Gladbeck. Das Aus für Gasheizungen und andere Sanierungen beschäftigen die GWG im nächsten Jahr. Warum für große Maßnahmen erst das Land aktiv werden muss.
Es ist ein großes Projekt, hier an Kamp- und Rockwoolstraße. Neun Mehrfamilienhäuser mit insgesamt 66 Wohnungen saniert die Gladbecker Wohnungsgesellschaft (GWG) hier derzeit. In Zukunft wird es wohl schwieriger werden, derartige Projekte zu stemmen. Denn steigende Baukosten und höhere Zinsen zwingen die GWG dazu, im kommenden Jahr derartig große Projekte erst einmal hintenan zu stellen. Zumindest äußert sich GWG-Geschäftsführer Stephan Patz mit Blick auf das kommende Jahr sehr zurückhaltend.
Gladbecker Gesellschaft plant für kommendes Jahr keine Neubauten
An Neubauten sei wohl vorläufig gar nicht zu denken, stellt er klar. Angesichts der Entwicklung bei Baukosten und Zinsen käme man am Ende auf eine Quadratmetermiete von rund 18 Euro. „Das kann keiner bezahlen.“ Patz spricht von einer „bedrückenden Situation“, schließlich könne die GWG – wie alle kommunalen Wohnungsunternehmen – derzeit ihrer Aufgabe nicht nachkommen, sei man doch eigentlich dafür da, die Menschen mit Wohnraum zu versorgen. „Aber wir können ja kein Geld verbrennen.“ Zumal der Bedarf an neuen Wohnungen durchaus gegeben sei, sagt Patz mit Blick auf den GWG-Bestand. Dort gebe es aktuell nur zwei Wohnungen, die nicht vermietet sind.
Doch selbst größere Sanierungsmaßnahmen seien angesichts der aktuellen Situation wohl nicht realistisch. Es sei so, dass die Kollegen vom Allbau, die vorher für die Geschäftsbesorgung der GWG verantwortlich waren, Enormes geleistet hätten. „Die GWG hat viele tolle Gebäude, die gut dastehen“, wirbt Patz. Gleichwohl gebe es aber noch viele, an denen etwas getan werden müsste.
Das Problem: Bei den derzeitigen Kosten und den steigenden Zinsen könne die GWG größere Maßnahmen nicht umsetzen. Ein kleiner Hoffnungsschimmer bleibt jedoch: Bisher hat das Land noch nichts zur Wohnraumförderung für das kommende Jahr veröffentlicht. Möglicherweise ergebe sich da noch Spielraum, doch noch größere Sanierungen anzugehen.
Neue Maßnahmen nur bei vertretbaren Bau- und Finanzierungskosten
Bei Sanierungen mit öffentlichen Mitteln gibt es eine Besonderheit, so verlängert sich die Zeit, in der die Wohnung in der Bindung bleibt – sprich nur von Menschen gemietet werden kann, die einen entsprechenden Wohnberechtigungsschein haben. Auf diese Weise bleibt preiswerter Wohnraum längerfristig erhalten. An der Bellingrottstraße in Zweckel etwa hat die GWG auf diese Art die Gebäude saniert.
Sollte sich diese Chance im kommenden Jahr noch ergeben, hat Patz bereits Quartiere im Blick, in denen die GWG gern aktiv werden würde – etwa an Erlenstraße und Krusenkamp in Gladbeck-Ost. Dort seien die gröbsten Mängel zwar beseitigt, die alten Balkone abgerissen und durch neue ersetzt, doch dabei habe man beim Aufbau der Balkone schon Raum für eine spätere Dämmung der Gebäude berücksichtigt. „Das würden wir gern angehen, doch es muss zu vertretbaren Bau- und Finanzierungskosten erfolgen“, schränkt der GWG-Geschäftsführer ein.
Einbau neuer Gasheizungen ist ab 2024 verboten
Unabhängig davon hat die städtische Baugesellschaft mit Blick auf die Zukunft genug zu tun. Über allem schwebt schließlich das Ziel, 2045 klimaneutral zu sein. Das ist kein Gladbecker Phänomen, sondern gilt für ganz Deutschland. Bis 2030 schon sollen die CO2-Emissionen um 65 Prozent sinken im Vergleich zum Jahr 1990.
Dafür treten in den nächsten Jahren zahlreiche Regeln in Kraft. So dürfen nach 2023 keine neuen Gasheizungen mehr verbaut werden – einzig als Ergänzung etwa zu Wärmepumpen sind Gaskessel zunächst weiter erlaubt. Heißt für die GWG, dass sich die Verantwortlichen Gedanken machen müssen, wie sie die Gasheizungen nach und nach ersetzen können – wenn sie kaputt sind oder aus anderen Gründen ausgetauscht werden müssen. Patz drückt es so aus: „Die Frist für den Einbau neuer Gasheizungen läuft.“
Wechsel des Energieträgers ist an manchen Stellen mit viel Aufwand verbunden
Also gelte es, sich Gedanken über Alternativen zu machen. Die GWG setzt da auf Fernwärme, nur ist die nicht überall verfügbar. Bleibt also zu prüfen, ob möglicherweise Wärmepumpen eine Alternative sein könnten. Generell wartet hier eine Herausforderung auf die GWG-Verantwortlichen und Mieter. Denn im Bestand der GWG gebe es vergleichsweise viele Gas-Etagenheizungen. „Dort den Energieträger zu wechseln, ist mit größerem Aufwand verbunden“, sagt Patz.
Insgesamt sorgt die Preisentwicklung dafür, dass die Instandhaltung der GWG-Immobilien teurer wird. Patz spricht von Kostensteigerungen in Höhe von 15 bis 20 Prozent im Bereich Instandhaltung.
An Rockwool- und Kampstraße liegt die GWG einigermaßen im Plan
Doch zurück zur aktuell größten GWG-Baustelle. Im März kommenden Jahres will man mit der Sanierung n Rockwool- und Kampstraße fertig sein und bisher liege man einigermaßen im Gesamtzeitplan, sagt der neue GWG-Geschäftsführer Stephan Patz. Was die Kosten angeht, liege man inzwischen leicht über dem kalkulierten Rahmen, doch noch sei alles im Rahmen. 6,25 Millionen Euro hat die GWG ursprünglich eingeplant, die Mehrkosten liegen derzeit bei rund 5,5 Prozent. „Die Arbeiten wurden rechtzeitig ausgeschrieben und vergeben.“ Das bedeutet, die aktuellen Preissteigerungen, Materialknappheit oder die schwierige Verfügbarkeit von Handwerkern treffen die GWG bei dieser Maßnahme noch nicht so hart.