinghäuser Kreishaus spricht man jetzt von Mitte 2023.

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Der Telenotarzt kann aus der Ferne zugeschaltet werden, wenn bei einem medizinischen Notfall der Notarzt aufgrund hohen Einstazgeschehens oder langer Anfahrtswege vor Ort auf sich warten lässt. Via Kamera und Mikrofon kann der Telenotarzt den Sanitätern Anweisungen geben, so dass der Patient etwa schneller mit Medikamenten versorgt werden kann, die der ärztlichen Entscheidung unterstehen. Auch die Übertragung von medizinischen Daten zum Telenotarzt, die zum Beispiel das EKG liefert, ist für die Diagnostik möglich.

Der Kreistag hat beschlossen, sich am Telenotarztsystem zu beteiligen

Der Kreis Recklinghausen ist Träger des Rettungsdienstes. Der Kreistag hatte Ende September 2021 beschlossen, dass sich der Kreis an einem Telenotarztsystem beteiligen soll. Federführend in der Angelegenheit ist die Stadt Münster. In der Großstadt mit Sitz der Bezirksregierung soll die Telenotarztzentrale entstehen. Die Trägergemeinschaft aus Kreisen und kreisfreien Städten im Regierungsbezirk hat sich inzwischen etabliert, berichtet Kreis-Sprecherin Lena Heimers.

In Arbeitsgruppen werde der Start vorbereitet. Dabei gehe es unter anderem um Befugnisse und Zuständigkeiten sowie um die Ausschreibung von Stellen. Innerhalb von acht Minuten soll der Notarzt im Ernstfall beim Patienten eintreffen. Im ländlichen Raum gelten zwölf Minuten als angemessene Frist. Die vorgegebenen Hilfsfristen werden nach Einschätzung des Kreises zu 90 Prozent eingehalten. Vor allem in ländlichen Gegenden, wo die Anfahrtswege weit sind, könnten Telenotärzte eine wertvolle Unterstützung sein.

Die Kosten für das Telenotarztsystem übernehmen die Krankenkassen

Im Kreis Recklinghausen sind mehr als 30 mit Notfallsanitätern besetzte Rettungswagen unterwegs. Tagsüber stehen elf Notärzte bereit, nachts neun. Stationiert sind sie an den Kliniken im Kreis Recklinghausen. Herzanfälle, Schlaganfälle, Luftnot, Krampfanfälle, Unterzuckerung oder auch Verkehrsunfälle sind die häufigsten Anlässe für die Anforderung von Sanitätern und Notärzten.

Was notwendig ist, um die vorgegebenen Hilfsfristen zu erfüllen, wird im Rettungsdienstbedarfsplan dokumentiert – und von den Krankenkassen finanziert. Auch die Kosten für das Telenotarztsystem werden die Kassen übernehmen – für den Regierungsbezirk Münster geschätzt eine Million Euro. Die zusätzliche technische Ausstattung der Rettungsfahrzeuge mit Videokameras und Übertragungssystemen ist in dieser Summe noch nicht enthalten.

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Telenotarztsysteme sollen nach dem Wunsch des NRW-Gesundheitsministeriums landesweit bestehende Notarztsysteme ergänzen. In Aachen läuft bereits seit 2014 ein Modellversuch.