Gladbeck. Mit einem neuen Programm möchte die Stadt Gladbeck geduldeten Menschen ermöglichen, im Land zu bleiben. Es gibt bereits erste Erfolge.

Die Stadt Gladbeck möchte die Integrationsarbeit verstärken und so bei diesem Thema ein Stück voran kommen. Geduldeten Menschen, die integrationswillig sind, soll über das Programm „Kommunales Integrationsmanagement“ ein gesicherter Aufenthalt ermöglicht werden. „Der Vorteil ist, dass wir diese Menschen nicht abschieben müssen, sondern dass sie sich zum Beispiel durch Arbeit eingliedern können“, so Sozialdezernent Rainer Weichelt. Das Konzept helfe auch der Gesellschaft, indem Betroffene „in die Wirtschaftssysteme gehen, und nicht in die Unterstützungssysteme“.

Rainer Weichelt führt ein Negativbeispiel an: „Wir alle wissen um libanesische Clans. Das Problem war, dass sie lange nicht arbeiten gelassen wurden, aber auch nicht ausreisen mussten, da der Libanon ein Krisengebiet ist.“ Auch um solchen Problemen entgegen zu wirken, habe die Stadtverwaltung immer ein Programm gefordert, so Weichelt, der das Kommunale Integrationsmanagement für ein sehr gutes Projekt hält. Denn: „Die Menschen werden dann nicht mehr daran gehindert, einer sinnvollen Beschäftigung nachzugehen.“

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Das Landes-Programm läuft zunächst über zehn Jahre

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Das vom Land Nordrhein-Westfalen initiierte Förderprogramm ist bis 2030 angelegt. Erste Maßnahmen davon setzt die Stadtverwaltung bereits um, nun soll es ausgeweitet und die Integrationsarbeit weiter verbessert werden. Denn die bisherigen Erfahrungen seien gut, es gebe bereits erste Erfolge.

In der Ausländerbehörde ist vor rund einem Jahr eine zusätzliche Stelle geschaffen worden, 97 Menschen sind bisher in das Programm aufgenommen worden. Der zuständige Mitarbeiter schaut sich jeden Fall an, dazu betrachtet er verschiedene Kriterien, die sich positiv auswirken können, wie zum Beispiel: Wer spricht gut deutsch, wer hat immer nach Arbeit gefragt, wer engagiert sich sozial.

28 Aufenthaltserlaubnisse konnten in Gladbeck bereits erteilt werden

„Bisher wurden 28 Aufenthaltserlaubnisse erteilt und der Kollege hat 65 Beratungsgespräche geführt“, berichtet Doris Foerster, Abteilungsleiterin Integration und Ausländerwesen im Amt für Integration. Sie führt ein weiteres Beispiel für den Erfolg des Projekts an: „Ein Mittel, um eine Abschiebung zu verhindern, ist, die eigene Identität nicht preiszugeben.“ Durch die neuen Bleibe-Möglichkeiten mit dem Integrationsmanagement sei es dem Kollegen jetzt schon gelungen, dass ihm 47 Pässe vorgelegt wurden.

Eine zweite Stelle für diesen Bereich soll in der Verwaltung in diesem Jahr dazukommen. Insgesamt entstehen in der Verwaltung zunächst vier zusätzliche Stellen für das Projekt. Über weitere Stellen, die eventuell auch bei Sozialverbänden angesiedelt sein können, werde noch entschieden, so Weichelt.

Sozialdezernent Rainer Weichelt hofft, die Integrationsarbeit in Gladbeck über das Landes-Programm „Kommunales Integrationsmanagement“ weiter verbessern zu können.
Sozialdezernent Rainer Weichelt hofft, die Integrationsarbeit in Gladbeck über das Landes-Programm „Kommunales Integrationsmanagement“ weiter verbessern zu können. © FUNKE Foto Services | Michael Korte

Mitarbeiter der Verwaltung sollen vor Ort auf die Menschen zugehen

In einem weiteren Schritt wurde Ende vergangenen Jahres ein Case-Management (Fall-Management) eingerichtet. Entsprechend sollen Fallmanager die Menschen persönlich aufsuchen und beraten. „Auf die Menschen zuzugehen ist ein neuer Ansatz“, so der Sozialdezernent. Ihnen sollen Hilfen angeboten werden, damit sie sich besser in die Gesellschaft hineinfinden können.

Aktuell initiiert die Stadtverwaltung zudem einen Arbeitskreis unter Beteiligung weiterer Organisationen, wie zum Beispiel der Flüchtlingshilfe. Ziel sei es, die Arbeit der Kommune zu unterstützen, „damit Integration besser gelingen kann“.

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Auch viele Menschen aus Afghanistan können von dem Programm profitieren

208 Menschen sind in Gladbeck aktuell geduldet. 100 von ihnen müssen das Land verlassen, da sie entweder Straftäter oder abgelehnte Asylbewerber sind. Diese Abschiebungen zu vollziehen, ist Aufgabe der Stadtverwaltung.

Von dem Programm profitieren sollen unter anderem Menschen aus , die aufgrund der aktuellen Lage in ihrem Heimatland nicht abgeschoben werden dürfen, die in Deutschland aufgrund ihres Status aber auch nicht arbeiten dürften. Über das neue Programm hätten sie die Chance dazu. Aktuell leben zwölf Geduldete aus Afghanistan in Gladbeck. Voraussichtlich im März soll das Konzept des „Kommunalen Integrationsmanagements“ der Politik vorgestellt werden.