Gladbeck. Heilige Bilder der Ostkirche „made in Gladbeck“ entstehen unter Hans Boltendahls Händen. Der 94-Jährige stellt seine Werke demnächst aus.

Die heiligen Bilder der Ostkirche „made in Gladbeck“ sind demnächst im Jugendheim St. Johannes zu sehen. Der Künstler Hans Boltendahl ließ die WAZ bei seiner Arbeit zuschauen und erklärte, welche Bedeutung hinter diesen Werken steckt.

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Hans Boltendahl reibt einen Pinsel gegen seine Wange, die Naturhaare laden sich elektrisch auf. Vorsichtig nähert sich der Gladbecker damit einer kleinen Schachtel, und die Spannung zieht wie von Zauberhand ein hauchdünnes Briefchen Blattgold heraus. Der Künstler kann es unbeschädigt auf die vorbereitete Holzplatte auflegen. „Ikonenmalerei ist eine vielseitige Handarbeit“, erklärt der 94-Jährige, der seit 30 Jahren dieses Handwerk in Gladbeck ausführt.

Der Gladbecker Hans Boltendahl verlor sein Herz an die Ikonenmalerei in Griechenland

Ikonen werden grundsätzlich auf Holz gemalt, doch bevor das eigentliche Malen der Heiligenfiguren beginnt, stehen etliche Vorbereitungen an. Die Platten werden mit einem Leinentuch überspannt, dann wird eine bestimmte Kreidemischung nass aufgetragen. Diese muss trocknen. Der Vorgang wiederholt sich sechs bis acht Mal, da vergehen Wochen. Danach wird die Oberfläche glatt geschmirgelt, spiegelglatt, damit das 23,5-karätige Blattgold einwandfrei sitzt.

„Ich habe noch meine erste Ikone, die ich vor 30 Jahren gemacht habe, die ist nicht perfekt“, sagt Boltendahl schmunzelnd. In der Tat hat der Erzengel Michael ein paar kleine Falten, aber eigentlich fallen die nur dem Spezialisten auf. Boltendahl ist Perfektionist, wie die Mönche auf der Halbinsel Athos in Griechenland, bei denen der damalige Sozialarbeiter aus Gladbeck in den 1990er Jahren die ersten Ikonen gesehen und sein Herz an diese Kunst verloren hat.

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Einen ersten Workshop hatte er paradoxerweise im Kurhotel seiner Frau entdeckt, die damals bei der Wanderung zu den Klöstern nicht mit dabei sein durfte, weil dort keine Frauen erlaubt sind. Boltendahl hat sich dann intensiv mit Spezialisten der Ikonenmalerei weitergebildet, in Düsseldorf und Münster. Ohne seine Spiritualität, seine tiefe Verwurzelung im katholischen Glauben, wäre diese Hingabe kaum denkbar.

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Die Ikonen-Kunst lässt wenig Spielraum für eine eigene Interpretation. Der Gladbecker Hans Boltendahl erklärt: „Während des Malens wird gebetet, es ist eine spirituelle Erfahrung.“
Die Ikonen-Kunst lässt wenig Spielraum für eine eigene Interpretation. Der Gladbecker Hans Boltendahl erklärt: „Während des Malens wird gebetet, es ist eine spirituelle Erfahrung.“ © FUNKE Foto Services | Christoph Wojtyczka

Es ist eine Kunst, die stark in Traditionen lebt, wenig Spielraum für eigene Interpretation gibt. „Während des Malens befasst sich der Künstler mit der Geschichte des Abbildes, es wird gebetet, es ist eine spirituelle Erfahrung.“ Auch die Liebhaber, Sammler und Verehrer der farbenprächtigen Bilder der Ostkirche tauchen ein in dieses Ritual. „Hier wird der Heilige verehrt, sein Urbild, nicht das Abbild.“

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Ikonen finden sich nicht nur in Griechenland, sondern im gesamten Gebiet der Kirche des Ostens. In der Ukraine, in Russland. Boltendahl war als 15-jähriger sechs Jahre in russischer Kriegsgefangenschaft in Sibirien. Der Glaube hat ihm geholfen, dies durchzustehen, mehr noch, Gemeinsamkeiten zu sehen, keinen Hass zuzulassen.

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Vor Jahren hat er eine in Gladbeck gefundene Ikone, eine Kriegsbeute, die auf einem Dachboden verstaubte, nach Moskau zurückgebracht und sich für die Restaurierung eingesetzt. Auch die Ikonenmalerei macht er zu einem guten Zweck, von ihm verkaufte Bilder fließen an karitative Einrichtungen. Am dritten Adventssonntag wird Boltendahl 52 Werke im Jugendheim St. Johannes ausstellen – und die Verkaufserlöse kommen der Gemeinde zugute.

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„Es ist vielleicht meine letzte Ausstellung“, sagt der Künstler mit leicht wehmütigem Blick. Vielleicht kokettiert er aber auch ein bisschen mit seinem Alter – und es wird doch noch weitere Ikonen „made in Gladbeck“ geben. Bewunderns- und nachahmenswert ist allemal, dass ein Hobby, erst im Rentenalter begonnen, sich in 30 Jahren zu einer hochwertigen Kunst entwickelt hat.

Ikonen, Fenster zum Himmel – Die heiligen Bilder der Ostkirche: Jugendheim St. Johannes, Bülser Straße 8. Zu sehen am Samstag/Sonntag, 10./11. Dezember, 11 bis 16 Uhr.

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