Gladbeck. Vater und Sohn Eimers holen den Titel im härtesten Gasballonrennen der Welt. Das Team vom Gladbecker Aeroclub siegt mit Landung in Bulgarien.
Dieses Mal ist es für Wilhelm Eimers (72) besonders schön, für seinen Sohn Benjamin (37) sowieso. Das Team vom Flugsportverein Gladbeck im Aeroclub NRW ist Weltmeister im Langdistanz-Gasballonfahren. Für den erfahrenen Senior ist es eine Bestätigung seines Könnens – mit dem nun fünften WM-Erfolg. Der zudem ein ganz besonderer ist, da Sohn Benjamin zum ersten Mal den Titel errungen und mit an die Spitze der Gasballon-Elite gefahren ist. Die Weltmeister werden bald in Gladbeck erwartet und gebührend gefeiert.
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Das Duo lieferte sich ein hartes Rennen, das lange Kopf-an-Kopf ausgetragen wurde, bis sich eine Spitzengruppe absetzen konnte. Darunter der Ballon GER-3 vom Team Eimers. Der Start des Gordon Bennett Cup 2022, zugleich der Kampf um die Weltmeisterschaft, erfolgte bei sonnigem Wetter südlich des Bodensees im schweizerischen St. Gallen. Der Cup wird seit 1906 ausgetragen, ist damit das älteste Ballon-Rennen der Welt. Ziel der Piloten ist es, sich mit der Gasfüllung so lange wie möglich in der Luft zu halten und möglichst weit voran zu kommen, denn nach der Landung zählt für den Sieg die weiteste gefahrene Distanz.
Ein 650-Kilo-Sandvorrat kann abgeworfen werden, um Höhe zu gewinnen
Schwierigkeit dabei: „Der Ballon hat ja keinen eigenen Antrieb. Wir können nur versuchen ihn zu lenken, in dem wir sinken oder steigen, um eine günstige Luftströmung zu erreichen und voran zu kommen“, erklärt Wilhelm Eimers. Dabei spielt die Thermik, also erwärmte Luft, eine Rolle, weil sie den Ballon nach oben tragen kann. Und der mitgeführte 650-Kilo-Sandvorrat, der schüppchenweise abgeworfen wird. Mit Bedacht, denn ist er aufgebraucht, kann der Ballon nicht mehr selbsttätig leichter gemacht werden, um an Höhe zu gewinnen. Waren früher die Piloten auf sich alleine gestellt, so hilft heutzutage die moderne Technik im Ballon mit GPS, Temperatur und Höhendaten. „Zudem haben wir ein Team am Boden im Command-Center, das Wetterdaten auswertet und sie am Computer berechnet, um uns via Satellitentelefon oder WhatsApp vorherzusagen, wo zum Beispiel in einer Stunde eine günstige Luftströmung sein müsste, um uns weiter voran zu tragen“, so Benjamin Eimers.
Die letzten zehn Stunden des Rennes seien dabei die wichtigsten, wo ständig neu berechnet werde, „um den Ballon möglichst gradgenau zu steuern“. Mit Sauerstoff-Einsatz für die Piloten kletterte GER-3 bis auf 5400 Meter in bitterkalte Minustemperaturen. Die auch besonders für kalte Füße sorgen, wenn einer der Ballonfahrer ruht. „Um sich zu erholen, ist es wichtig, sich ganz ausstrecken zu können“, erklärt Wilhelm Eimers. Im engen Ballonkorb unmöglich, so dass ein Trick hilft: „Eine Klappe in der Seitenwand, die geöffnet werden kann, um die Beine auszustrecken.“ Die Piloten schwebten über touristische Höhepunkte wie den Tegernsee oder Schloss Neuschwanstein, „leider mitten in der Nacht, so dass wir davon nichts hatten“.
Die gelb-blaue ukrainische Flagge war beim WM-Sieg mit dabei
Das Team Eimers hisste auch ein besonderes Ausrufezeichen beim Ballonstart, die gelb-blaue ukrainische Flagge, die bei der WM mitflog. Die angespannte Lage aufgrund des Krieges wirkte sich auch auf die WM aus, da Lufträume, etwa über Belgrad oder dem Hoheitsgebiet der Türkei, gesperrt sind. Die Deutschen lenkten ihr luftiges Gefährt so geschickt, dass sie letztlich das Erreichen der bulgarischen Küste stoppte und sie aus großer Höhe von noch 3500 Metern spektakulär absteigen mussten, mit dem Ziel noch so weit wie möglich zu kommen, eine geeignete Landefläche in der Nähe des Goldstrandes zu erreichen und nichts aufs Meer hinausgeweht zu werden.
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Das Kunststück gelang mit dem Ergebnis, dass das Team Eimers bald von Ehefrau bzw. Mutter Claudia Eimers (63) in die Arme geschlossen werden konnte, die im Verfolgungsfahrzeug dem Ballon hinterhergejagt war. Die erreichte Sieg-Distanz beträgt 1572,36 Kilometer in 60 Stunden und 45 Minuten. Gefolgt vom Ballon Schweiz-1 mit 1550,38 Kilometern und GER-2 mit 1512,20 Kilometern. Beim Erfolg geholfen hätten sicher auch die mehr als 20 Übungsfahrten, die dieses Jahr vom Startplatz des Flugsportvereins Gladbeck, einer Wiese am Wittringer Wald, erfolgten, sagt Wilhelm Eimers. Durch den WM-Sieg wird Deutschland wieder zum Austragungsland einer künftigen Weltmeisterschaft. Nachdem Eimers-Senior 2014 den Titel geholt hatte, startetet das WM-Feld ja mit grandioser Schau 2016 ab Wittringen.
Gladbeck könnte wieder Austragungsort für die Gasballon-WM werden
Ob der Heimatort des Flugsportvereins Gladbeck wieder zum Austragungsort wird, steht noch nicht fest. „Das neu errichtete Windrad auf der Mottbruchhalde ist ja ein Hindernis, das den Start bei bestimmten Windrichtungen gefährlicher macht“, so Eimers. Jetzt wird aber zunächst mal in Gladbeck am 16. September offiziell gefeiert. Mit einem Empfang für die Weltmeister am Startplatz, bei dem Bürgermeisterin Bettina Weist gratulieren wird, und zu dem auch der Präsident des Landessportbundes erwartet wird.